AKTUELLES
Hier finden Sie aktuelle Nachrichten zu stadtweiten Veranstaltungen, Initiativen und Aktionen der katholischen Kirche und ihrer Kooperationpartner in der Stadt Köln.
Überregionale Nachrichten der katholischen Kirche finden Sie auf den folgenden Webseiten:
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DOMRADIO.DE feiert sein 25-jähriges Jubiläum - HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!
Der Kölner Stadtdechant Msgr. Robert Kleine gratuliert DOMRADIO.DE zum 25-jährigen Bestehen
11. Juni 2025; ksd

Köln. Heute vor 25 Jahren, es war der Pfingstsonntag 2000, erblickte das DOMRADIO das Licht der Welt und ging offiziell auf Sendung.
Kardinal Woelki würdigt zum Jubiläum zurecht das ansprechende Programm von DOMRADIO.DE, "das weit über unser Erzbistum hinaus Menschen erreicht, informiert und begleitet." Verlässlicher und glaubwürdiger Journalismus sei gerade in einer Zeit der gesellschaftlichen und politischen Spannungen wichtiger denn je.
Deshalb ist das Jubiläum ein großartiger Anlass, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, besonders auch den Journalistinnen und Journalisten zu danken, die das DOMRADIO in einem Vierteljahrhundert zu einer echten katholischen Marke gemacht haben!
Ich denke dabei vor allem an den Gründungs-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen, der 24 Jahre lang quasi das Gesicht von DOMRADIO.DE war. Dank auch an den langjährigen Geschäftsführer Carsten Horn.
Heute gratuliere ich Chefredakteur Renardo Schlegelmilch und Geschäftsführer Gerald Mayer ganz herzlich und wünsche Phantasie, Tatkraft und Freude im Glauben, auf dass das DOMRADIO auch die nächsten 25 Jahre ein katholischer Garant für verlässlichen und glaubwürdigen Journalismus bleibt!
Weitere Infos zu DOMRADIO.DE und zum Jubiläum finden Sie hier .
Ökumenischer Tauf-Brückenweg am 15. Juni 2025
30. Mai 2025; ksd

Köln. Am Sonntag, den 15. Juni 2025 sind Jung und Alt zum 7. Ökumenischen Tauf-Brückenweg mit dem Titel "Wachsen mit Gott" eingeladen. Der Anlass ist das 1700-jährige Jubiläum des Glaubensbekenntnisses von Nicäa. Der Tauf-Brückenweg wird vorbereitet von der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Köln (ACK) mit evangelischen, katholischen und vielen anderen Kirchen.
Zum ersten Mal richtet sich ein ökumenischer Brückenweg in besonderer Weise an Familien mit Kindern bis zum Grundschulalter. Da das Glaubensbekenntnis von Nicäa im Kern ein Taufbekenntnis ist, wollen wir in vier Stationen das Geschenk der Taufe entfalten. Diese vier Stationen sind:
- „Licht“ (griech.-orthodoxe Kirche, Urbanstraße 1, 50679 Köln-Deutz)
- „Wasser“ (evang.-freikirchl. Friedenskirche, Rheinaustraße 9-13, 50676 Köln)
- „Name“ (evang. Trinitatiskirche, Filzengraben 6, 50676 Köln) und
- „Segen und Sendung“ (Kölner Dom). Dort findet um 16.30 Uhr ein halbstündiger ökumenischer Familiengottesdienst statt.
Weitere Einzelheiten finden Sie hier .
Den Flyer mit Infos können Sie hier downloaden.
Familienmesse an Fronleichnam
30. Mai 2025; ksd

Köln. Den Auftakt für das Kölner Fronleichnamsfest am 19. Juni 2025 bildet das Pontifikalamt mit Kardinal Rainer Maria Woelki auf dem Roncalliplatz um 10.00 Uhr.
Anschließend zieht die Prozession durch die Straßen der Altstadt zum Kölner Dom. Nach dem Schlusssegen besteht die Möglichkeit, vor dem Dom bei Speis und Trank ins Gespräch zu kommen.
Daneben findet um 11.00 Uhr in der Minoritenkirche (Kolpingplatz 1, 50667 Köln) eine Familienmesse statt. Nach der Messe schließen sich die Familien der Prozession zum Dom an.
Sie sind ganz herzlich eingeladen!
Das Plakat zum Download finden Sie hier.
God meets Queers - Wie wir Gottesbilder neu/anders denken können
30. Mai 2025; ksd

Köln (ksd). Katholisch und queer – das geht doch nicht!? So haben wir im letzten Jahr vor der ersten Veranstaltung des Katholischen Stadtdekanats im Rahmen des ColognePride gefragt. Dass es doch sehr wohl geht und auch gut so ist, das zeigen uns viele queere Menschen als haupt- und ehrenamtliche Engagierte in unseren Gemeinden und Einrichtungen jeden Tag immer wieder aufs Neue. Wir wollen als katholische Kirche in Köln eine einladende und offene Kirche sein!
Deshalb freuen wir uns, dass wir auch in diesem Jahr eine Veranstaltung im Rahmen des ColognePride ausrichten können. Diese findet statt am Dienstag, 24. Juni 2025 um 19:30 Uhr im DOMFORUM (Domkloster 3, 50667 Köln).
Können wir uns heutzutage Gottesbilder auch anders/neu vorstellen als in klassisch patriarchalen Kontexten?
Ist es möglich, Gott anders und neu zu denken und Gott so auch neu kennen zu lernen, wenn wir uns von traditionellen westlichen Denkmustern lösen?
Das Katholische Stadtdekanat Köln lädt in Kooperation mit dem Katholikenausschuss in der Stadt Köln sowie dem Katholischen Bildungswerk Köln zu einer Podiumsdiskussion mit anschließendem Austausch ein.
Podiumsgäste sind
- Prof. Magnus Striet (Professor für Fundamentaltheologie aus Freiburg),
- Prof. Andreas Krebs (Professor für Alt-Katholische und Ökumenische Theologie aus Bonn) sowie
- Dr. Dorothea Ugi (evangelische Pastorin aus Köln).
Moderiert wird der Abend von Dr. Annette Jantzen (Theologin und freie Autorin).
Das Plakat zur Veranstaltung können Sie hier herunterladen.
Dankmesse für Papst Leo XIV. im Kölner Dom am 20. Mai
14. Mai 2025; Hildegard Mathies
Köln (pek/ksd). Zur Mitfeier einer Dankmesse im Kölner Dom aus Anlass der Wahl von Papst Leo XIV. lädt Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki für Dienstag, 20. Mai, um 18.30 Uhr alle Gläubigen des Erzbistums Köln ein.
Zuvor findet in Rom am Sonntag, 18. Mai, um 10 Uhr die offizielle Amtseinführung des neuen Papstes statt, an welcher Kardinal Woelki teilnehmen wird. Am Tag der Amtseinführung von Papst Leo XIV. werden alle kirchlichen Gebäude im Erzbistum Köln geflaggt, 15 Minuten vor Beginn der Feier läuten die Glocken festlich. Im Festgeläut des Kölner Doms wird auch der „Decke Pitter“ mitläuten. Der Kölner Dom wird ebenso am 20. Mai beflaggt sein.
Das Pontifikalamt wird live von Domradio.de übertragen.
Einführung von Papst Leo im Livestream
Die feierliiche Einführung auf dem Petersplatz in Rom wird von verschiedenen Sendern übertragen:
Vatican News überträgt ab 10 Uhr auf seiner Website und allen Kanälen, zum Beispiel auf YouTube
DOMRADIO.DE schließt sich diesem Livestream an
Außerdem übertragen das ZDF (ab 9.30 Uhr), EWTN (ab 10 Uhr) und Radio Horeb (ab 10 Uhr). Auch RTL und N-TV übertragen gemeinsam ab 9.45 Uhr. K-TV steigt zum Mittagsgebet um 12 Uhr in die Übertragung ein. Ob es weitere Übertragungen oder Sondersendungen gibt, entnehmen Sie bitte den aktuellen Hinweisen der Sender.
Erste Predigt von Papst Leo XIV.: „Hinter dem Leitungsamt verschwinden und sich klein machen, damit Christus bleibt“
9. Mai 2025; Hildegard Mathies
Rom. Am Tag nach seiner Wahl hat Papst Leo XIV. gemeinsam mit den Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle seinen ersten Gottesdienst im Amt gefeiert. Vatican News dokumentiert die Predigt:
Der Heilige Vater begann mit einigen frei gesprochen Worten in englischer Sprache und fuhr in Italienisch fort:
Ich beginne mit einigen Worten in Englisch, und fahre dann auf Italienisch fort. Aber ich möchte die Worte des Antwortpsalms wiederholen: „Ich will dem Herrn singen ein neues Lied, denn er hat wunderbare Taten vollbracht.“
Und tatsächlich gilt das nicht nur für mich, sondern für uns alle. Meine Mitbrüder Kardinäle, während wir diesen Morgen feiern, lade ich euch ein, über die Wunder nachzudenken, die der Herr vollbracht hat, und über die Segnungen, die der Herr weiterhin über uns alle ausgießt durch das Petrusamt.
Ihr habt mich gerufen, dieses Kreuz zu tragen und mit dieser Aufgabe gesegnet zu sein. Und ich weiß, dass ich auf jeden von Euch zählen kann, mit mir gemeinsam zu gehen, damit wir als Kirche, als Gemeinschaft eine Gemeinschaft von Freunden Jesu und als Gläubige, um die Frohe Botschaft und das Evangelium zu verkünden. Um zu sagen: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16). Als Petrus zusammen mit den anderen Jüngern vom Meister nach seinem Glauben an ihn gefragt wird, bringt er in verdichteter Form zum Ausdruck, was die Kirche durch die apostolische Nachfolge seit zweitausend Jahren als Erbe bewahrt, vertieft und weitergibt.
Jesus ist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, das heißt der einzige Erlöser. Er offenbart das Antlitz des Vaters.
Um den Menschen nahe und ihnen zugänglich zu sein, hat Gott sich uns in den vertrauensvollen Augen eines Kindes, im lebendigen Geist eines Jugendlichen, in den reifen Zügen eines Mannes offenbart (vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 22), bis er schließlich den Seinen nach der Auferstehung in seiner verherrlichten Gestalt erschien. So hat er uns ein Vorbild für ein heiliges menschliches Leben gegeben, das wir alle nachahmen können, zusammen mit der Verheißung einer ewigen Bestimmung, die hingegen alle unsere Grenzen und Fähigkeiten übersteigt.
Petrus hält in seiner Antwort beides fest: die Gabe Gottes und den Weg, den man gehen muss, um sich von ihr verwandeln zu lassen. Dies sind zwei untrennbare Dimensionen der Erlösung, die der Kirche anvertraut sind, damit sie sie zum Wohl der Menschheit verkündet. Sie sind uns anvertraut, die wir von ihm auserwählt wurden, bevor wir im Mutterleib geformt wurden (vgl. Jer 1,5), die wir im Wasser der Taufe wiedergeboren und über unsere Grenzen hinaus und ohne unser Verdienst hierhergeführt und von hier ausgesandt worden sind, damit das Evangelium allen Geschöpfen verkündet werde (vgl. Mk 16,15).
In besonderer Weise vertraut Gott, indem er mich durch eure Wahl zum Nachfolger des Ersten der Apostel berufen hat, diesen Schatz mir an, damit ich mit seiner Hilfe ein treuer Verwalter (vgl. 1 Kor 4,2) zum Wohl des gesamten mystischen Leibes der Kirche sei, auf dass sie immer mehr zu einer Stadt auf dem Berg wird (vgl. Offb 21,10), zu einer rettenden Arche, die durch die Wogen der Geschichte steuert, zu einem Leuchtturm, der die Nächte der Welt erhellt. Und dies weniger wegen der Großartigkeit ihrer Strukturen oder der Pracht ihrer Bauten – wie die Baudenkmäler, in denen wir uns befinden –, sondern durch die Heiligkeit ihrer Glieder, dieses „Volkes, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die großen Taten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“ (1 Petr 2,9).
Allerdings geht dem Gespräch, in dem Petrus sein Glaubensbekenntnis ablegt, noch eine weitere Frage voraus. Jesus fragt: „Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“ (Mt 16,13). Das ist keine unbedeutende Frage, sie betrifft vielmehr einen wichtigen Aspekt unseres Dienstes: die Wirklichkeit, in der wir leben, mit ihren Grenzen und Möglichkeiten, mit ihren Fragen und Überzeugungen.
„Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“ (Mt 16,13). Wenn wir an die Szene denken, die wir gerade betrachten, könnten wir auf diese Frage zwei mögliche Antworten finden, die auch zwei Haltungen beschreiben.
Da ist zunächst die Antwort der Welt. Matthäus betont, dass das Gespräch zwischen Jesus und seinen Jüngern hinsichtlich seiner Identität in der wunderschönen kleinen Stadt Cäsarea Philippi stattfindet, die reich an prächtigen Palästen ist, inmitten einer bezaubernden Naturlandschaft am Fuße des Hermon liegt, aber auch Sitz grausamer Machtzirkel und Schauplatz von Verrat und Untreue ist. Dieses Bild spricht von einer Welt, die Jesus als einen völlig unbedeutenden Menschen betrachtet, höchstens als eine kuriose Figur, die mit ihrer ungewöhnlichen Art zu sprechen und zu handeln Staunen hervorrufen kann. Und so wird diese „Welt“ nicht zögern, ihn zurückzuweisen und zu beseitigen, sobald er aufgrund der Ehrlichkeit und der moralischen Ansprüche, die er einfordert, lästig wird.
Dann gibt es noch die zweite mögliche Antwort auf die Frage Jesu: die der einfachen Leute. Für sie ist der Nazarener kein „Scharlatan“: Er ist ein aufrechter Mann, einer, der Mut hat, der gut spricht und das Richtige sagt, wie andere große Propheten in der Geschichte Israels. Deshalb folgen sie ihm, zumindest solange sie dies ohne allzu große Risiken und Unannehmlichkeiten tun können. Doch er ist für sie nur ein Mensch, und deshalb verlassen auch sie ihn in der Stunde der Gefahr, während seiner Passion, und gehen enttäuscht weg.
Bemerkenswert an diesen beiden Haltungen ist ihre Aktualität. Sie verkörpern nämlich Vorstellungen, die wir leicht – vielleicht in einer anderen Sprache, aber im Wesentlichen gleich – in den Mündern vieler Männer und Frauen unserer Zeit wiederfinden können.
Auch heute wird der christliche Glaube in nicht wenigen Fällen als etwas Absurdes angesehen, als etwas für schwache und wenig intelligente Menschen; vielfach werden andere Sicherheiten wie Technologie, Geld, Erfolg, Macht und Vergnügen bevorzugt.
Es handelt sich um Umfelder, in denen es nicht leicht ist, das Evangelium zu bezeugen und zu verkünden, und in denen Gläubige verspottet, bekämpft, verachtet oder bestenfalls geduldet und bemitleidet werden. Doch gerade deshalb sind dies Orte, die dringend der Mission bedürfen, denn der Mangel an Glauben hat oft dramatische Begleiterscheinungen: dass etwa der Sinn des Lebens verlorengeht, die Barmherzigkeit in Vergessenheit gerät, die Würde des Menschen in den dramatischsten Formen verletzt wird, die Krise der Familie und viele andere Wunden, unter denen unsere Gesellschaft nicht unerheblich leidet.
Vielfach wird Jesus, obwohl er als Mensch geschätzt wird, auch heute bloß als eine Art charismatischer Anführer oder Übermensch gesehen, und zwar nicht nur von Nichtgläubigen, sondern auch von vielen Getauften, die so schließlich in einen faktischen Atheismus geraten.
Dies ist die Welt, die uns anvertraut ist und in der wir, wie Papst Franziskus uns so oft gelehrt hat, berufen sind, den freudigen Glauben an Jesus, den Erlöser, zu bezeugen. Deshalb ist es auch für uns unerlässlich, immer neu zu bekennen: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16).
Das ist vor allem in unserer persönlichen Beziehung zu ihm von wesentlicher Bedeutung, im Bemühen um einen täglichen Weg der Umkehr. Aber dann auch für uns als Kirche, indem wir gemeinsam unsere Zugehörigkeit zum Herrn leben und allen die Frohe Botschaft bringen (vgl. Zweites Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 1).
