Christian Wirmer bringt am 8. November Jon Fosses „Morgen und Abend“ im Baptisterium am Kölner Dom auf die Bühne

29. Oktober 2019; ksd

Köln. Ein ganzes Leben spannt sich zwischen „Morgen und Abend“ – im gleichnamigen Roman des norwegischen Autors Jon Fosse und in der Aufführung von Christian Wirmer als Schauspielmonolog. Am Freitag, 8. November, zeigt der Darmstädter Schauspieler das Werk im Rahmen der Reihe „KultURQuelle Baptisterium“ “ am frühchristlichen Taufbecken am Kölner Dom (Am Domhof/Trankgasse). Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei, eine Spende erbeten.

„Morgen und Abend“ erzählt vom Leben eines Fischers an der norwegischen Westküste „auf eine sehr eigene Art“, so Wirmer, denn nur der Anfangs- und Endpunkt dieses Lebens werden beschrieben, die Stunde der Geburt und die des Sterbens. „Von diesen beiden Ereignissen aus fallen Lichtstrahlen in die Zukunft oder Vergangenheit und lassen die Spuren eines Lebenslaufs aufleuchten“, erzählt der Künstler, der Fosses Roman für seine Aufführung adaptiert hat. Eher beiläufig erfährt der Zuschauer mehr über den Fischer, seine Eltern, seine Frau, seinen besten Freund, seine erste Liebe, seine Tochter, sein Leben. Letztendlich aber geht es darum, dass der Zuschauer im Spiegel von Fosses Fischer und Wirmers Darbietung sein eigenes Leben in den Blick nehmen und reflektieren kann.

Wirmer ist Spezialist für solche Ein-Personen-Aufführungen und seine Darbietung von Fosses Werk wird seit ihrer Premiere vor rund vier Jahren hoch gelobt. So schrieb etwa der „Mannheimer Morgen“ im vergangenen Jahr: „Ein Mann erzählt eine Geschichte. Er erzählt sie so gut, dass die Menschen um ihn herum in den Sog des Geschehens geraten, dass die Worte zu lebendigen Bildern werden.“ Wirmer selbst spricht dann auch von „literarischem Erzähltheater“. Nachdem er den „Lenz“ von Georg Büchner erfolgreich auf die Bühne gebracht hatte, hatte er nach einem weiteren Stück, nach zeitgenössischer Prosa gesucht – und es in Fosses im Jahr 2000 erschienenem Roman gefunden.

Für Wirmer ist der „Spielort Baptisterium“, der unterhalb des Domes liegt, etwas Besonderes. „Es kann eine sehr konzentrierte Aufführung werden“, sagt er, „denn der Raum spiegelt geradezu das im Roman beschriebene Spannungsfeld zwischen Spiritualität und Alltagsgeschehen: Auf der einen Seite schauen wir auf das frühchristliche Taufbecken und assoziieren religiöse Kontemplation und Ewigkeit. Auf der anderen Seite sehen wir durch die großen Glasfronten unsere Mitmenschen in ihrem hektischen Unterwegssein der gerade vergehenden Jetztzeit.“

Einen Respons gibt im Anschluss Markus Roentgen, Akademikerseelsorger im Erzbistum Köln. Er leitet dann über zum Gespräch.

Veranstalter sind das Katholische Bildungswerk Köln, die Melanchthon-Akademie Köln, die Dombauhütte Kölner Dom und die ArgeBap, die Arbeitsgemeinschaft Baptisterium.

 

Zur Person

Christian Wirmer spielte 20 Jahre in festen Ensembles, am Theater Basel und am Staatstheater Hannover, zuletzt am Staatstheater Darmstadt. Gastrollen führten ihn unter anderem an die Staatsoper Hannover, die Staatsoper Stuttgart und das Schauspielhaus Bochum.

Zurzeit spielt er vor allem Soloprogramme auf kleinen Bühnen und an besonderen Orten außerhalb der Theater. Wirmers Schauspielfassung von „Morgen und Abend“ wurde unter anderem zum Lyrikertreffen (Preisverleihung an Jon Fosse) und zum Katholikentag nach Münster (2018) eingeladen.

Mehr unter www.christianwirmer.de

 

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