„Soziale Partnerschaft ernst nehmen“: Stellungnahme von Stadtdechant Kleine zum geplanten Stellenbau der Kölner Ford-Werke

27. November 2024; ksd

 

Köln. An diesem Mittwoch (27. November) kommen bei den Kölner Ford-Werken Tausende Mitarbeiter zu einer außerordentlichen Betriebsversammlung zusammen, um mit der Geschäftsführung über die angekündigten Stellenstreichungen zu sprechen. Der Autobauer hatte Mitarbeitende und Öffentlichkeit kürzlich darüber informiert, bis Ende 2027 in Europa 4000 Stellen abzubauen, 2900 alleine am Standort Köln. Dabei gab es bislang eine Arbeitsplatzgarantie bis 2032. Zu den Plänen äußert sich Stadtdechant Msgr. Robert Kleine kritisch in einer Stellungnahme. Im Wortlaut:

„Die Ankündigung vom Abbau von 2900 Stellen im Kölner Ford-Werk trifft mit ganzer Härte die Mitarbeitenden des Autoherstellers; aber auch für die gesamte Stadt ist dies eine Hiobsbotschaft.

Neben äußeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben offenkundig vor allem Fehlentscheidungen des Ford-Managements den Autobauer in diese tiefe Krise geführt.

Die Beschäftigten sehen sich nun in ihrer Existenz bedroht, obwohl sie gute Arbeit geleistet haben. Sie haben darauf vertraut, dass ihnen gute Leistung eine möglichst sichere Zukunft bietet. Nun erhalten sie wohl nicht einmal die Chance, sich mit Ideen und Konzepten einzubringen, um solche tiefen Einschnitte zu verhindern.

Dabei ist besonders beschämend, dass das Management die Mitarbeitenden über eine abendliche Rundmail informierte.
Als Kirche teilen wir die Sorge und Verunsicherung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angesichts des angekündigten massiven Stellenabbaus, der nicht nur das Werk in Köln betrifft. Es zeugt von mangelnder sozialer Sensibilität, wenn ein Weltkonzern wie Ford seine Unternehmens- und Geschäftspolitik einseitig auf dem Rücken seiner Beschäftigten austrägt.

Es ist zu befürchten, dass durch den Arbeitsplatzabbau das angespannte gesamtgesellschaftliche Klima in unserem Land noch zusätzlich belastet wird. Es braucht stattdessen dringend ermutigende Signale seitens der Wirtschaft und der Politik sowie zukunfts- und tragfähige Konzepte, um die Krise zu überwinden.

Die christliche Soziallehre betont, dass Arbeit und Einkommen Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe und ein menschenwürdiges Leben sind. Das gilt nicht nur, aber vor allem für ältere Beschäftigte sowie für Auszubildende, die bislang im Unternehmen eine hochwertige Ausbildung erfahren haben und eine Zukunftsperspektive benötigen.

Uns als Kirche ist es wichtig, an der Seite der Beschäftigten zu sein, wenn mit Ford einer der größten Arbeitgeber der Stadt solch massive Einschnitte plant. Dies ist umso wichtiger in einer Zeit, die von vielen Krisen geprägt ist, und in der die Kommune erst kürzlich einen Haushaltsentwurf vorgelegt hat, der massive Einschnitte im sozialen Bereich bedeuten wird, wenn er so umgesetzt wird. Die soziale Partnerschaft ist eine verbindliche Leitlinie unseres Staates. Gerade in ernsten Zeiten muss diese soziale Partnerschaft ernst genommen werden.“

 

Zurück