Ich sage dies vor allem im Blick auf mich selbst, als Nachfolger Petri, der ich meine Mission als Bischof der Kirche von Rom beginne, welche berufen ist, der Gesamtkirche in der Liebe vorzustehen, gemäß dem berühmten Wort des heiligen Ignatius von Antiochien (vgl. Brief an die Römer, Gruß). Als er in Ketten in diese Stadt gebracht wurde, an den Ort seines nahenden Lebensopfers, schrieb er an die Christen dort: „Dann werde ich wirklich ein Jünger Jesu Christi sein, wenn die Welt meinen Leib nicht mehr sieht“ (Brief an die Römer, IV, 1). Er bezog sich darauf, dass er im Zirkus von wilden Tieren verschlungen werden würde – und so geschah es –, doch seine Worte verweisen in einem allgemeineren Sinn auf eine unverzichtbare Anforderung für alle, die in der Kirche ein Leitungsamt ausüben: zu verschwinden, damit Christus bleibt, sich klein zu machen, damit er erkannt und verherrlicht wird (vgl. Joh 3,30), sich ganz und gar dafür einzusetzen, dass niemandem die Möglichkeit fehlt, ihn zu erkennen und zu lieben.
Gott gebe mir diese Gnade, heute und immer, mit der Hilfe der liebevollen Fürsprache Marias, der Mutter der Kirche.
Die Einführung von Papst Leo wird am Sonntag, 18. Mai, um 10 Uhr auf dem Petersplatz in Rom stattfinden.
Neben Vatican News (abrufbar auch über DOMRADIO.DE) werden zahlreiche TV-Sender das Ereignis übertragen. Bitte achten Sie auf die aktuellen Programmhinweise der jeweiligen Sender.
Die Verkündung der Wahl von Papst Leo mit der ersten Anpsrache des neuen Pontifey und den ersten Gottesdienst können Sie über den YouTube-Kanal von Vatican News abrufen.
„Habemus Papam! Viva il Papa“: US-Amerikaner Kardinal Robert F. Prevost zum neuen Papst Leo XIV. gewählt
8. Mai 2025; Hildegard Mathies
Als erster Augustiner ist der Ordensmann Kardinal Robert F. Prevost, gebürtig aus Chicago und 69 Jahre alt, zum neuen Papst Leo XIV. gewählt worden.
Einen ersten Bericht gibt es bei Vatican News. Und hier ein Porträt von Papst Leo.
Die erste Ansprache von Papst Leo (Arbeitsübersetzung von Vatican News, der Text folgt noch auf der Website des Heiligen Stuhls)
Friede sei mit euch allen!
Liebe Brüder und Schwestern, dies ist der erste Gruß des auferstandenen Christus, des guten Hirten, der der Herde Gottes den Weg bereitet hat. Auch ich möchte, dass dieser Friedensgruß in eure Herzen eindringt, dass er eure Familien erreicht, alle Menschen, wo auch immer sie sein mögen, alle Völker, die ganze Erde. Der Friede sei mit euch!
Das ist der Friede des auferstandenen Christus, ein entwaffnender Friede und ein entwaffnender, demütiger, beharrlicher Friede. Er kommt von Gott, von Gott, der uns alle bedingungslos liebt. Wir haben immer noch die schwache, aber immer mutige Stimme von Papst Franziskus im Ohr, der Rom segnet!
Der Papst, der Rom segnete, gab der Welt, der ganzen Welt, an diesem Ostermorgen seinen Segen. Lassen Sie mich an diesen Segen anknüpfen: Gott liebt uns, Gott liebt euch alle, und das Böse wird nicht siegen! Wir sind alle in Gottes Hand. Deshalb lasst uns ohne Angst, Hand in Hand mit Gott und miteinander vereint, voranschreiten. Wir sind Jünger Christi. Christus geht uns voraus. Die Welt braucht sein Licht. Die Menschheit braucht ihn als Brücke zu Gott und seiner Liebe. Hilf auch uns, Brücken zu bauen, mit dem Dialog, mit der Begegnung, die uns alle vereint, um ein Volk zu sein, das immer in Frieden lebt. Danke, Papst Franziskus!
Ich möchte auch allen meinen Mitbrüdern im Kardinalskollegium danken, die mich zum Nachfolger Petri gewählt haben, um mit Ihnen gemeinsam als geeinte Kirche zu gehen, immer auf der Suche nach Frieden und Gerechtigkeit, immer darauf bedacht, als Männer und Frauen, die Jesus Christus treu sind, ohne Furcht zu arbeiten, das Evangelium zu verkünden und zu missionieren.
Ich bin ein Sohn des heiligen Augustinus, ein Augustinianer, der sagte: „Mit euch bin ich Christ und für euch bin ich Bischof“. In diesem Sinne können wir alle gemeinsam auf das Heimatland zugehen, das Gott für uns vorbereitet hat.
Ein besonderer Gruß an die Kirche von Rom! (Applaus) Wir müssen gemeinsam danach suchen, wie wir eine missionarische Kirche sein können, eine Kirche, die Brücken baut, die den Dialog sucht, die immer offen ist, um wie dieser Platz mit offenen Armen zu empfangen. An alle, die unsere Nächstenliebe, unsere Gegenwart, unseren Dialog und unsere Liebe brauchen.
(Auf Spanisch)
Y si me permiten también, una palabra, un saludo a todos aquellos y en modo particular a mi querida diócesis de Chiclayo, en el Perú, donde un pueblo fiel ha acompañado a su obispo, ha compartido su fe y ha dado tanto, tanto para seguir siendo Iglesia fiel de Jesucristo.
(Arbeitsübersetzung der Passage auf Deutsch)
Und wenn Sie mir ein Wort erlauben, einen Gruß an alle und besonders an meine liebe Diözese Chiclayo, Peru, wo ein treues Volk seinen Bischof begleitet, seinen Glauben geteilt und so viel gegeben hat, so viel, um weiterhin Kirche zu sein, treu zu Jesus Christus.+Ihr alle, Brüder und Schwestern von Rom, von Italien, der ganzen Welt - wollen wir eine synodale Kirche sein, eine Kirche, die geht, eine Kirche, die immer den Frieden sucht, die immer die Nächstenliebe sucht, die immer die Nähe vor allem zu denen sucht, die leiden.Heute ist der Tag des Bittgebets an die Muttergottes von Pompei. Unsere Mutter Maria möchte immer mit uns gehen, uns nahe sein, uns mit ihrer Fürsprache und ihrer Liebe helfen.+
Deshalb möchte ich gemeinsam mit Ihnen beten. Beten wir gemeinsam für diese neue Mission, für die ganze Kirche, für den Frieden in der Welt und bitten wir Maria, unsere Mutter, um diese besondere Gnade.
(Es folgte das Ave Maria.)
Die Deutsche Bischofskonferenz gratulierte mit ihrem Vorsitzenden Bischof Dr. Georg Bätzing:
„Mit großer Freude gratuliere ich im Namen der Deutschen Bischofskonferenz und aller katholischer Christinnen und Christen Deutschlands dem neuen Heiligen Vater, Papst Leo XIV., zu seiner Wahl. Wir sind Gott dankbar, dass durch das Wirken des Heiligen Geistes die 133 im Konklave versammelten wahlberechtigten Kardinäle den 267. Nachfolger des heiligen Petrus als Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt haben.
Nach dem zwölfjährigen Pontifikat von Papst Franziskus, auf das wir deutschen Katholikinnen und Katholiken dankbar zurückblicken, sind wir froh, nun wieder einen Papst zu haben, der die Weltkirche leiten wird.
In seiner ersten Botschaft hat er wichtige Akzente der Kontinuität zu Papst Franziskus gesetzt. Er wünschte allen Menschen den Frieden, der vom Christus kommt. Das ist berührend und ermutigend zugleich. Damit macht Papst Leo XIV. deutlich, dass die Kirche auch weiterhin in internationalen Konflikten zur Vermittlung bereit ist. Er ermutigte zu einem missionarischen Aufbruch der Kirche, die offen für alle ist. Gleichzeitig erinnerte die Zeit der langen Jahre seines Wirkens in Lateinamerika und hob die synodalen Erfahrungen in dieser Kirche beispielhaft hervor. Gerade seine klaren Worte zu einer synodalen Kirche, die voranschreitet und für alle Menschen da sein will, sind eine Aussage, die uns auch als Kirche in Deutschland den Rücken stärkt.
Ich erinnere mich gut an die Begegnungen, die ich mit Kardinal Robert Prevost hatte, vor allem bei den zurückliegenden Sitzungen der Weltsynode in Rom. Der neue Papst gehört dem Augustinerorden an. Es ist ein schönes Zeichen, dass Leo XIV. an das Wort des hl. Augustinus erinnert hat: ‚Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ‘. Damit will er den Weg als Bischof von Rom mit dem Volk Gottes fortsetzen. Gerade seine Würdigung von Papst Franziskus zeigt, dass sich Papst Leo XIV. in Kontinuität zu seinem Vorgänger sieht.
Mit seinem Lächeln und seinem Friedensgruß, seinen herzlichen Worten und seinem perspektivischen Blick für die Kirche hat er in wenigen Minuten die Herzen von Milliarden Menschen erreicht. Ich halte die Wahl für hervorragend und bin mir sicher, dass der neue Papst ein Pontifex, ein Brückenbauer im wahrsten Sinne des Wortes, ist. Leo XIV. steht für Dialog und eine Kirche, die nicht um den eigenen Kirchturm kreist.
Ich habe in einem ersten Glückwunschtelegramm dem Heiligen Vater von Herzen gratuliert.
Unser Gebet habe ich ihm versprochen und den Segen Gottes für ihn erbeten. Die Gläubigen
unseres Landes rufe ich auf, für den neuen Heiligen Vater zu beten.“
Kardinal Woelki: „Bewegendes und tiefgehendes Ereignis“
Kardinal Rainer Maria Woelki als einer der drei deutschen wahlberechtigten Kardinäle freut sich live aus Rom: „Heute Nachmittag haben wir mit Leo XIV. einen neuen Heiligen Vater gewählt – das war ein wirklich bewegendes und auch tiefgehendes Ereignis und Erlebnis. Ich bin wirklich ganz froh und glücklich, dass wir so schnell einen neuen Heiligen Vater gefunden haben. Als wir alle gemeinsam eben mit ihm oben auf dem Balkon waren, habe ich die Freude und Dankbarkeit von Tausenden von Menschen gespürt – und auch die Herzlichkeit, mit der sie unseren neuen Papst begrüßt haben. Wir wollen für ihn beten und ihm all unsere Unterstützung versprechen.“
Mit Aufsteigen des weißen Rauches läutete der Decke Pitter im Kölner Dom 15 Minuten lang, die Glocken der anderen katholischen Kirchen im Erzbistum Köln schlossen sich mit einem Festgeläut an.
Am Tag der Einführung des neuen Papstes werden alle Kirchen beflaggt und die Glocken werden 15 Minuten vor Beginn der Feier in Rom ebenfalls läuten. Im Kölner Dom wird Kardinal Woelki ein festliches Pontifikalamt als Dankgottesdienst anlässlich der Wahl von Leo XIV. feiern und um Gottes Segen für dessen Pontifikat bitten. Das entsprechende Datum wird in Kürze veröffentlicht. Außerdem wird in vielen Kirchen des Erzbistums eine heilige Messe im gleichen Anliegen gefeiert. Informationen dazu entnehmen Sie bitte den Websites der Kirchengemeinden vor Ort.
DOMRADIO.DE hat mit Kardinal Woelki in Rom gesprochen und ihn dazu befragt, wie er die Wahl von Papst Leo erlebt hat. Hier zum Nachlesen und Anschauen.
Stadtdechant Msgr. Robert Kleine: „Die ganze Welt guckt in diesen Tagen auf unsere Kirche“
Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine befand sich just zur Verkündung des neuen Papstes Leo XIV. auf der Rückreise aus Rom, wohin er eine länger geplanten Reise als „Pilger der Hoffnung“ unternommen hatte. Im Interview mit DOMRADIO.DE hatte er kurz zuvor gesagt: „Die ganze Welt guckt in diesen Tagen auf unsere Kirche. Gewählt wird ja unser Oberhaupt. Wir freuen uns natürlich, wenn wir wieder einen Nachfolger für Papst Franziskus haben, um den hier auch noch getrauert wird. Besonders ist unter allen Diözesen, dass wir einen Oberhirten haben, der im Konklave sitzt und dass er den neuen Papst mitwählt.“
Nach seiner Rückkehr aus Rom postete Stadtdechant Kleine auf seinem Facebook-Kanal:
„Als ich gestern Abend vom Flughafen in Rom startete, war weißer Rauch aus dem Schonstein der
Sixtinischen Kapelle aufgestiegen. Als ich in Deutschland landete, erfuhr ich, wer der neue Papst
ist: Robert Francis Prevost, der sich den Namen Leo XIV. gegeben hat.
Wir können nur ganz vage erahnen, wie es ihm gestern bei der letzten Stimmenauszählung und
später auf der Loggia ging…. Ich wünsche unserem neuen Papst vor allem Gottvertrauen, Phantasie und
Mut, Geduld und Tatkraft, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf die er sich verlassen und denen er
vertrauen kann, Freude an seinem Dienst und natürlich Gottes reichen Segen!“
Deutsche Augustinerprovinz; „Ein Bruder wird Papst!“
Freude, Überraschung, Ergriffenheit und Anspannung. Das sind nur ein paar Schlagworte, mit
denen man die Stimmung von uns Augustinern ausdrücken kann, als wir erfuhren, wen die Kardinäle
heute zum neuen Papst gewählt haben.
Als kurz nach 18:00 Uhr weißer Rauch über der Sixtinischen Kapelle aufstieg, haben wir uns mit einigen Mitbrüdern wie so viele Menschen vor dem Fernseher versammelt. Scherzhaft haben wir in den Tagen zuvor manchmal zueinander gesagt: „Was, wenn Bob es wird?“
Gerechnet haben wir mit diesem Ausgang allerdings nicht. Als dann der Kardinalprotodiakon den Namen des Neugewählten verkündete, waren wir wirklich baff, erstaunt und gerührt. Unser Mitbruder und ehemaliger Generalprior ist tatsächlich Papst geworden.
Wir spüren, welche Anerkennung und Würde damit unserem Mitbruder zuerkannt wird, der in den Jahren seiner Amtszeit als Generalprior von 2001 bis 2013 mehrmals die Bayerisch-Deutsche Provinz der Augustiner besucht hat. Wir kennen und schätzen unseren Mitbruder. Wir freuen uns mit ihm und spüren die Größe der Aufgabe, die nun vor ihm steht.
Die Wahl seines Namens, Leo XIV., weist auf sein soziales Engagement hin.
Ich habe P. Robert Prevost OSA als einen Mitbruder erlebt, der ein offenes Ohr für die Fragen und die Belange der Brüder hat. Seine Expertise in Fragen des Kirchenrechts und in den Belangen des sozialen Miteinanders zeigte sich nicht nur während seiner Amtszeit als Generalprior. Auch beim Generalkapitel 2019, bei dem ich ihn intensiv als kompetenten Berater und engagierten Mitbruder für die Belange des Gesamtordens und der Menschen in Südamerika erlebte, brachte er seine Kenntnisse zum Wohl des Gesamtordens ein.
Ich hoffe, dass er weiterhin ein Vermittler und wirklicher Brückenbauer sein wird. Ich habe ihn selbstbewusst und zugleich zugewandt erlebt. Und ich vertraue darauf, dass er seine kommunikativen und beziehungsorientierten Fähigkeiten auch als Papst zum Wohl der Kirche und der Menschen einsetzen wird.
Pater Lukas Schmidkunz OSA
Provinzial
ZdK: „Papst Leo XIV. wird den Kurs seines Vorgängers fortsetzen“
„Mit Kardinal Robert Francis Prevost OSA ist heute ein Mann der Mitte, politisch versiert, international vernetzt und zudem bestens informiert über die katholische Kirche in Deutschland, zum Papst gewählt worden. Ich gratuliere dem Heiligen Vater, der den Namen Leo XIV. gewählt hat, im Namen der organisierten katholischen Zivilgesellschaft in unserem Land von Herzen“, sagt die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Dr. Irme Stetter-Karp. „Papst Leo XIV. wird den Kurs von Papst Franziskus mit großer Wahrscheinlichkeit fortsetzen. Der gewählte Name ist Programm. Leo XIII. gilt als Vater der katholischen Sozialethik. Robert Francis Prevost stellt sich in diese Tradition.“
„Erst im Februar 2025 hat das ZdK-Präsidium sich in Rom mit Kardinal Prevost getroffen“, sagt ZdK-Vizepräsident Prof. Thomas Söding. „Er war uns als Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe ein wunderbarer und zugleich ein sehr informierter Gastgeber. Dass er sich bestens auskannte mit dem Synodalen Weg in Deutschland, bietet uns jetzt allerbeste Anknüpfungspunkte für das weitere Vorangehen auf diesem Weg.“
Das Konklave habe sich relativ schnell – bereits am zweiten Tag und im vierten Wahlgang – für Prevost entschieden, so Stetter-Karp. „Damit haben die Kardinäle ein klares Zeichen gesetzt: In einer Welt der Kriege und komplexen Konflikte braucht es eine römisch-katholische Weltkirche, die zeigt, dass sie an konkreten Lösungen mitarbeiten und im Dienst der Menschen diplomatisch tätig sein kein. ‚Eine Kirche, die Brücken baut‘, hat der frisch gewählte Papst versprochen. Das ist, was wir jetzt dringend brauchen. Prevost kann diese Rolle ausfüllen. Ganz besonders aber freut mich, dass Papst Leo XIV. in seiner ersten Ansprache klar formuliert hat: ‚Wir können eine synodale Kirche sein.‘ Damit stellt er sich sehr deutlich hinter die Öffnung, die sein Vorgänger, Papst Franziskus, eingeleitet hat.“
Der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln schreibt auf seiner Homepage:
Wir freuen uns darauf als Diözesanrat mit Papst Leo XVI. „ohne Angst, Hand in Hand mit Gott und einander“ vorwärtszugehen.
Dem neuen Papst gratulieren wir herzlich und wünschen ihm Gottes Segen für seine Arbeit.
Schon mit seinen ersten Worten auf dem Petersplatz hat uns Papst Leo XIV. beeindruckt, denn er hat den Menschen mit seiner Zusage der Liebe Gottes Mut gemacht, sich für eine bessere Welt zu engagieren. „Demütig und beharrlich“ sollen wir uns für Frieden für alle Menschen einsetzen.
Wir begrüßen es, dass der Papst durch seinen Namen an die erste Sozialenzyklika aus dem Jahr 1891 erinnert und die sozialen Fragen so zu einem Schwerpunkt macht.
In der Kirche sieht Leo XIV. die Aufgabe: „Wir müssen gemeinsam herausfinden, wie wir eine missionarische Kirche sein können, eine Kirche, die Brücken baut, den Dialog, immer offen dafür, mit offenen Armen zu empfangen wie dieser Platz…“. Wir freuen uns auch darüber, dass Papst Leo XIV. die Kontinuität zu Papst Franziskus betont hat: „Wir wollen eine synodale Kirche sein, eine Kirche auf dem Weg, eine Kirche, die immer den Frieden sucht, die immer die Barmherzigkeit sucht, die immer besonders denjenigen nahe sein will, die leiden.“
Dankmesse im Kölner Dom geplant
Das Kölner Domkapitel wünscht Papst Leo XIV. Gottes reichen Segen für sein Pontifikat sowie Gesundheit und Kraft für seinen Dienst am Glauben und zum Wohl der Menschen.
„Wir sind froh, dass die Zeit der Sedisvakanz so schnell beendet ist, und erfüllt von Zuversicht, dass es Papst Leo XIV. gelingen wird, ein überzeugender Mittler des Glaubens, des Friedens und der Hoffnung zu sein“, so Dompropst Msgr. Guido Assmann. „Wir sehen seinem Pontifikat in großer Erwartung und Sympathie entgegen.“ Der neue Papst könne sich des Gebets und der Unterstützung der Gläubigen aus Köln versichert wissen.
Zugleich gab der Dompropst bekannt, dass in Kürze im Kölner Dom eine Dankmesse zur Ernennung des neuen Papstes gefeiert werde. „Gemeinsam mit unserem Erzbischof möchte das Domkapitel in diesem Gottesdienst Dank sagen für das zurückliegende Konklave und um Beistand für unseren neuen Papst bitten, auf dass ihm ein segensreiches Pontifikat gelinge – ein authentisches Zeugnis der Liebe Christi.“
Der Termin des Pontifikalamts im Kölner Dom zur Wahl des neuen Papstes wird noch bekanntgegeben unter
Zusammenstellung: Hildegard Mathies
Quellen: Vatican News; DBK; DOMRADIO.DE, PEK, ZdK, Deutsche Augustinerprovinz
Papst Franziskus unter großer Anteilnahme in Rom beigesetzt / Kardinal Re würdigt das Pontifikat der Barmherzigkeit
26. April 2025; Hildegard Mathies
Rom. Fünf Tage nach seinem letztlich doch überraschenden Tod am Ostermontag ist Papst Franziskus am Samstag unter großer Anteilnahme in Rom verabschiedet und beigesetzt worden. Rund 250.000 Menschen waren auf dem und am Petersplatz versammelt. Zahlreiche Menschen säumten die Straßen Roms und begleiteten die Fahrt des Verstorbenen in einem eigens umgebauten Papamobil vom Petersdom bis zu seiner Grablege Santa Maria Maggiore (dieser erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit in kleinem Kreis). Italiens Innenminister Matteo Piantedosi schätzt die Zahl auf insgesamt 400.000. Sowohl beim Requiem als auch auf der letzten Fahrt brandete immer wieder Applaus auf. Vereinzelt waren „Via il Papa“ („Es lebe der Papst“) zu hören. In seiner Predigt würdigte Kardinal Giovanni Battista Re das Pontifikat der Barmherzigkeit und Menschlichkeit, das Papst Franziskus von Beginn an aufrichten wollte. Der im Alter von 88 Jahren verstorbene Pontifex wollte eine Kirche der Menschlichkeit – und keine Kirche der Macht. Die Predigt im Wortlaut:
Auf diesem majestätischen Petersplatz, auf dem Papst Franziskus viele Male die Eucharistie gefeiert und im Lauf dieser 12 Jahre vielen großen Versammlungen vorgestanden hat, sind wir nun traurigen Herzens im Gebet um seine sterblichen Überreste versammelt, getragen jedoch von der Gewissheit des Glaubens, dass das menschliche Dasein nicht im Grab endet, sondern im Haus des Vaters, in einem Leben voller Glückseligkeit, das nie vergeht.
Im Namen des Kardinalskollegiums grüße ich und danke ich allen Anwesenden. Voller Hochachtung grüße ich die zahlreichen Staats- und Regierungschefs sowie die offiziellen Delegationen aus zahlreichen Ländern, die gekommen sind, um ihre Verbundenheit, ihre Verehrung und ihre Wertschätzung, für den verstorbenen Papst zum Ausdruck zu bringen.
Die überwältigende Zuneigung und Anteilnahme, die wir nach seinem Tod erlebt haben, zeigt uns, wie sehr das ereignisreiche Pontifikat von Papst Franziskus den Geist und die Herzen der Menschen berührt hat.
„Ein Pontifikat, das den Geist und die Herzen der Menschen berührt hat“
Das letzte Bild von ihm, das wir weiterhin vor Augen und in unseren Herzen haben werden, ist
das vom letzten Sonntag, dem Hochfest der Auferstehung des Herrn, als Papst Franziskus uns trotz
seiner schweren gesundheitlichen Probleme vom Balkon des Petersdoms aus den Segen erteilen wollte
und sich dann auf den Platz begab, um vom offenen Papamobil aus die vielen Menschen zu begrüßen,
die zur Ostermesse versammelt waren.
Wir wollen nun mit unserem Gebet die Seele des geliebten Papstes Gott anvertrauen, auf dass er ihm ewige Glückseligkeit im herrlichen Licht seiner grenzenlosen Liebe gewähre.
Wir lassen uns von dem Evangelium erleuchten und leiten, in dem Christus den Ersten der Apostel, Petrus, fragte: »Petrus, liebst du mich mehr als diese?«. Und die Antwort des Petrus kam prompt und aufrichtig: »Herr, Du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe!« Und Jesus vertraute ihm die große Aufgabe an: »Weide meine Schafe!«. Das wird die beständige Aufgabe des Petrus und seiner Nachfolger sein, ein Dienst der Liebe nach der Art Jesu Christi, unseres Meisters und Herrn.
„Ein Weg der Hingabe bis zum letzten Tag seines irdischen Lebens“
Ungeachtet seiner Gebrechlichkeit und seines Leidens hat sich Papst Franziskus entschieden,
diesen Weg der Hingabe bis zum letzten Tag seines irdischen Lebens zu gehen. Er folgte dem Weg
seines Herrn, des guten Hirten, der seine Schafe so sehr liebte, dass er sein Leben für sie gab.
Und er tat dies mit Kraft und Gelassenheit, in Nähe zu seiner Herde, der Kirche Gottes.
Als Kardinal Bergoglio am 13. März 2013 im Konklave zum Nachfolger von Papst Benedikt XVI. gewählt wurde, hatte er bereits viele Jahre des Ordenslebens in der Gesellschaft Jesu hinter sich und brachte vor allem die Erfahrung seines 21-jährigen pastoralen Dienstes in der Erzdiözese Buenos Aires mit, wo er zunächst als Weihbischof, dann als Koadjutor und schließlich vor allem als Erzbischof wirkte.
Die Entscheidung, den Namen Franziskus anzunehmen, war sofort erkennbar als eine Entscheidung für ein Programm und einen Stil, auf den er sein Pontifikat ausrichten wollte, indem er sich vom Geist des heiligen Franz von Assisi inspirieren ließ.
Papst Franziskus bewahrte immer sein Temperament und seine Art der pastoralen Amtsführung und prägte mit seiner starken Persönlichkeit schnell den Leitungsstil der Kirche, indem er einen direkten Kontakt mit den einzelnen Menschen und Völkern herstellte und bestrebt war, allen nahe zu sein, wobei er besonders den Menschen in Not seine Aufmerksamkeit widmete und sich unermüdlich vor allem für die Geringsten und Ausgegrenzten einsetzte. Er war ein Papst, der mitten unter den Menschen war und für alle ein offenes Herz hatte. Darüber hinaus war er ein Papst, der achtsam war für das Neue, das in der Gesellschaft aufkam, und für das, was der Heilige Geist in der Kirche weckte.
„Er hat stets versucht, die Probleme unserer Zeit mit der Weisheit des Evangeliums zu beleuchten“
Mit dem für ihn charakteristischen Vokabular und seiner an Bildern und Metaphern reichen
Sprache hat er stets versucht, die Probleme unserer Zeit mit der Weisheit des Evangeliums zu
beleuchten, eine Antwort im Lichte des Glaubens zu geben und dazu zu ermutigen, die
Herausforderungen und Widersprüche in diesen Jahren des Wandels, die er gern als „Epochenwechsel“
bezeichnete, als Christen zu leben.
Er war sehr spontan und hatte eine ungezwungene Art, sich allen zuzuwenden, auch den Menschen, die der Kirche fernstanden.
Mit großer menschlicher Wärme und zutiefst empfindsam für die Dramen unserer Zeit hat Papst Franziskus die Ängste, Leiden und Hoffnungen unserer Zeit wirklich geteilt. Hingebungsvoll tröstete und ermutigte er mit einer Botschaft, die die Herzen der Menschen direkt und unmittelbar zu erreichen vermochte.
Mit seinem Charisma der Offenheit und des Zuhörens, verbunden mit einem Stil, der dem heutigen Empfinden entspricht, hat er die Herzen berührt und versucht die moralischen und geistlichen Kräfte neu zu beleben.
Der Vorrang der Evangelisierung war das Leitmotiv seines Pontifikats, indem er mit einer klaren missionarischen Ausrichtung die Freude des Evangeliums vermittelte, wie auch der Titel seines ersten Apostolischen Schreibens Evangelii gaudium lautete. Eine Freude, die das Herz all derer mit Zuversicht und Hoffnung erfüllt, die sich Gott anvertrauen.
„Ein Leitmotiv seiner Mission war die Überzeugung, dass die Kirche ein Zuhause für alle ist“
Ein Leitmotiv seiner Mission war auch die Überzeugung, dass die Kirche ein Zuhause für alle
ist; ein Haus mit stets offenen Türen. Wiederholt hat er für die Kirche das Bild eines „
Feldlazaretts“ nach einer Schlacht mit vielen Verwundeten gebraucht; einer Kirche, die sich
entschlossen um die Probleme der Menschen und die großen Nöte, die die heutige Welt zerreißen,
kümmern will; einer Kirche, die sich zu einem jeden Menschen herabbeugen kann, um über alle
Glaubensüberzeugungen oder Lebensumstände hinaus seine Wunden zu versorgen.
Unzählig sind seine Gesten und Ermahnungen zugunsten von Flüchtlingen und Vertriebenen. Und auch
in seinem Einsatz für die Armen war er unermüdlich.
Es ist bezeichnend, dass die erste Reise von Papst Franziskus jene nach Lampedusa war, einer
Insel, die mit Tausenden im Meer ertrunkenen Menschen zum Symbol für das Drama der Emigration
geworden ist. In dieselbe Richtung ging auch die Reise nach Lesbos zusammen mit dem Ökumenischen
Patriarchen und dem Erzbischof von Athen sowie die Feier einer Messe an der Grenze zwischen Mexiko
und den Vereinigten Staaten anlässlich seiner Mexiko-Reise.
Von seinen 47 anstrengenden Apostolischen Reisen wird insbesondere seine Reise in den Irak in
die Geschichte eingehen, die er im Jahr 2021 unter hohen Risiken unternommen hat. Dieser
herausfordernde Apostolische Besuch war Balsam für die offenen Wunden der irakischen Bevölkerung,
die so sehr unter den unmenschlichen Taten des IS gelitten hatte. Diese Reise war auch für den
interreligiösen Dialog von großer Bedeutung, einer weiteren wichtigen Dimension seines pastoralen
Wirkens. Mit dem Apostolischen Besuch in vier Ländern Asiens und Ozeaniens im Jahr 2024 erreichte
der Papst „die äußerste Peripherie der Welt“.
Papst Franziskus hat stets das Evangelium der Barmherzigkeit in den Mittelpunkt gestellt und
wiederholt betont, dass Gott nicht müde wird, uns zu vergeben: Er vergibt immer, egal in welcher
Situation sich derjenige auch befinden mag, der um Vergebung bittet und auf den rechten Weg
zurückkehrt.
„Barmherzigkeit und Freude des Evangeliums: zwei Schlüsselbegriffe“
Und darum wollte er das außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit und betonte, dass
die Barmherzigkeit „das Herz des Evangeliums“ ist.
Barmherzigkeit und Freude des Evangeliums sind zwei Schlüsselbegriffe von Papst Franziskus.
Im Gegensatz zu dem, was er als „Wegwerfkultur“ bezeichnet hat, sprach er von einer Kultur der Begegnung und der Solidarität. Das Thema der Geschwisterlichkeit hat mit leidenschaftlichen Tönen sein gesamtes Pontifikat durchzogen. In der Enzyklika Fratelli tutti wollte er ein weltweites Streben nach Geschwisterlichkeit neu beleben, weil wir alle Kinder desselben Vaters im Himmel sind. Er hat oft mit Nachdruck daran erinnert, dass wir alle zur selben Menschheitsfamilie gehören und dass keiner sich alleine rettet.
Während seiner Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate im Jahr 2019 hat Papst Franziskus ein Dokument über die „Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“ unterzeichnet, das daran erinnert, dass Gott der Vater aller ist.
„Lieber Papst Franziskus, nun bitten wir dich, für uns zu beten und vom Himmel aus die Kirche, Rom und die ganze Welt zu segnen“
Mit der Enzyklika Laudato si’ hat Papst Franziskus sich an die Männer und Frauen in aller
Welt gewandt und auf die Pflichten und die gemeinsame Verantwortung für unser gemeinsames Haus
hingewiesen.
Angesichts der vielen Kriege, die in diesen Jahren wüten, mit ihren unmenschlichen Gräueln, mit ihren unzähligen Toten und ihrer unermesslichen Zerstörung, hat Papst Franziskus unaufhörlich seine Stimme erhoben, um Frieden zu erbitten und zur Vernunft aufzurufen, zu ehrlichen Verhandlungen, um mögliche Lösungen zu finden, da der Krieg – wie er sagte – bloß den Tod von Menschen, die Zerstörung von Häusern, Krankenhäusern und Schulen bedeutet. Nach dem Krieg - so pflegte er zu sagen - geht es der Welt stets schlechter als vorher. Er ist für alle immer eine schmerzhafte und dramatische Niederlage.
„Brücken bauen und keine Mauern“ ist eine Aufforderung, die er mehrfach wiederholt hat, und als Nachfolger des Apostels Petrus war sein Dienst für den Glauben stets mit dem Dienst für den Menschen in all seinen Dimensionen verbunden.
In geistlicher Verbundenheit mit der ganzen Christenheit sind wir hier zahlreich versammelt, um für Papst Franziskus zu beten, auf dass Gott ihn in seine unendliche Liebe aufnehme.
Papst Franziskus pflegte seine Ansprachen und persönlichen Begegnungen mit den Worten zu beenden: „Vergesst nicht, für mich zu beten.“
Lieber Papst Franziskus, nun bitten wir dich, für uns zu beten und vom Himmel aus die Kirche, Rom und die ganze Welt zu segnen, so wie du es letzten Sonntag vom Balkon dieser Basilika aus getan hast, in einer letzten Umarmung mit dem ganzen Volk Gottes, aber auch im Geiste mit der gesamten Menschheit - der Menschheit, die mit aufrichtigem Herzen nach der Wahrheit sucht und die Fackel der Hoffnung hochhält.
Quelle: Vatican News
Die offiziellen Dokumente des Vatikan, darunter die Enzykliken, Predigten und Ansprachen von Papst Franziskus, können Sie hier abrufen.
Die Predigt von Kardinal Giovannoi Battista Re können Sie bei DOMRADIO.DE abrufen. Der Multimediasender bietet außerdem den täglichen Podcast „Das Konklave“.
Kardinal Woelki im Pontifikalrequiem im Kölner Dom: „Ein Pilger der Hoffnung ist ins Haus des Vaters heimgekehrt“
24. April 2025; Hildegard Mathies
Köln (pek/ksd). Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki feierte am Mittwochabend das Pontifikalamt in der Osteroktav beziehungsweise Pontifikalrequiem für den verstorbenen Papst Franziskus im Kölner Dom. Mit dabei war auch Kölns Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine. Zahlreiche Gläubige nahmen an dem Gottesdienst teil. Papst Franziskus war am Ostermontag, 21. April, im Alter von 88 Jahren verstorben.
Viele Gläubige waren am Mittwochabend in den Kölner Dom gekommen. Unter den Anwesenden waren auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die stellvertretende Konsulin der Republik Argentinien und die Konsulin der Republik Italien. Es sang ein Ensemble der Kölner Dommusik unter der Leitung von Eberhard Metternich und Joachim Geibel. An den Domorgeln saßen Professor Dr. Winfried Bönig und Matthias Wand.
Pilger der Hoffnung
Das Motiv des Pilgers, das Papst Franziskus seinerzeit zum Motto des Heiligen Jahres 2025
erklärt hatte, griff der Kölner Erzbischof gleich zu Beginn seiner Predigt auf: „Ein Pilger der
Hoffnung ist ins Haus des Vaters heimgekehrt.“
In seiner Predigt betonte Kardinal Woelki seine Dankbarkeit für das Wirken und das Lebenswerk des Verstorbenen. Seinen Dienst habe der Heilige Vater mit viel Hingabe und Leidenschaft geleistet. „Wie bei kaum einem seiner Vorgänger war das Pontifikat von Papst Franziskus geprägt von Bescheidenheit und Menschennähe“, so der Kölner Erzbischof. Dabei habe er mit seinem unkonventionellen Stil Muster durchbrochen und die Welt durch seine Spontaneität zum Nachdenken gebracht. Unvergessen sei etwa sein Besuch in Lampedusa.
Ganz Hirte und Seelsorger
Der Hirtendienst habe dem Papst besonders am Herzen gelegen, führte Woelki in seiner Predigt
weiter aus. Er nannte dabei auch die drei zentralen Aufgaben eines Hirten, die Franziskus
anvertraut worden waren: Der Dienst des Leitens, der Dienst des Beschützens und der Dienst an der
Einheit.
Petrus und seine Nachfolger sind beauftragt, die Kirche zu leiten. Damit sei gemeint, im Glauben verantwortete Entscheidungen zu treffen, die die Kirche befähigen, die Botschaft Jesu weiterzutragen. Papst Franziskus, betonte der Kölner Erzbischof, sei es stets wichtig gewesen, dass Leitung keine Einbahnstraße sein dürfe. Er habe daher große synodale Prozesse angestoßen und vorangetrieben – zuletzt die Weltsynode.
Fürsprecher für die Schwächsten
Dem Papst obliege die Sorge um die Menschen, wie einem Hirten der Schutz seiner Herde. Vor
allem jenen, die keine Fürsprecher haben und an den Rändern der Gesellschaft stehen, wie etwa
Armen, Flüchtlingen, Kranken oder Gefangenen, habe Papst Franziskus immer wieder auf seine Weise
eine Stimme gegeben. Er sei auch für die Bewahrung der Schöpfung eingetreten und habe mit seiner
Enzyklika „Laudato si“ daran erinnert, dass es unsere Verantwortung ist, die Welt für kommende
Generationen zu erhalten.
Papst Franziskus habe sich um jede und jeden bemüht, die seiner Hirtensorge anvertraut waren, erläuterte Woelki. Der Heilige Vater habe auch die Hände ausgestreckt zu jenen, die nicht oder nicht mehr an Gott glauben, die in der Kirche schwerstes Leid erfahren haben oder sich nicht mehr verstanden oder willkommen fühlten.
Petrusdienst im Licht der Barmherzigkeit
„Sein Petrusdienst stand ganz im Licht der Barmherzigkeit Gottes. Die Barmherzigkeit, die
Liebe und Nähe Gottes, die alles menschliche Verstehen so unendlich weit übersteigen, hat er nach
Kräften in seinem Dienst als Bischof von Rom und Papst der Kirche sichtbar gemacht,“ schloss Woelki
am Ende seiner Predigt.
Zum Schluss des Pontifikalamtes sprach der Kölner Erzbischof noch über die Kraft des Gebets über den Tod hinaus und darüber, dass „wir den Heiligen Vater den Händen Gottes übergeben dürfen, und wir dürfen darauf vertrauen, dass Gottes Hände gute Hände sind.“
Kardinal Woelki bat die Gemeinschaft der Gläubigen im Dom und diejenigen, die den Gottesdienst über die Medien verfolgt hatten, um ihr Gebet für das Konklave: "...dass wir Kardinäle erkennen, wen Gott in die Aufgabe der Petrusnachfolge rufen will. Beten Sie für uns, beten Sie, dass Gott uns einen guten neuen Heiligen Vater schenken möge".
Die Predigt können Sie hier als PDF herunterladen sowwie als Video bei DOMRADIO.DE abrufen, ebenso den ganzen Gottesdienst.
Kardinal Woelki ist mittlerweile nach Rom gereist, um an den Begräbnisfeierlichkeiten und am Konklave teilzunehmen. Ein Interview mit DOMRADIO.DE können Sie hier abrufen.
Das Requiem wird am Samstag, 26. April, um 10 Uhr auf dem Petersplatz gefeiert. Beigesetzt wird Papst Franziskus auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin in der Basilika Santa Maria Maggiore, nach Angaben des Vatikan im kkeinen Kreis. Die Kirche suchte er traditionell auch vor und nach seinen Auslandsreisen auf. Auch nach seinem Klinikaufenthalt ließ er sich zuerst nach Santa Maria Maggiore fahren und dort Blumen niederlegen, die er zuvor geschenkt bekommen hatte. Zuletzt besuchte er die Basilika am Palmsonntag. Das Requiem wird auf Vatican News und DOMRADIO.DE sowie vielen weiteren Sendern übertragen, darunter die ARD (ab 9.50 Uhr), Phoenix (ab 8.45 Uhr), EWTN (ab 9.30 Uhr), K-TV (ab 9.45 Uhr) und Radio Horeb (9.50 Uhr).
DOMRADIO.DE sendet täglich gegen 18 Uhr den neuen Podcast „Das Konklave – Der Podcast zur Papstwahl“ . Auf der Website von DOMRADIO.DE finden Sie zudem zahlreiche Beiträge, Analysen und Interviews rund um den Tod und das Pontifikat von Papst Franziskus sowie die anstehenden Begräbnisfeierlichkeiten und die Wahl des neuen Papstes. Chefredakteur Renardo Schlegelmilch wird live aus Rom berichten.
Papst Franziskus ist tot / Gedenken im Kölner Dom / Neuer Konklave-Podcast von DOMRADIO.DE / Erinnerung an Gubbio-Begegnung
21. April 2025; Hildegard Mathies
Rom. Am Morgen des Ostermontags ist Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren verstorben. Noch gestern hatte sich der Papst auf dem Petersplatz gezeigt und den Segen „Urbi et Orbi“ gespendet. Dabei war hör- und sichtbar, wie schwach der Pontifex noch war nach seinem längeren Klinikaufenthalt ab Mitte Februar. Dennoch ist sein plötzlicher Tod ein Schock für die katholische Weltkirche.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, sagt in einer ersten Stellungnahme:
„Mit dem Tod von Papst Franziskus verliert die Kirche einen großen Papst, einen umsichtigen Hirten und einen mutigen Erneuerer des kirchlichen Auftrags. In tiefer Trauer verbeugen wir uns vor einem Papst, dem es ein Anliegen war, unter den Menschen zu sein und an die Ränder der Gesellschaft zu gehen.
Papst Franziskus hat in der Kirche starke Akzente gesetzt und neue Wege des Miteinanders eröffnet. Seine Enzykliken und Apostolischen Briefe, gerade zuletzt nach den mutigen und wegweisenden Bischofssynoden in Rom zu Fragen der Familie, der Jugend und dem Amazonasgebiet, werden uns weiter Auftrag und Verpflichtung sein. Der von ihm angestoßene Weg einer synodalen Kirche ist und bleibt mit den beiden Generalversammlungen der Weltsynode 2023 und 2024 unumkehrbar.
In der Stunde der Trauer und des Abschieds sind wir dankbar für einen Papst, der uns einen lebendigen Glauben vorgelebt und ein neues Bewusstsein für Barmherzigkeit – auch in der Kirche – vermittelt hat. Papst Franziskus hat als Brückenbauer Menschen zusammengeführt.
Voll Dankbarkeit nehmen wir Abschied von Papst Franziskus, dem Menschenfreund und Menschenfischer.“ (dbk)
Die Deutsche Bischofskonferenz hat online eine Trauerseite eingerichtet. Einen ausführlichen Nachruf von Bischof Dr. Georg Bätzing lesen Sie weiter unten.
Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine schreibt in einer ersten Stellungnahme auf seinen Sozialen Medien:
Heute Morgen, am Ostermontag verstarb unser Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren.
So wie die Emmaus-Jünger im heutigen Evangelium dem Auferstandenen begegnen, so möge jetzt auch Franziskus unserem Herrn Jesus Christus begegnen, dem er als Priester, Bischof und Papst treu und liebend gedient hat.
Herr, schenke unserem Papst Franziskus die ewige Ruhe.
Und das ewige Licht leuchte ihm.
Lass ihn ruhen in Deinem Frieden.
Amen.
Dazu postete er ein Foto, das während der Romfahrt der Altstädter im Jahr 2022 entstand, deren Generalhillije (damals Feldhillije) er ist und schrieb dazu: „So wird man den Papst in Erinnerung behalten.“
Möge Papst Franziskus in Frieden und für immer in der Liebe Gottes ruhen.
Am Mittwoch, 23. April, wird um 18.30 Uhr ein Pontifikalrequiem für Papst Franziskus im Kölner Dom gefeiert. DOMRADIO.DE überträgt live.
Mehr lesen Sie auf www.vaticannews.va
Am Abend wurde das Geistliche Testament von Papst Franziskus verööfentlicht (Englisch)
In the Name of the Most Holy Trinity. Amen.
As I sense that the twilight of my earthly life is approaching, and with firm hope in Eternal Life, I wish to express my final wishes regarding my burial place.
I have always entrusted my life and priestly and episcopal ministry to the Mother of Our Lord, Mary Most Holy. Therefore, I ask that my mortal remains rest, awaiting the day of resurrection, in the Papal Basilica of Saint Mary Major.
I wish that my final earthly journey conclude precisely in this ancient Marian shrine, where I go to pray at the beginning and end of every Apostolic Journey to faithfully entrust my intentions to the Immaculate Mother and to give thanks for her gentle and maternal care.
I ask that my tomb be prepared in the burial niche in the side nave between the Pauline Chapel (Chapel of the Salus Populi Romani) and the Sforza Chapel of the aforementioned Papal Basilica, as indicated in the enclosed plan.
The tomb should be in the ground; simple, without particular ornamentation, and bearing only the inscription: Franciscus.
The expenses for the preparation of my burial will be covered by a sum provided by a benefactor, which I have arranged to be transferred to the Papal Basilica of Saint Mary Major. I have given the appropriate instructions to Msgr. Rolandas Makrickas, Extraordinary Commissioner of the Liberian Chapter.
May the Lord grant the deserved reward to those who have wished me well and will continue to pray for me. The suffering that marked the final part of my life, I offer to the Lord, for peace in the world and brotherhood among peoples.
Domus Sanctae Marthae, 29 June 2022
FRANCIS
Die deutsche Übersetzung folgt auf der deutschen Website des Vatikan. Vatican News hat bereits eine Zusammenfassung veröffentlicht.
Kardinal Rainer Maria Woelki schreibt in einer Stellungnahme zum Tod von Papst Franziskus:
„Der Tod von Papst Franziskus erfüllt mich und viele Menschen weltweit mit großer Trauer. Der Heilige Vater war ein unermüdlicher Anwalt der Schwachen und der an den Rand Gedrängten. Sein ständiges waches Mahnen zu sozialer Gerechtigkeit und für die Bewahrung der Schöpfung als unserem ‚ gemeinsamen Haus‘ wird uns ebenso fehlen, wie seine Impulse zu einem synodalen Miteinander in der Kirche und dazu, das Evangelium allen Menschen zu verkünden.“
Für das Kölner Erzbistum war Papst Franziskus ein wichtiger Impulsgeber. So forderte das Kirchenoberhaupt immer wieder, dass die Kirche an die Ränder der Gesellschaft gehen müsse und setzte sich für Arme, Obdachlose oder Geflüchtete ein. Mit seinen Besuchen auf Lampedusa und der griechischen Insel Lesbos setzte er früh Akzente. Dem Aufruf zu einem entschlossenen Handeln folgte auch Kardinal Woelki, indem er kurz nach seinem Amtsantritt im Erzbistum Köln die Flüchtlingshilfe „ Aktion Neue Nachbarn“ ins Leben rief.
Die weithin bekannt gewordene zweite Enzyklika in Franziskus' Pontifikat trug den Namen „Laudato si“ (2015) und nahm Umwelt- und Sozialthemen in den Blick. „Die Sorge für das gemeinsame Haus“ stand im Mittelpunkt des Schreibens. Kardinal Woelki schloss sich dem Appell von Papst Franziskus zu einer „ökologischen Umkehr“ an. In Anlehnung daran wurden Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und eine nachhaltige Schöpfungsverantwortung zum Fundament kirchlichen Handelns im Erzbistum Köln.
Als erster Papst rief Franziskus mit der Weltsynode 2021-2024 die gesamte Kirche in einem synodalen Prozess zusammen. Dabei betonte der Papst, dass Synodalität nicht nur in Strukturen, sondern auch im gemeinsamen Hören auf den Heiligen Geist gelebt werden müsse, um gemeinsam den künftigen Weg für die katholische Kirche zu beschreiten. Die dort eingeführte Arbeitsweise des wertschätzenden Zuhörens und einer Offenheit für das, was der andere sagt, integriert das Erzbistum Köln inzwischen systematisch in die eigene Gremienarbeit. (pek)
Auch das Domkapitel hat eine Stellungnahme zum Tod von Papst Franziskus veröffentlicht:
Dompropst Msgr. Guido Assmann sagt: „Das Pontifikat von Franziskus hat 2013 mit einem freundlichen ‚Buona sera‘ auf dem Balkon des Petersdoms begonnen. Mit seinem bescheidenen Auftreten, seinem Mitgefühl und seinem Herz für Arme, Vertriebene und Schwache hat Franziskus viele Sympathien gewonnen.“
Migration sei von Anfang an eines der großen Themen des Papstes gewesen, so der Dompropst weiter. „Mit seinen Besuchen auf Lampedusa und auf der griechischen Insel Lesbos hat Franziskus früh Zeichen gesetzt. Er verstand es, Brücken der Liebe und Geschwisterlichkeit zu anderen Religionen zu bauen, und setzte mit seiner Umwelt-Enzyklika ‚Laudato si‘ ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen die weltweite Umweltzerstörung.“
Zugleich sei Franziskus auch ein Papst gewesen, der polarisiert habe, so der Dompropst. „Einige seiner Äußerungen und Entscheidungen sind als unverbindlich oder missverständlich kritisiert worden – und haben auch uns Christinnen und Christen im Erzbistum Köln herausgefordert. In schwierigen Krisenjahren, die durch Missbrauchsaffären und schwindende Identifikation mit kirchlichem Leben geprägt waren und sind, hat es Franziskus jedoch für viele verstanden, unsere Kirche als den Menschen zugewandt und barmherzig zu repräsentieren. Möge er in Frieden ruhen.“
In allen Domgottesdiensten wird in den kommenden Tagen des Verstorbenen gedacht. Außerdem wird im Dom ein zentraler Gedenkort an der Schmuckmadonna geschaffen, an dem alle Gläubigen ihre Anteilnahme zum Ausdruck bringen können. Über weitere besondere Gottesdienstangebote zum Gedenken an den verstorbenen Papst informiert der Kölner Dom kurzfristig auf seiner Website.
Am Mittwoch, 23. April, wird um 18.30 Uhr ein Pontifikalrequiem im Kölner Dom gefeiert.
Zahlreiche Reaktionen und Würdigungen des Pontifikats von Papst Franziskus, der sein Amt im Jahr 2013 nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. mit einem schlichten „Buona sera“ begann lesen Sie auf
www.domradio.de und www.katholisch.de
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, hat nach seinem ersten Statement (siehe Seitenanfang) auch einen ausführlichen Nachruf auf Papst Franziskus veröffentlicht:
„Denn die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer“ (Mt 26,11)
Der Heilige Vater, Papst Franziskus, ist tot. Wir blicken voll Trauer nach Rom und in seine
argentinische Heimat. Der allmächtige Gott hat seinen Diener, den Nachfolger des Apostels Petrus,
heimgerufen. In Jahren seines Pontifikats hat Franziskus die katholische Kirche auf vielfältige
Weise geprägt und uns einen hoffnungsvollen, mutigen Glauben vorgelebt.
Einen programmatischen Akzent für seine Amtszeit setzte der damalige Kardinal und Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio, bereits mit der Wahl seines Namens: Franziskus. Auf diese Weise verbunden mit dem heiligen Ordensgründer kam seine Demut vor Gott und den Menschen zum Ausdruck. Zuvor hatten ihn die Kardinäle am 13. März 2013 als Nachfolger von Papst Benedikt XVI. gewählt.
Die Kraft für sein Amt wollte Papst Franziskus vor allem aus dem Gebet füreinander schöpfen. Das fasste er unmittelbar nach seiner Wahl gegenüber den Gläubigen auf dem Petersplatz in die Worte: „ Jetzt möchte ich den Segen spenden, aber vorher bitte ich Euch um einen Gefallen: Bevor der Bischof das Volk segnet, bitte ich Euch, dass Ihr zum Herrn betet, dass er mich segnet.“ Stetiges gegenseitiges Anvertrauen im Gebet, nicht die Kraft der eigenen Persönlichkeit, verstand der Heilige Vater als Antrieb für seinen Dienst. Schon in seinem Wahlspruch als Bischof hat Franziskus sein Selbstverständnis von Amt und Aufgabe gezeigt: „Miserando atque eligendo“ („aus Barmherzigkeit erwählt“). Die Begleitung im Gebet erschloss ihm jenes göttliche Erbarmen, das ihn in seiner Amtszeit tragen sollte.
Diesen Andeutungen am Abend seiner Wahl trug Franziskus Rechnung mit vielen kleinen und großen Gesten und Sätzen der Bescheidenheit, Barmherzigkeit und Liebe. Besonders verpflichtet wusste sich der Jesuit und Lateinamerikaner den Armen, Hilflosen und Geflüchteten. In der Verbundenheit mit diesen Menschen „in den Randgebieten der Gesellschaft“ sah Franziskus einen wesentlichen Grundvollzug seines Petrusamtes: „Gewiss, Jesus Christus hat Petrus Macht verliehen, aber um was für eine Macht handelt es sich? Auf die dreifache Frage Jesu an Petrus über die Liebe folgt die dreifache Aufforderung: Weide meine Lämmer, weide meine Schafe. Vergessen wir nie, dass die wahre Macht der Dienst ist und dass auch der Papst, um seine Macht auszuüben, immer mehr in jenen Dienst eintreten muss, der seinen leuchtenden Höhepunkt am Kreuz hat … Nur wer mit Liebe dient, weiß zu behüten!“ (Predigt zur Amtseinführung am 19. März 2013).
Ohne den Blick vom Leid der Armut und der Verzweiflung der Menschen zu lösen, stand Franziskus an der Seite jener, die des Wortes Gottes und der Liebe der Kirche am meisten bedürfen. In diesem Zusammenhang sprach er von der „verbeulten Kirche“, die ihren Auftrag nur erfüllen könne, wenn sie auf die Straßen hinausgehe – zu den Obdachlosen, Hungrigen und Gefangenen. Als Papst und auch schon als Erzbischof von Buenos Aires lebte Franziskus diese Forderung und schritt stets mutig voran, wenn es um den Einsatz für Menschen am Rand der Gesellschaft ging. Er hinterlässt uns auch nach seinem Tod den Auftrag, es ihm gleich zu tun, denn eine Kirche, die sich „aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit“ hinter dicken Mauern verstecke, werde ihrer Sendung nicht gerecht (Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium). Dazu zählt auch das Engagement von Papst Franziskus im Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche. Wir sind dankbar für die von ihm verfügten Maßnahmen, die weitreichende Konsequenzen für das Leben der Kirche, auch für uns Bischöfe, haben. Wie bereits seinen Vorgängern war es dem Heiligen Vater ein Anliegen, das Leben der Kleinsten und Wehrlosesten zu schützen. Dieser Auftrag ist uns über seinen Tod hinaus bleibende Verpflichtung.
Auch in seiner Heimat hat der verstorbene Papst deutliche Spuren seines Handelns hinterlassen. Als Vorsitzender der Argentinischen Bischofskonferenz war er maßgeblich beteiligt an den Beschlüssen der 5. Generalversammlung des Episkopats von Lateinamerika und der Karibik in Aparecida 2007, die bis heute die pastoralen Verhältnisse Südamerikas bestimmen. Darin wird ausgehend vom Blick auf die realen Verhältnisse die vorrangige Option für die Armen und Ausgeschlossenen vorgeschlagen – eine nicht nur theologische, sondern lebenspraktisch greifbare Haltung, die uns auch im späteren Wirken von Papst Franziskus begegnet. Davon zeugen vor allem die beiden Enzykliken Lumen fidei und Laudato si` sowie das Nachsynodale Schreiben Querida Amazonia. Die dort entfalteten theologischen Impulse rufen zum Handeln auf; innerhalb und außerhalb der Kirche. Gleiches gilt für das Apostolische Schreiben Gaudete et exsultate, das eine authentische Aufforderung des Heiligen Vaters ist, voll Freude, Optimismus und Offenheit für Gottes Wort alles Mittelmaß hinter sich zu lassen und aufzubrechen. Dies, so Franziskus, sei nur im Miteinander und im Zugehen auf die Mitmenschen möglich.
Die politische Dimension dieser Haltung kam in Reden des Papstes vor Parlamenten und Regierungen zum Ausdruck. Unvergessen bleibt Franziskus Appell im Europaparlament in Straßburg zum Umgang mit den Herausforderungen der Migration: „Man kann nicht hinnehmen, dass das Mittelmeer zu einem großen Friedhof wird! Auf den Kähnen, die täglich an den europäischen Küsten landen, sind Männer und Frauen, die Aufnahme und Hilfe brauchen.“ Die Besuche auf Lampedusa und Lesbos haben der Welt das Flüchtlingsdrama vor Augen geführt. Die klaren und unmissverständlichen Worte waren ein besonderes Markenzeichen dieses Papstes, der die Kirche in ihrer politischen und gesellschaftlichen Wahrnehmbarkeit gestärkt hat. Das wurde nicht zuletzt durch die historische Rede von Papst Franziskus anlässlich der Verleihung des Aachener Karlspreises deutlich: Zur Seele Europas gehörten, so Franziskus, die Kreativität, der Geist und die Fähigkeit, sich wieder aufzurichten und die eigenen Grenzen zu überschreiten. Ich bin dankbar, dass der Papst uns daran erinnert hat, Mauern einzureißen anstatt sie zu bauen. Sein Appell an die humanistischen Ideale der Gründerväter Europas nimmt uns auch nach seinem Tod alle in die Pflicht, daran zu arbeiten, dass Europa sich neu entfalten kann.
Papst Franziskus wurde nicht müde, die Botschaft von der Barmherzigkeit und vom Frieden in möglichst viele Teile der Welt zu tragen. Seine Reisen gingen unter anderem nach Lateinamerika, Asien und Afrika, in viele europäische Staaten, darunter die Türkei und den Kaukasus. Eine besonders schwierige Ausgangslage fand er im Heiligen Land vor. Die Bilder des gemeinsamen Friedensgebets mit dem israelischen und palästinensischen Präsidenten, zu dem Franziskus in den Vatikan eingeladen hatte, sind uns vor Augen: Zusammen mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel pflanzten sie als Zeichen des Friedens einen Olivenbaum. „Um Frieden zu schaffen, braucht es Mut“, hatte Franziskus damals gesagt – einen Mut, den er selbst auch in der Begegnung verfeindeter Gruppen immer wieder wie selbstverständlich einbrachte. Papst Franziskus führte als Brückenbauer Menschen zusammen, wo sich scheinbar unüberbrückbare Gräben auftaten. Das wurde auch beim Gebet um den Frieden in Assisi im Herbst 2016 deutlich.
In der Überwindung von Barrieren zeigte Franziskus auch mit Blick auf den ökumenischen Dialog Feingefühl und persönliche Offenheit. „Sich begegnen, gegenseitig das Gesicht sehen, einander den Friedenskuss geben, füreinander beten, sind wesentliche Dimensionen auf dem Weg zur Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft, die wir anstreben“, sagte Franziskus bei einer Liturgie in Istanbul. Sein mutiger Drang zur Einheit der Christen war unübersehbar. Eine Vielzahl an Treffen und Gesprächen mit Vertretern unterschiedlicher Gemeinschaften bezeugt dies. Unwiderruflich hat sich Franziskus zum ökumenischen Weg bekannt, den das Zweite Vatikanische Konzil vorgegeben hat. Das unterstrich er in besonderer Weise mit Blick auf das Reformationsgedenken 2017 und seinen Besuch im schwedischen Lund.
Dieser Wunsch nach Einheit zeigte sich auch in der steten Forderung des Papstes nach Beteiligung der Gläubigen bei Fragen, die die Kirche als Ganze betreffen. Als Katholiken denken wir zurück an seine beherzte Entscheidung zur Einberufung der Bischofssynoden zu Fragen von Ehe und Familie in den Jahren 2014 und 2015. Mit seinem Nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia öffnete Franziskus die Türen für eine anspruchsvolle Seelsorge, die uns weiter Verpflichtung sein wird, mit Menschen Wege im Umgang mit Zerbrechlichkeit zu gehen, die begleiten, unterscheiden und eingliedern und dabei die Gewissensentscheidung der Einzelnen respektieren. Aber auch die Synode zur Jugend und zum Amazonas waren wichtige Zeichen für eine Kirche, die Antworten auf die Zeichen der Zeit sucht.
Furchtlos ging Franziskus die drängenden Fragen der Gegenwart an und bewahrte stets Demut und Bescheidenheit. Als er am Gründonnerstag 2013 Strafgefangenen in einem Jugendgefängnis in Rom die Füße wusch, machte er ein liturgisches Zeichen lebensnah fassbar und zeigte sich zugleich solidarisch mit denen, die meist marginalisiert an den Rändern der Gesellschaft sind. Die Hirten der Kirche forderte Franziskus auf, es ihm gleich zu tun: „Das erbitte ich von euch: Seid Hirten mit dem ‚Geruch der Schafe‘, dass man ihn riecht –, Hirten inmitten ihrer Herde und Menschenfischer.“ Wir trauern um Franziskus, einen Hirten, dem der Geruch seiner Schafe stets anhaftete und der die Kirche visionär als „synodale Kirche“ für den weiteren Weg in die Zukunft betrachtete.
Dieser „synodalen Kirche“ haben wir uns in Deutschland mit dem Synodalen Weg angenommen. Auf diesem Weg hat uns der verstorbene Heilige Vater ermutigt und brüderlich erinnert, die Notwendigkeit der Evangelisierung in den Blick zu nehmen. In seinem Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland schrieb Franziskus, dass es sich um einen Weg unter der Führung des Heiligen Geistes handle: „Das bedeutet, sich gemeinsam auf den Weg zu begeben mit der ganzen Kirche unter dem Licht des Heiligen Geistes, unter seiner Führung und seinem Aufrütteln, um das Hinhören zu lernen und den immer neuen Horizont zu erkennen, den er uns schenken möchte.“ Diese Worte sind weiter ein Programm, gerade mit Blick auf die von Papst Franziskus angestoßene Weltsynode: durch die Etappen in den Bistümern der Ortskirche und auf den Kontinenten hat sich so schon etwas vom neuen Miteinander, der Einbindung und so gelebter Synodalität weltweit entwickelt. Das ist der neue Stil von Partizipation, den Franziskus ins Leben gerufen hat. So hinterlässt er heute den Auftrag, uns weiter in diesem Sinne zu einer synodalen Kirche zu entwickeln.
Persönlich trauere ich um einen Papst, dem ich dankbar für das mir geschenkte Vertrauen bin, nach schwierigen Jahren mit den Gläubigen des Bistums Limburg den Weg des Glaubens und Vertrauens zu gehen und in die Zukunft aufzubrechen. Genau das ist es, was der verstorbene Papst von uns forderte: eine Kirche des Aufbruchs zu sein, die immer den Blick der Barmherzigkeit im Sinn hat.
Wir sind in dieser Stunde des Abschieds dankbar für einen Papst, der den Menschen nahe sein wollte, der Zeugnis abgelegt hat und so selbst in Kirche und Welt zum Zeugen Gottes wurde als Diener der Einheit. Franziskus hat uns ermutigt, die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums zu deuten. Das heißt: Wir wollen uns herausfordern lassen von den Problemen und Umbrüchen, in denen wir leben. Dazu gehört auch die Tugend der Barmherzigkeit. Franziskus hat sein Leben und sein Pontifikat unter diesen zentralen Begriff der Botschaft Jesu Christi gestellt: der Mensch bedarf der Barmherzigkeit Gottes. Das hat er mit dem Außerordentlichen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit 2015/2016 unterstrichen, zu dem er schrieb: „Der Tragebalken, der das Leben der Kirche stützt, ist die Barmherzigkeit.“ Dieser Gedanke wird uns auch im Heiligen Jahr begleiten, das Papst Franziskus unter das Leitwort „Pilger der Hoffnung“ gestellt hat. Jetzt begleiten wir den Pilger im Gebet.
Viele Begegnungen beendete der verstorbene Papst mit der Bitte um das Gebet für ihn. Jetzt, nach seinem Tod, wollen wir ein weiteres Mal ganz besonders seiner Bitte entsprechen und uns mit ihm im Gebet verbinden. Franziskus lebte von seinem Gottvertrauen, auch im Angesicht des Todes: „Es ist wie ein Eintauchen in ein Meer, wo wir nicht wissen, was auf uns zukommen wird. Es gibt aber keine größere Freiheit, als sich vom Heiligen Geist tragen zu lassen, darauf zu verzichten, alles berechnen und kontrollieren zu wollen, und zu erlauben, dass er uns erleuchtet, uns führt und uns treibt, wohin er will.“
Von tiefer Dankbarkeit für ein fruchtbares Pontifikat erfüllt, nehmen wir Abschied von unserem verehrten und geliebten Papst Franziskus. Sein Erbe und Auftrag bleiben in unseren Herzen lebendig. Gott, der Herr über Leben und Tod ist, schenke seinem Diener Papst Franziskus das ewige Leben und ewige Freude. Wir beten für den Verstorbenen und empfehlen ihn der Barmherzigkeit Gottes. (dbk)
Requiem am Samstag, 26. April
Mittlerweile ist der Leichnam von Papst Franziskus in die Kapelle Santa Marta gebracht worden. Der offene Sarg wird morgen dann in den Petersdom überführt, wo dann Gläubige Gelegenheit haben, Abschied zu nehmen von Franziskus. Das Requiem wird am Samstag, 26. April, um 10 Uhr auf dem Petersplatz gefeiert. Beigesetzt wird Papst Franziskus auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin in der Basilika Santa Maria Maggiore, nach Angaben des Vatikan im kleinen Kreis. Die Kirche suchte er traditionell auch vor und nach seinen Auslandsreisen auf. Auch nach seinem Klinikaufenthalt ließ er sich zuerst nach Santa Maria Maggiore fahren und dort Blumen niederlegen, die er zuvor geschenkt bekommen hatte. Zuletzt besuchte er die Basilika am Palmsonntag. Das Requiem wird auf Vatican News und DOMRADIO.DE sowie vielen weiteren Sendern übertragen, darunter die ARD (ab 9.50 Uhr), Phoenix ab 8.45 Uhr, EWTN (ab 9.30 Uhr), K-TV (ab 9.45 Uhr) und Radio Horeb (9.50 Uhr).
Neuer Podcast von DOMRADIO.DE: „Das Konklave“
DOMRADIO.DE sendet täglich gegen 18 Uhr den neuen Podcast „Das Konklave – Der Podcast zur Papstwahl“. Auf der Website von DOMRADIO.DE finden Sie zudem zahlreiche Beiträge, Analysen und Interviews rund um den Tod und das Pontifikat von Papst Franziskus sowie die anstehenden Begräbnisfeierlichkeiten und die Wahl des neuen Papstes. Chefredakteur Renardo Schlegelmilch wird live aus Rom berichten.
Im Jahr 2016 unternahm eine Gruppe von Wohnungslosen aus dem Erzbistum Köln, darunter Mitglieder der Gubbio-Gemeinde, dem Zentrum der Katholischen Wohnungslosenseelsorge im Stadtdekanat Köln, eine Pilgerreise nach Rom. Gemeinsam mit Schwester Christina Klein und Weihbischof Ansgar Puff traf die Gruppe dabei auch Papst Franziskus. Beatrice Tomasetti berichtet für DOMRADIO.DE über ihre Erinnerungen und Erfahrungen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erinnern sich an einen menschlichen, humorvollen Papst, dem sie hautnah begegnen konnten. „Mir hat er die Hand gegeben. Allein dafür hat es sich schon gelohnt“, sagte die 64-jährige Gerti im Gespräch mit Beatrice Tomasetti. Sie wohnt in einer Kirchenunterkunft für Obdachlose. Besonders gut habe ihr gefallen, dass Franziskus im Verlauf seiner Ansprache niemals von Bedürftigen und Obdachlosen gesprochen habe, sondern immer nur von „den Armen“ und diese um Verzeihung gebeten habe. Schließlich gäbe es ja viele unterschiedliche Ursachen und Gründe für Armut, die oft unverschuldet sei, erklärt sie. „Als er mit uns gebetet hat, habe ich geweint.“
Hildegard Mathies
„Aufstand gegen den Tod“: Predigt von Stadtdechant Robert Kleine in der Osternacht / Ostergruß des Stadtdechanten
20. April 2025; Hildegard Mathies
Köln. Die Osternacht feierte Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine in der vollbesetzten Basilika St. Ursula, der Kirche der Stadtpatronin. In seiner Predigt betonte er, dass Gott einen Aufstand macht – nicht nur gegen den Tod, dem er aus Liebe zu uns Menschen (zunächst) sogar seinen eigenen Sohn, Jesus Christus, geopfert hatte. Sondern gegen alles, was Menschen das Leben nimmt. Und auch wenn es angesichts vieler Kriege und Krisen in der Welt gerade vielleicht schwerfalle, vollen Herzens einzustimmen in den Osterjubel und das wieder erklingende Halleluja, sei eines gewiss: Am Ende hat nur einer das letzte Wort – der liebende Gott, der sich in Jesus Christus verkörpert hat. Die Predigt im Wortlaut.
Liebe Schwestern und Brüder,
40 Tage mussten wir auf das Halleluja verzichten. Jetzt ist es wieder da, wir haben es in der überlieferten dreifachen Form des österlichen Halleluja gesungen und jetzt wird es uns das Jahr über begleiten, das Halleluja, das „Lobet dem Herrn“. Grund ist das Osterfest. Und wir hörten gerade im Evangelium nach Lukas – der uns in diesem Kirchenjahr immer wieder begegnet, auch am Palmsonntag mit seiner Passion –, wir haben gehört, wie er berichtet, wie die Frauen in der frühen Morgenstunde kommen und zum Grab gehen. Es hatten sich ein paar Frauen, deren Namen wir dann am Ende erfahren, auf den Weg gemacht, um diesem toten Jesus von Nazareths die letzte Ehre zu erweisen.
Am Freitag gestorben – es war der Rüsttag, Sabbat, der Ruhetag, der Samstag, da darf man nicht arbeiten, da durften sie nicht zum Grab. Jetzt aber, am ersten Tag der Woche, dem Arbeitstag, dem Sonntag, machen sie sich auf den Weg mit der Salbe, die sie zubereitet haben, um ihn zu salben, wie es damals üblich war. Und ihm so wenigstens etwas von der Würde zurückzugeben, die man ihm bei der Kreuzigung genommen hatte. Als er, seiner Kleider beraubt, blutend und geschunden, der Menge zur Schau gestellt wurde, wie das damals bei Kreuzigungen so üblich war. Schließlich sollten sie auch abschreckende Wirkung haben, dass man nicht selber zum Verbrecher wird.
Die Frauen, sie hatten unter dem Kreuz ausgeharrt. Sie haben am Karfreitag mit angesehen, wie der Soldat dem Leichnam die Lanze in die Seite gestoßen hat, um sicherzugehen, dass er, der am Kreuz hängt, wirklich tot ist. Und sie waren dann auch sicherlich zugegen, als Männer – Josef von Arimathäa und Nikodemus – Jesus ins Grab gelegt haben, eigentlich, weil – wie gesagt – der Sabbat vor der Tür stand. Die Frauen wissen also: Er ist tot. Und in diese Gewissheit hinein noch einmal salben, um dem Herrn ein letztes Mal ihre Liebe zu erweisen. Mehr können sie nicht tun. Und dann ist Ruhe, dann ist Schluss, mit dieser Erfahrung, mit diesem Jesus von Nazareth.
Liebe Schwestern und Brüder, dieser Jesus ist in der Tat tot. Wie jeder Mensch, jeder von uns am Ende seines Lebens tot sein wird. Und wenn wir landläufig sagen „Jesus ist von den Toten auferstanden“, dann klingt das so, als wäre Jesus irgendwann in der dunklen Nacht aus eigener Kraft quasi vom Liegenden aufgestanden, hätte seine Sachen gepackt und sei davongegangen. Aber er wurde auferweckt! Denn von sich aus konnte er nichts mehr. Es war aus und vorbei. Er war tot. So wie das ist bei einem jeden von uns, wenn er tot ist. Wenn da noch irgendwas kommen soll, dann muss ein anderer etwas tun. Dann braucht er Hilfe, Hilfe von außen. Er braucht Hilfe von oben, Hilfe von Gott. Deshalb sagen wir auch Auferweckung.
Natürlich ist es der eine, derselbe Gott, in diesem Jesus Christus ist Gott selber Mensch
geworden. Aber die Kraft, der Wille kommt von Gott. Wenn irgendeiner etwas tun und ändern kann,
dann ist es der, der stärker ist als der Tod, der Herr ist über Leben und Tod, Gott selber.
Davon haben wir gerade eben in den drei Lesungen aus dem Alten Testament, aus dem Ersten
Testament gehört. Gott ist es, der die Welt geschaffen hat. Männlich und weiblich hat er den
Menschen geschaffen. Gott ist es, der dem Volk Israel eine Zusage gegeben hat und sie hält. Am Ende
nach der Knechtschaft in Ägypten befreit er sie, holt er sie aus der Knechtschaft, aus der
Gefangenschaft in die Freiheit und in das Leben durch den Zug durch das Rote Meer. Und am Ende der
Prophet, der sagt „Wenn einmal alle Gebeine da sind, dann haben wir, bekommen wir ein neues Leben
von Gott“. Und all das hat Gott in diesem Jesus, in seinem Sohn Jesus Christus, getan.
Gott hat seinen Sohn, den er um unseretwillen in die Welt gesandt hat, damit er kein Fremder ist, sondern einer von uns, wir haben das miterlebt, von der Geburt bis zum Tod. Er hat ihm, der unser menschliches Leben ganz auf sich genommen hat, um uns die Liebe des Vaters, seines Vaters, zu verkünden, der auch unser Vater ist, er hat ihm wieder Leben geschenkt. Er hat ihn nicht im Tod belassen, sondern er hat ihn auferweckt von den Toten.
Liebe Schwestern und Brüder, das ist das Geheimnis von Ostern. Das ist das Geheimnis dieser heiligen Nacht; der Begriff erinnert an Weihnachten. Das ist das Geheimnis, das wir Ostern feiern. Gott lässt keinen allein. Das hat sich schon Weihnachten gezeigt, dass Gott die Menschen nicht alleine lässt, sondern ganz zu ihnen kommt, einer von ihnen wird. Und jetzt hat er gezeigt, Gott lässt seinen Sohn nicht im Tod und damit wissen wir ein für allemal: Gott lässt niemanden im Tod! Sondern dieser Gott macht Aufstand gegen den Tod. Er macht Aufstand gegen alles, was uns Menschen das Leben nimmt.
Deshalb, wegen dieses Aufstandes gegen den Tod, gibt es die Auferstehung. Weil er selber ein Gott ist, der uns doch nicht geschaffen hat, wie wir es aus dem Buch Genesis gehört haben, damit wir das Leben haben und dann irgendwann dem Tod verfallen sind, er ist doch ein Gott der Lebenden und nicht der Toten! Und deshalb ruft Gott nach all dem Leiden, das uns in diesem Kreuz immer vor Augen steht, nach all dem Leiden, nach der Not, dem Schmerz, dem Sterben, deshalb ruft er seinen Sohn ins Leben zurück. Und deshalb wird er auch uns ins Leben zurückrufen, dann, wenn wir unser Leben vollendet haben, damit wir dann auf ewig leben in seinem Reich, bei ihm.
Wie Gott das gemacht hat, was genau in dieser Nacht geschehen ist, wissen wir nicht. Das berichtet kein Evangelium. Es ist und es wird das Geheimnis dieser Nacht bleiben, das Geheimnis Gottes.
Liebe Schwestern und Brüder, er wird ins Grab gelegt am Karfreitag und dann springen die Evangelien in die Morgenstunde des Sonntags. Und da ist das Grab leer. Und danach beginnt es ja erst! Danach beginnen die Erscheinungen des Auferstandenen, sodass es Augen- und Ohrenzeugen gibt, dass es keine Einbildung ist. Dass der Leichnam nicht gestorben ist, dass es nicht sozusagen ein Scheintoter war, sondern es gibt diese Zeugnisse. Ja, dieser Jesus lebt – aber anders. Er wird nicht erkannt, davon werden wir in den Erzählungen der Evangelien hören.
Die einen erkennen ihn, wenn er den Namen spricht, die anderen erkennen ihn beim Brotbrechen. Sie erkennen ihn – aber erst spät, nicht direkt. Sie erkennen ihn aber nur, wenn er in Liebe handelt. Maria von Magdala in Liebe bei ihrem Namen nennt. Wenn er in Liebe den Emmausjüngern die Augen öffnet. Wenn er in den Kreis der Jünger kommt und zuerst mal Thomas dasteht und das alles nicht glauben kann. Immer begegnet er den Menschen als der Auferstandene in Liebe. Und diese Liebe hatte er verkündet, sein ganzes Leben lang hat er von diesem Gott erzählt, der liebt. Und diese Liebe macht alles wieder gut. Diese Liebe Gottes macht alles lebendig. Eine Liebe, die Leben schenkt, neues Leben. Eine Liebe, die stärker ist als der Tod. Und genau so wird es Gott dann – so ist unser Glaube, nicht eine billige Vertröstung, sondern für mich und ich hoffe auch für Sie alle ein wirklicher Trost, eine Verheißung – so wird er das auch mit uns machen am Ende unseres Lebens, dass er uns aufnimmt aus Liebe.
Liebe Schwestern und Brüder, Gott hat einen Blick auf uns Menschen, den Blick der Liebe. In seinen Augen verliert nichts an Wert. Und deshalb kann und darf auch uns Menschen niemand seinen Wert nehmen und unsere Würde – nicht einmal der Tod. Den überall, vor allem und in allem ist er unser Gott.
Und selbst da, wo der Mensch mit seinem Latein am Ende ist, fängt Gott richtig an. Und wo all unser menschliches Tun und Machen nicht mehr weiterkommen, da schafft es immer noch unser Gott.
Vielleicht geht es Ihnen auch so in diesen Tagen, wenn wir von Ostern singen – „Der Herr ist auferstanden“, „Das ist der Tag, den Gott gemacht“, „In aller Welt ist Freud und Fried“ – dass wir da manchmal vielleicht gar nicht so kräftig mitsingen können, weil es doch alles so anders aussieht mit dem Fried, dem Krieg und der Freud und der Not. Aber wie wäre es, wenn all das am Ende Bestand hat?
Ich kann es immer nur wiederholen und mir auch selber sagen im Blick auf diesen liebenden Gott, den ich auch nicht immer verstehe, dass es ein Gott ist, der uns die Welt gesandt hat mit einem freien Willen und dann kann jemand entscheiden über Krieg und Frieden, wenn er dazu die Macht hat. Und dann kann jemand Bomben schicken, Menschen töten, weil er es einfach kann… Weil er ein Mensch ist. Zwar vom Verhalten her ein Unmensch, aber er kann es. Da ist kein Gott, der dreinschlägt, keiner, der das Rote Meer plötzlich teilt und der die Waffen und die Streitwagen im Wasser versinken lässt. Aber da ist ein Gott! Ein Gott, der am Ende Gerechtigkeit schenkt. Ein Gott, den wir bitten können, inständig, um Frieden und Vernunft bei denen, die Verantwortung haben in Politik und Gesellschaft. Und auch wenn sie keine Vernunft haben. Am Ende haben sie nicht das letzte Wort!
Ich muss immer daran denken, wenn ich im Kölner Dom bin, am Hochaltar, da ist der Dreikönigenschrein, der ist geschmückt worden von dem Goldschmied Nikolaus von Verdun mit Schmucksteinen aus dem antiken Römischen Reich. Man sieht die drei Könige und oben drüber ist der Auferstandene. Auf der Rückseite des Schreins ist Jesus am Kreuz. Auf der Vorderseite der, der auferstanden ist, der, der die Welt segnet. Und darunter ist ein großer Schmuckstein. Dieser Schmuckstein zeigt den Kaiser Nero, der von seiner Mutter Agrippina gekrönt wird.
Warum hat er denn den Stein genommen? Er hatte sicher eine ganze Ladung von wunderbaren Steinen, die er alle 1190 da Einpflegen konnte. Und ich denke mir, er wird sich vielleicht etwas dabei gedacht haben, nicht nur, dass er wunderschön aussieht und von der Größe dahin passt, sondern ich vermute mal, dass der Goldschmied damit etwas ausdrücken wollte. Wer war denn dieser Nero? Er war ein Christenverfolger als römischer Kaiser. Er hat das erste Mal vom 1000-jährigen Reich gesprochen. Und er hielt sich selber für Gott. Drei Dinge. Aber am Ende? Getötet. Ermordet. Sein Reich war keine 1000 Jahre. Er war kein Gott. Und die, die er verfolgt hatte, und der, wegen dem er sie verfolgt hatte, dieser Christus, an den die Männer und Frauen ja damals glaubten im Römischen Reich, er ist der, dessen Reich kein Ende hat, Alpha und Omega, Anfang und Ende. Und deshalb, glaube ich, hat Nikolaus von Verdun diesen Stein auf den Dreikönigenschrein gesetzt. Da hat sich einer zum Gott aufgespielt und er war doch nur ein Mensch.
Vielleicht können wir in Gedanken auch viele andere in Steinen am Dreikönigenschrein uns vorstellen, die auch meinten, das wäre ein guter Platz für sie. Sie müssten nur einsehen: Über ihnen steht ein anderer. DER hat das letzte Wort. Das wissen wir mit Gewissheit seit Ostern.
Auf seinem Facebook-Kanal hat Stadtdechant Msgr. Robert Kleinen seinen Ostergruß veröffentlicht.
Dritter Jahrestag des Angriffs auf die Ukraine: „Wir wollen Frieden aus ganzem Herzen und ganzer Seele“
20. Februar 2025; ksd
UPDATE (24. Februar 2025):
Es sind die Kuscheltiere auf dem Asphalt, im strömenden Regen, die an diesem Abend das Grauen greifbar machen. Wieder. An diesem 24. Februar, dem dritten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine, findet vor dem Kölner Dom erneut eine Kundgebung und Demo statt, die jeden und jede daran erinnern soll, dass seit drei Jahren Krieg herrscht im Osten Europas. Ein Krieg, der nach der Überzeugung vieler Menschen ein Krieg für die Freiheit in ganz Europa ist. Und der schon viel früher begann, nicht erst vor drei oder zehn Jahren, sodern vor Jahrhunderten. Der Verein Blau-Gelbes Kreuz hat zu der Kundgebung eingeladen und Vertreter sowie Vertreterinnen aus Politik und Kirche unterstützen das Anliegen. Zu ihnen gehören neben der stellvertretenden NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubaur und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker auch Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger und Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine.
Vor jedem Tierchen leuchtet eine LED-Kerze. Wie in jedem Krieg sind die Schwächsten, die Kinder, die tragischsten Opfer – auch wenn jeder einzelne und jede einzelne Tote „ein Opfer zuviel“ ist… Mehr als 2500 Kinder wurde nach Angaben von Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, bislang getötet oder verwundet in diesem Krieg. Jedes fünfte Kind hat jemanden verloren. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Opfer im Kindesalter um 50 Prozent – und dies seien nur die offiziell erfassten Opfer, so Unicef.
Für die rund 1500 Menschen auf dem Platz nicht zu erkennen, aber für die Menschen in Bühnennähe, gibt es noch ein weiteres herzzerreißendes Detail: Am Bühnenrand ist eine Girlande aus weißen Papierengeln befestigt. Jeder Engel trägt einen Namen. Ein Geburtsdatum. Ein Sterbedatum. Es sind die Namen und Lebensdaten von Kindern und Jugendlichen, die im Frieden hätten aufwachsen sollen, die spielen sollten, lernen, lachen, leben.
„Niemand will den Frieden mehr als die Ukrainerinnen und Ukrainer“
Stadtdechant Msgr. Robert Kleine zitiert zunächst aus der Rede von Großerzbischof Sviatoslav Shevchuk aus Kyjiv/Kiew, die dieser im vergangenen Jahr beim St.-Michaelsempfang der Deutschen Bischofskonferenz in Berlin gehalten hat, dem traditionellen Jahresempfang der DBK, bei dem Politik, Kirche und Gesellschaft einander begegnen. Das Oberhaupt der Ukrainischen griechisch-katholischen Kirche hatte damals laut Kleine unter anderem gesagt:
„Zehn Jahre sind seit dem ersten Angriffsakt in Form der Annexion der Krim und des russischen Kriegs im Donbass vergangen. Im jetzigen Stadium hat sich der Krieg nun in einen Marathon verwandelt, in dem die Ukrainerinnen und Ukrainer permanent im Sprinttempo laufen müssen, um in diesem Todesrennen nicht geschlagen zu werden. Ich bitte Sie, mit uns zu laufen, schnell, standhaft und furchtlos.
An der äußersten Unbarmherzigkeit und Niedertracht der geopolitischen genozidalen Absichten und des neoliberalen Plans Russlands kann kein Zweifel bestehen. Unser Volk weiß, was russische Besatzung bedeutet: massenhafte Entführung unserer Kinder, Vergewaltigung unserer Frauen, Zwangseinberufungen unserer Männer in die russische Armee, die ihre eigenen Brüder und Schwestern tötet. Und Aufzwingung einer russisch-faschistischen Identität für unsere Jugend.
Putin stiftet jetzt bewusst Chaos und Spaltung in Gesellschaften, die ihren humanitären Verpflichtungen noch nachkommen und Flüchtlingen Schutz gewähren. In all diesen Situationen haben russische Soldaten Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen, für die Putin sie demonstrativ mit hohen militärischen Ehren dekoriert hat.
Wie kann Putin gestoppt werden? Es ist die Gnade Gottes zusammen mit unserer moralischen Klarheit, Einigkeit im Mut und entschlossenem Handeln, die Putin dazu zwingen kann und wird, von seinen erklärten Plänen, mein Volk, mein Land und meine Kirche zu zerstören, abzulassen. Die seine Versuche, eine auf Gesetzen und Menschenechten gründende Völkerrechtsordnung auszulöschen, vereitelt. Die uns die Kraft geben wird, diese aufrechtzuerhalten.
Niemand will den Frieden mehr als die Ukrainerinnen und Ukrainer. Nach unserer Befreiung vom Roten Reich haben wir uns aufgemacht und uns den Demokratien in Europa und der Welt angeschlossen, für die Freiheit, Gerechtigkeit und die Achtung der Rechte und die Würde von Menschen und Völkern als Tugenden maßgeblich sind.
Wir haben in der Ukraine auf einzigartige, visionäre Weise zum Aufbau von Frieden und Freiheit in der Welt beigetragen. Die Ukraine hat das moralische Recht zu erwarten, dass die anderen Garantiegeber zusammen mit der gesamten demokratischen Welt helfen, unsere Souveränität zu schützen und unsere territoriale Integrität wieder herzustellen.
Die jüngsten Beschlüsse in unserem Land haben friedliche Machtübergaben von einem Präsidenten zum nächsten durchgeführt, bis Russland unseren demokratischen Kreislauf durch den Versuch, seine autokratischen Methoden durchzusetzen, unterbrochen hat.
Die Ukrainerinnen und Ukrainer streben und sehnen sich wie niemand sonst nach Frieden. Wir wollen Frieden aus ganzem Herzen und ganzer Seele – aber einen gerechten Frieden, weil nur ein gerechter Frieden authentisch und nachhaltig sein wird.“
„Russland schachert mit Angst und Schrecken“
Kleine zitierte auch die deutschen Bischöfe: „Sollte der Kreml seine Kriegsziele erreichen,
steht zu befürchten, dass er seine revisionistische Politik einer Wiederherstellung des russischen
Imperiums mit militärischen Mitteln fortsetzt. Ja, Russland schachert mit Angst und Schrecken. Es
droht den westlichen Bevölkerungen einen direkten militärischen Konflikt mit der Nato an. Russland
schüchtert mit Szenarien von einem dritten Weltkrieg ein, schürt im Westen Angst und Panik. Angst
erzeugt oft trügerische Hoffnungen und dunkle Pläne. Solche Trugbilder sind aus mehreren Gründen
gefährlich.“
Scham angesichts des Verhaltens von Donald Trump und verschiedener deutscher Parteien
Mit Blick auf die Bundestagswahl am Tag zuvor und im Rückblick auf den Wahlkampf davor fand der Stadtdechant dann noch einmal deutliche Worte:
„Liebe Ukrainerinnen und Ukrainer, liebe Kölnerinnen und Kölner, ich bin dankbar, dass die demokratischen Parteien unserer Stadt, des Landtages und des Bundestages klar zur Ukraine stehen. Und es erschüttert mich zutiefst, dass es insgesamt drei Parteien gab, die in einigen Ländern auch große Stimmenzuwächse hatten – eine von ihnen ist zum Glück nicht in den Bundestag gewählt worden –, die nicht auf Ihrer Seite stehen, sondern die sich dem russischen Präsidenten andienen. Es ist widerlich! Ich nenne sie: AfD, Linke und BSW“, so Kleine unter viel Applaus und Pfiffen gegen die genannten Parteien. „Wer es nicht wagt, auf Fragen in Talkshows vor der Bundestagswahl zu sagen, ob Russland den Krieg begonnen hat, der sollte sich wirklich schämen!
Liebe Kölnrinnen und Kölner, ich sage auch liebe Schwestern und Brüder im Glauben, wofür ich mich auch schäme: Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass der Präsident – demokratisch gewählt – einer oder der führenden westlichen Welt, nämlich der amerikanische Präsident, sich mit einem Diktator treffe möchte, und einen gewählten Präsidenten eines souveränen Staates als Diktator bezeichnet. Ich kann es nicht glauben, dass Donald Trump die vage Idee hat, sich am 9. Mai mit dem russischen Präsidenten zu treffen, der der ist, der einen Angriffskrieg begonnen hat, der ein Kriegstreiber und Kriegsverbrecher ist. Und ich kann mir nur wünschen, dass Donald Trump einen Tag mal, eine Stunde nicht Golf spielt, sondern sich mit Elon Musk die Bilder der Kinder anschaut (die neben der Bühne projiziert waren – Anmerkung der Redaktion) und deren Biographien und dann überlegt, was und wie er in Riad verhandeln will!“
„Entschlossen und fest an der Seite des ukrainischen Volkes“
Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger bekräftigte, dass die demokratischen Parteien und die Kirchen „entschlossen und fest und mit wachem Gewissen an der Seite des ukrainischen Volkes, das solches Leid tragen muss“. Seit drei Jahren leiden Kinder, Frauen und Männer unter diesem schrecklichen Angriffskrieg, unzählige mussten ihre Heimat verlassen, ihre Häuser, Schulen, Betriebe, Kindergärten. Krankenhäuser wurden zerstört, so Seiger weiter. Im weiteren Wortlaut:
Sie leben in dauernder Angst vor Drohnenangriffen und Bombardierungen. Unzählige Soldaten und Zivilisten sind getötet oder aufs Schlimmste verletzt worden. Nicht nur am Körper, sondern auch an ihrer Seele.
Die Ursache ist einzig und allein der Eroberungswille des russischen Staates. Es ist für alle Ukrainer und für alle Europäer der Kampf um die Souveränität eines freien Landes gegen militärische Aggression. Das Völkerrecht ist in diesem Fall eindeutig, aber es wird – das müssen wir schmerzhaft wahrnehmen – nicht geachtet. Für dürfen nicht zulassen, dass Wahrheiten verdreht werden, wie das gegenwärtig geschieht von amerikanischer und russischer Seite.
Was können Christenmenschen angesichts dieses Elends tun? Sie können stehen auf der Seite der leidenden Bevölkerung und der ukrainischen Soldaten und zum Beispiel die Arbeit des Blau-Gelben Kreuzes unterstützen nach Kräften. Denn es ist eine unermüdliche, liebevolle, treue Arbeit der Unterstützung, die Sie leisten. Und sie können die Maßstäbe, die unverbrüchlich gelten in Erinnerung rufen. Und sie können für die Opfer und für einen gerechten Frieden und für Freiheit in der Ukraine beten.
Manche von euch, von Ihnen kennen vielleicht die Jahreslosung für das Jahr 2025, ein Wort aus der Heiligen Schrift, das einen in allen möglichen Situationen in diesem Jahr zur Orientierung dient: „Prüfet alles und behaltet das Gute. Meidet das Böse in jeder Gestalt.“ Zwei einfache kurze Sätze. Darüber können wir nachdenken, auch mit dem Blick darauf, wie es weitergeht. Was höre ich, das Böse ist nicht zu leugnen. Es bricht sich Bahn im Töten, wenn der Krieg ein Eroberungskrieg ist. Das Böse ist am Werk, wenn Menschen brutal umgebracht werden und gequält werden, wie es in der Ukraine vielfach in erschreckender Weise geschehen ist. Der Internationale Menschengerichtshof wird diese Menschenrechtsverletzungen aufdecken. Sie sind unstreitig. Das Böse ist am Werk, wenn in der Propaganda Fakten verdreht werden und die Ukraine als Urheber eines Krieges hingestellt wird. Warheit, Wahrhaftigkeit ist gefragt. Das Böse ist am Werk, wenn das Völkerrecht gebrochen wird und aggressive Gewalt aus einer Position der Stärke heraus gerechtfertigt werden soll. Das ist Unrecht.
„Meidet das Böse in jeder Gestalt“, sagt uns das Bibelwort. Die Mahnung ist klar. Und was sich in den nächsten Wochen als böse herausstellt oder als klug – ich glaube, wir wissen es noch nicht. Die Mahnung des Paulus „Prüfet alles und behaltet das Gute“ lese ich so: Prüft gründlich, bleibt nüchtern. Welche Wege zu Frieden und Gerechtigkeit führen, das können wir immer wieder nur in Demut fragen. Und was wir tun können, als Christinnen und Christen, ist beten. Wir können nicht zuviel beten, denn wenn man in der Not steht und die eigene Ohnmacht spürt, ist das eine Möglichkeit, uns an den zu wenden, der dieses Leben schuf, dieses wunderbare Leben, was uns allen geschenkt ist, und der es bewahren will.
Schöpfer und Bewahrer des Lebens, wir rufen dich an mit der Bitte um Frieden und um Gerechtigkeit. Wir sehen das Leiden und den Kampf des ukrainischen Volkes. Sei du bei denen, die ihr Land, ihre Freiheit und die Demokratie mit Waffen und mit leidenschaftlicher Vaterlandsliebe verteidigen. Schenke du ihnen Vertrauen und Zuversicht und Ausdauer. Wir bitten dich für uns und andere auf allen Seiten des Konfliktes um waches Sehen und Hören und ein waches Gewissen, sodass wir erkennen, was deine Sicht, Gott, auf diese schreckliche Lage ist. Wir bitten dich: Schenke dem ukrainischen Volk Zuverisicht und Hoffnung.
Hildegard Mathies
Die Rede von Großerzbischof Sviatoslav Shevchuk wurde auszugsweise und teilweise paraphrasiert wiedergegeben. Den ganzen Text könne Sie hier nachlesen.
Köln. Am Montag, 24. Februar, jährt sich zum dritten Mal der Angriff Russlands auf die Ukraine. Aus diesem Anlass findet um 18 Uhr eine Demo mit Kundgebung auf dem Roncalliplatz am Kölner Dom statt. Zu den Teilnehmenden beziehungsweise Rednerinnen und Rednern gehören die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Mona Neubauer, Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger und Stadtdechant Msgr. Robert Kleine sowie der Verein Blau-Gelbes Kreuz. Wir laden herzlich zur Teilnahme ein!
Holocaust-Gedenktag: 80 Jahre Befreiung des KZ Auschwitz – „Immun werden gegen das Gift von Antisemitismus und Hass“
27. Januar 2025; ksd
Köln. Am vergangenen Wochenende zogen zwischen 40.000 (Polizeiangaben) und 75.000 Menschen (nach Veranstalterangaben) durch Köln, um quer durch alle Generationen und gesellschaftlichen Gruppen ein lautstarkes und deutliches Zeichen gegen Rechts zu setzen. „#5vor12 – Laut für Demokratie“ war das Leitwort der Demo, zu der das Bündnis „Köln stellt sich quer“ aufgerufen hatte. Auch die Kirchen unterstützten den Protest. Nur zwei Tage später schlugen die Kirchen, die Synagogen-Gemeinde Köln sowie zahlreiche Schülerinnen und Schüler leisere, aber nicht minder bewegende und deutliche Töne an: bei der traditionellen Gedenkstunde zum Internationalen Holocaust-Gedenktag am Löwenbrunnen, dem Lern- und Gedenkort Jawne. 80 Jahre nach der Befreiung des KZ Auschwitz war die Botschaft klar: Antisemitismus und Ausgrenzung, Rassismus und Rechtsextremismus dürfen in Köln und in einer modernen, vielfältigen Gesellschaft keinen Platz haben. Und das Grauen der Shoah, des Holocaust, darf sich niemals wiederholen.
„Die Demokratie war zu schwach“
„Haben wir aus der Vergangenheit gelernt? Sind wir wach? Sind wir wach genug?“: Diese Fragen stellte Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger zu Beginn der Veranstaltung am Löwenbrunnen, der daran erinnert, dass mehr als 1100 jüdische Kinder und Juzgendliche während der Nazizeit aus Köln deportiert und in KZs ermordet wurden. Haben wir „gelernt, wie es zu dieser Menschenverachtung und Gewaltherrschaft kam“, so Seiger mit Blick auf die mehr als sechs Millionen ermordeten Jüdinnen und Juden. „Wissen wir, dass es auch daran lag, dass die Demokratie zu schwach war? Dass es kein Aufbäumen der Aufrechten gab? Dass die Kirchen versagt haben?“
Es habe kein Zusammenwirken der gesellschaftlichen Kräfte gegeben, „um das extrem rechte Gedankengut der Nazis zu verhindern“, erklärte der Stadtsuperintendent. Hass beginne mit Worten und auf antisemitische und rassistische Worte folgten bald Schmierereien, Zusammenschlüsse Gleichgesinnter und dann Verbrechen.
„Viel stärker als vor 90 Jahren“
In den 1930er-Jahren seien zu wenige Menschen wach gewesen, so Seiger. „Sie waren Überzeugungstäter oder Mitläufer oder haben sich ohnmächtig gefühlt. Wir heute sind nicht ohnmächtig. Wir leben in einer wunderbaren Demokratie mit Meinungs- und Versammlungsfreiheit“, betonte der Stadtsuperintendent. Die Demo am vergangenen Wochenende habe ein klares Zeichen für ein friedliches Miteinander der Demokraten gesetzt. „Dieses Bündnis der Aufrechten macht uns viel, viel stärker als vor 90 Jahren!“
Jeden Tag komme es auf jeden Einzelnen an – und darauf, über die Wahrheit zu sprechen, wo Menschen den Holocaust leugnen oder die Opferzahlen kleinreden und wo Menschen und Parteien immer weiter nach rechts driften, nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern Europas und der Welt. Jeden Tag gelte es einzutreten für Menschenrechte und für das Recht, so Seiger. „Sind wir wach genug? Sind wir in der Lage, in den Familien, mit unseren Nachbarn, Gefährten in Schule und Sport über Politik und die Lehren der deutschen Geschichte zu sprechen?“, fragte Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger zum Abschluss. „Dazu brauchen wir Mut und wir brauchen uns gegenseitig! Sind wir wach genug? Die Frage müssen wir uns jeden Tag stellen, um heute das richtige zu tun, denn es kommt auf jeden von uns an!“
„Alles einsetzen für die Menschlichkeit“
Der Überlebenden und Zeitzeugin Renate Friedländer war es ebenfalls wichtig, ein Statement abzugeben und ein Zeichen zu setzen. „Ich bin mit meiner Familie ausgewandert, nach England, 1939. Wir hatten noch Glück. Meine Mutter kam im Februar nach England und dann bin ich quasi in England aufgewachsen, als ich in eurem Alter war“, wandte sie sich an die Schülerinnen und Schüler. „Es war eine gute Zeit. Dann traf ich einen Maler, der war Deutscher. Und der war nicht jüdisch. Das war 1960. Er sagte zu mir: ‚Du müsstest eingentlich einfach mal nach Deutschland zurückgehen und deine Altersgruppe treffen. Geh mal ein Jahr nach Deutschland, nach Freiburg.‘ Da bin ich nach Freiburg gegangen. Es war so schön, dass ich nach acht weiteren Jahren in England mich entschlossen hatte, nach Deutschland zurückzukehren. Ich wollte das nur als einen positiven Akzent setzen und bin dankbar für meine Kommilitionen damals und bin dankbar für die Menschen, die ich hier kennengelernt habe. Dass ich viel Menschlichkeit und Liebe begegnet bin. Und jetzt bin ich alt, ich bin 95 und es geht mir Gott sei Dank gut. Und ich wollte auch die jungen Leute ermutigen, alles einzusetzen, was sie können, für die Menschlichkeit. Das, glaube ich, wird uns schützen vor einer Wiederholung der schrecklichen Dinge, die passiert sind.“
„Schulen mit Courage“
„Ich bin außerordentlich froh und ich bin außerordentlich stolz, dass ich hierherkommen und vor Ihnen reden darf“, sagte Dr. Michael Rado, Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln. Er sei zutiefst beeindruckt von den Schülerinnen und Schülern, die sich gegen Rassismus wenden. „Wir haben lauter Schulen, die gegen Antisemitismus sind. Das sind Schulen mit Courage. Die machen was! Die haben Initiative! Die wollen nicht nur ein bisschen gedenken.“
Mit Blick auf Renate Friedländer sagte Rado: „89 Jahre zurück und sie wäre nicht in Köln. Sie wäre in Auschwitz durch den Ofen gegangen.“ Er sei nur eine Woche nach der Befreiung des KZ Auschwitz in Palästina geboren worden. Der Bruder seiner Mutter sei zwar rechtzeitig vom Vater nach England geschickt worden, dort jedoch von den Engländern inhaftiert und dann nach Kanada geschickt worden, „weil sie Angst hatten, dass er ein Spion sei für Nazi-Deutschland“, erzählte Rado.
„Wie kann man das Gedenken verstärken?“, fragte der Mediziner dann. „Warum sind denn die Juden damals alle umgebracht worden? Die sind umgebracht worden, weil man der Ansicht war, das ist ‚ Ungeziefer‘. Das sind ‚Ratten‘ und ‚Ratten‘ muss man umbringen. Und daraus hat man eine komplette Politik gemacht und deswegen hat man die Juden zusammengesammelt, gejagt und hat sie dann umgebracht.“
„Passt auf, dass das nicht wieder passiert!“
Eindringlich wandte er sich dann nochmal direkt an die Kinder und Jugendlichen: „Wenn wir das mit heute vergleichen, wenn wir überlegen, wie wäre das denn, wenn ihr betroffen wärt, ihr persönlich. Angenommen, plötzlich hätten wir hier eine Regierung, die sagen würde, ‚Alles, was da passiert ist, das waren ja alles Moslems. Wir müssen alle Moslems umbringen, egal, woher sie kommen, Die sind ja minderwertig‘ – und die anderen würden das mitmachen. Ihr habt genügend muslimische Kinder in der Klasse, in der Schule, und muslimische Lehrer. Wir haben muslimische Mitbewohner hier in Köln, 100.000 von der einen Million (Einwohner in Köln – sic.) und die würden alle umgebracht werden. Plötzlich wäre der Mohammed in der Klasse nicht mehr da. Wo ist der denn? Ja, die Familie wurde abgeholt… So wäre eure Betroffenheit heute!“
Damals haben rund 20.000 Jüdinnen und Juden in Köln gelebt, erinnerte Rado. Würde man heute alle Muslime verfolgen, vertreiben oder sogar ermorden, würden die muslimisch geprägten Stadtviertel verwaisen, machte er deutlich. „Jeder von euch würde das sehen, jeder! Keiner könnte hinterher sagen ‚Das konnte ich überhaupt nicht erkennen‘. Und wenn die tolle Moschee verbrannt wäre, wenn die zerstört wäre – jeder von euch wüsste das! Und in jeder Zeitung wäre das, weltweit. DAS war die Situation damals.“
Deswegen sei es wichtig, aus dem Gedenken eine aktive Handlung, eine Initiative zu machen. Wer noch nicht 18 Jahre alt sei, könne zwar bei der Bundestagswahl noch nicht abstimmen, „aber redet mit euren Eltern“, so Rado an die Schülerinnen und Schüler. „Redet mit euren Eltern für deren Seelenheil, für euer Seelenheil und für das eigene Überleben! Passt auf, dass das nicht wieder passiert!“
„Mach uns streitbar gegen menschenverachtende Parolen“
Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine sprach traditionell das Schlussgebet der Gedenkstunde. Im Wortlaut:
Du, Gott des Friedens und der Versöhnung:
Wohin sollen wir uns wenden mit unserer Empörung und Trauer
in unserer Hilflosigkeit und unserem Entsetzen
angesichts der Millionen Toten des Holocaust und der unmenschlichen Verbrechen
während des nationalsozialistischen Regimes in unserem Land.
So viele Menschen,
die wie wir in Frieden leben wollten,
wurden bedroht, vertrieben, getötet,
nur weil sie jüdischen Glaubens waren.
Wir hören 80 Jahre später wieder hasserfüllte Parolen,
die auch in unserem Land gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger laut werden.
Wir sind zerrissen von widersprüchlichen Gefühlen,
auch von der Angst, dass der Antisemitismus bei uns weiter wächst.
Barmherziger und guter Gott:
wir bitten dich für alle Menschen
für Juden, Christen und Muslime,
für Menschen jedweder Religion und Weltanschauung
um ein Ende von Hass und Gewalt
um ein Leben in Frieden und Freiheit.
Erfülle die Verantwortlichen in der Politik in unserem Land,
im Nahen Osten und in allen Ländern dieser Welt
mit dem Mut zu konkreten Schritten zu einem dauerhaften Frieden.
Erfülle uns mit dem Geist der Besonnenheit und der Friedfertigkeit.
Hier bei uns in Deutschland haben wir Frieden,
aber so viele Menschen reden voller Hass und finden die Gewalt gut.
Das „Nie wieder“ wird inzwischen von nicht wenigen relativiert.
Barmherziger und gerechter Gott:
Mach uns streitbar gegen menschenverachtende Parolen,
laut gegen jegliche Relativierung des Holocaust
und immun gegen das Gift von Antisemitismus und Hass.
Lass uns aufmerksam sein, wie wir miteinander sprechen
und gib uns den Mut einzuschreiten,
wenn über andere voller Hass geredet wird.
Denn du sprichst uns das Wort zu, das Frieden stiftet
und für alle eine Zukunft verheißt.
Hilf uns, in dir Kraft zu finden.
Denn dein Name ist Leben, Friede, Salam und Schalom.
Amen.
Vor der Gedenkstunde an der Jawne, wo sich früher ein jüdisches Gymnasium befand, hatte Stadtdechant Msgr. Robert Kleine traditionell Blumen am Denkmal für die in Auschwitz-Birkenau ermordete Philosophin, Frauen- und Menschenrechtlerin sowie Benediktinerin Edith Stein niedergelegt.
Das KZ Auschwitz-Birkenau, das aus drei Hauptlagern und mehreren Nebenlagern bestand, wurde unter dem Namen Auschwitz zum Inbegriff der Grauen und Verbrechen des Holocaust. Allein dort wurden bis zu 1,5 Millionen Menschen systematisch und „industriemäßig“ ermordet, 90 Prozent von ihnen Jüdinnen und Juden.
Am 27. Januar 1945 befreite die sowjetische Rote Armee das Lager und fand dort noch rund 7000 lebende Inhaftierte. Mehrere Hundert starben in den folgenden Tagen an den Folgen der Haftzeit und der Grausamkeiten der Nazis. Die Überlebenden und ihre Familien tragen bis heute an den Leiden, Traumata und erlittenen Verlusten.
Hildegard Mathies
Das Statement der Deutschen Bischofskonferenz zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz lesen Sie hier.
Vortragsreihe StadtPunkte im DOMFORUM: „Erzählend oder diskriminierend? Darstellungen von Juden in Kölner Kirchen“
26. November 2024; ksd
Köln. In der Veranstaltungsreihe StadtPunkte geht es in den kommenden Wochen und Monaten um die Darstellungen von Juden in Kölner Kirchen vor und nach der Vertreibung der jüdischen Gemeinde im Jahr 1424. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, ob die Darstellungen diskriminierend oder erzählend sind und wie wir heute mit antijüdischen Darstellungen in den Kirchen umgehen. Die nächsten Termine:
Montag, 2. Dezember
„Wir tun auf ewige Zeiten kund“ – Das Judenprivileg im Kölner Dom und das Verhältnis von Juden und Christen
Dr. Joachim Oepen, Leiter des Historischen Archivs des Erzbistums Köln
Montag, 16. Dezember
„…damit man sij vur Jueden bekennen moege“ – Ein bisher wenig beachtetetes Detail des Petersportalprogramms
Harald Schlüter, stellvertretender Leiter des DOMFORUMs
Montag, 13. Januar
„Die Darstellunhg der Juden in den Gewölbemalereien der Kirche St. Maria Lyskirchen in Köln: Eine kunsthistorische Betrachtung“
Dr. des. Rodica Herlo-Lukowski, Kunsthistorikerin und Judaistin
Montag, 27. Januar
„Der Kölner Dom und die Juden“ – Zur christlichen Sicht auf das Judentum im Kölner Dom
Dr. des. Matthias Deml, Kölner Dombauhütte, Kunsthistoriker
Montag, 10. Februar
„Verdrängen? Verbannen? Verstehen?“ – Was tun mit antijüdischen Bildern im Kirchenraum?
Professor em. Dr. Bernhard Hoeps, Ehem. Leiter der Arbeitsstelle für christliche Bildtheorie, theologische Ästhetik und Bilddidaktik, Universität Münster
Beginn ist jeweils um 17.30 Uhr.
Veranstalter sind das DOMFORUM, der Förderverein Romanische Kirchen Köln, das Katholische Bildungswerk Köln und MiQua, LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln
Evangelische und Katholische Telefonseelsorge Köln: Anonyme Hilfe und Unterstützung in Krisenzeiten
26. November 2024; ksd
Köln. „Ich habe niemanden, der mir wirklich zuhört!“ Wer dieses Gefühl hat, kann bereits seit 1953 zum Telefon und mittlerweile auch zu Smartphone oder Laptop greifen und Kontakt mit der Telefonseelsorge aufnehmen. Damals nahm in London die Erfolgsgeschichte einer ebenso einfachen wie segensreichen Idee ihren Anfang. In Köln riefen im vergangenen Jahr 26.450 Menschen bei der Evangelischen und Katholischen Telefonseelsorge an, circa zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Das entspricht etwa 73 Anrufen pro Tag. Bis zum 30. Oktober dieses Jahres waren es bereits 19.900 telefonische Kontakte. Offensichtlich besteht ein großer Bedarf an einem „offenen Ohr“.
„Wir nehmen wahr, dass es gerade nicht das eine Thema gibt“, stellte Dr. Dorit Felsch, Leiterin der Evangelischen Telefonseelsorge, fest. Sie nehme eine „Grunderschöpfung“ wahr: „Die Hoffnung ist aufgebraucht und die Menschen haben einfach keine Puffer mehr!“ Am häufigsten waren es Beziehungsprobleme, Konflikte in Partnerschaft, Familie oder Alltagsbeziehungen, die Menschen die Nummer der Telefonseelsorge wählen ließen, gefolgt von Ängsten, Stress und Erschöpfung, depressiven Stimmungen sowie Einsamkeit und Isolation. Erst an sechster Stelle der „Themen-Rangliste“ stand das körperliche Befinden der Anrufende, also konkrete Beschwerden, Erkrankungen oder Behinderungen. „ Scherzanrufe“ – früher ein recht häufiges Phänomen – gebe es kaum noch, bestätigten beide Leiterinnen.
„Rettungsanker“ in akuten Krisen und „Lebensbegleiterin“
In etwa neun Prozent der Telefonate – also verhältnismäßig selten – spielt das Thema Suizid
eine Rolle, während der Gedanke, seinem Leben selbst ein Ende setzen zu wollen, in der
Mailseelsorge (26 Prozent) und im Chat (28 Prozent) weit häufiger zur Sprache kommt. Die
Telefonseelsorge sieht sich allerdings nicht nur als kommunikativer „Rettungsanker“ in akuten
Krisen, sondern auch als „Lebensbegleiterin“. In diesem Zusammenhang betonte Dorit Felsch die „
Überbrückungsfunktion“ der Telefonseelsorge, die aus ihrer 24-stündigen Erreichbarkeit
resultiere.
Aktuell sind bei der Evangelischen Telefonseelsorge 90 und bei der Katholischen Telefonseelsorge 70 ehrenamtlich Mitarbeitende aktiv. Die Altersspanne liegt zwischen 29 und über 70 Jahren. Wer sich bei der Telefonseelsorge engagiert, verpflichtet sich zu einem ehrenamtlichen Einsatz von 15 Stunden im Monat (einschließlich einer regelmäßigen obligatorischen Supervision und Fortbildung). Nur etwa ein Drittel der Bewerbende sei geeignet, erklärte Annelie Bracke, Leiterin der Katholischen Telefonseelsorge. Dorit Felsch betonte, wie wichtig eine ausgeprägte Teamfähigkeit als Voraussetzung für dieses Ehrenamt sei.
Jedes Jahr werden bei der Katholischen Telefonseelsorge etwa zehn bis zwölf Teilnehmende ausgebildet. Für die evangelische Schwesterorganisation gelten ähnliche Zahlen, allerdings hören pro Jahr auch circa acht bis neun Mitarbeitende auf. Während die Evangelische Telefonseelsorge bereits im Januar 2025 mit einer neuen Ausbildungsrunde startet, müssen sich Interessenten und Interessentinnen bei der Katholischen Telefonseelsorge noch bis zum Sommer gedulden. Die Ausbildungsgruppen werden von jeweils zwei hauptamtlichen Fachkräften, zum Beispiel von einer Psychologin, geleitet.
Absolute Niedrigschwelligkeit
Anders als andere Hilfs- und Beratungsangebote hat die Telefonseelsorge „kein
Veränderungsanliegen“. Ihr größter Vorteil, da waren sich Dorit Felsch und Annelie Bracke einig,
sei die „absolute Niedrigschwelligkeit“. Der Kontakt ist anonym möglich und die Nummer der
Telefonseelsorge erscheint, dank einer Vereinbarung mit der Telekom, auch nicht auf dem
Einzelverbindungsnachweis.
Auch wenn sich die Kommunikationsformen wandeln, das Bedürfnis, in Not und Verzweiflung nicht alleine zu sein und menschliche Nähe zu spüren, bleibt. Was diese „Zuwendung auf Distanz“ für Betroffene bedeuten kann, wird am Dank eines/einer Hilfesuchenden an alle Mitarbeitenden der Telefonseelsorge deutlich: „Über Jahre habe ich mich in mehr oder weniger großen Schwierigkeiten immer wieder an Sie gewendet. Die große Hilfe bestand darin, dass der Mensch am Ende der Leitung so anonym unparteiisch und wie ein klarer Spiegel zuhörte – die innere Stimme und die Sehnsüchte reflektierte. Die Telefonseelsorge war mir eine große Hilfe und ich möchte mich ganz ,unanonym‘ bedanken bei allen Zuhörern, Ratgebern und Beratern.“
Fundierte 10-monatige Ausbildung
Wer sich vorstellen kann, Menschen in Krisensituationen durch einfühlsames Zuhören und
hilfreiche Worte beizustehen und neugierig darauf ist, in einer fundierten zehnmonatigen Ausbildung
zunächst sich selbst besser kennenzulernen und dann Schritt für Schritt in die Kunst der
Gesprächsführung eingeführt und mit den zentralen Problemfeldern der Anrufenden vertraut gemacht zu
werden, kann mit Pfarrerin Dr. Dorit Felsch (telefonseelsorge.kirche-koeln@ekir.de oder Telefon
0221 317159) oder Diplom-Psychologin Annelie Bracke (mail@telefonseelsorge-koeln.de, Telefon 0221
2570184) Kontakt aufnehmen.
Priska Mielke