Papst Leo eingeführt: Aufruf zu Einheit und Eintracht

18. Mai 2025; Hildegard Mathies

 

Rom. Rund 200.000 Menschen in Rom und unzählige Menschen an TV-Geräten und im Internet nahmen an der Amtseinführung von Papst Leo XIV. teil, darunter zahlreiche Staats- und Regierungschefs, Mitglieder europäischer Königs- und Fürstenhäuser sowie natürlich auch Kardinal Rainer Maria Woelki.

Nervosität und Anspannung waren dem neuen Papst zunächst deutlich anzumerken. Auch aus einer gewissen „Furcht“, wie er sagte, – zu verstehen als Respekt und Ehrfurcht – vor der großen Aufgabe und dem Amt machte Papst Leo XIV. keinen Hehl. „Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder, der sich zum Diener eures Glaubens und eurer Freude machen und mit euch auf dem Weg der Liebe Gottes wandeln möchte, der möchte, dass wir alle eine einzige Familie sind“, so Papst Leo.

Doch deutlich wurde auch: dieser Papst weiß, was er will. Und er bewegt sich bereits nach den ersten zehn Tagen im Amt selbstverständlich in seiner neuen Rolle. Vielleicht haben ihn weder seine Missions- noch Bischofstätigkeit oder die Jahre als Generalprior der Augustiner und in der Kurie je daran denken lassen, dass er einmal an der Spitze von weltweit rund 1,4 Milliarden Christen stehen könnte – auf sein Amt vorbereitet und ihn dafür qualifiziert haben sie ihn in jedem Fall. Papst Leo bringt Ernsthaftigkeit mit sich, aber auch Herzlichkeit und Nahbarkeit, wie in vielen kleinen Momenten des Gottesdienstes deutlich wurde.

 

Aufruf zu Frieden und Einheit

 

In seiner ersten Predigt nach der offiziellen Amtseinführung führte der neue Pontifex sein Programm weiter aus, das er bereits in den ersten Tagen skizziert hatte. Er rief vor allem zu Frieden, Einigkeit, Einheit und Eintracht auf – mit allen Kirchen, allen Suchenden und „allen Menschen guten Willens“: „Liebe Brüder und Schwestern, ich würde mir wünschen, dass dies unser erstes großes Verlangen ist: eine geeinte Kirche, als Zeichen der Einheit und der Gemeinschaft, die zum Ferment einer versöhnten Welt wird.“

Papst Leo will eine missionarische Kirche. Eine Kirche, in der die Amtsträger hinter dem Amt zurücktreten, sich zurücknehmen, um die Botschaft der Liebe zu verkünden. „In unserer Zeit erleben wir noch immer zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt. Und wir möchten in diesem Teig ein kleines Stückchen Sauerteig sein, das Einheit, Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit fördert“, so Papst Leo. Dabei wurde auch deutlich, dass er den Kurs seines Vorgängers, Papst Franziskus, zumindest im Grundsatz fortsetzen will. Dass er eigene Akzente setzen wird – daran kann es auch nach der Einführung keinen Zweifel geben.

 

„Eine neue Welt aufbauen“

 

„Wir möchten der Welt mit Demut und Freude sagen: Schaut auf Christus! Kommt zu ihm! Nehmt sein Wort an, das erleuchtet und tröstet! Hört auf sein Angebot der Liebe, damit ihr zu seiner einen Familie werdet: In dem einen Christus sind wir eins. Und das ist der Weg, der gemeinsam zu gehen ist, innerhalb der Kirche, aber auch mit den christlichen Schwesterkirchen, mit denen, die andere religiöse Wege gehen, mit denen, die die Unruhe der Suche nach Gott in sich tragen, mit allen Frauen und Männern guten Willens, um eine neue Welt aufzubauen, in der der Friede herrscht“, so Papst Leo weiter.

Papst Leo ist geprägt von seiner Missions- und Bischofstätigkeit in Peru, dessen Staatsbürgerschaft er neben der US-amerikanischen besitzt und dem er weiterhin verbunden ist. Das zeigte auch die Fortsetzung seiner Predigt: „Dies ist der missionarische Geist, der uns beseelen muss, ohne dass wir uns in unserer kleinen Gruppe verschließen oder uns der Welt überlegen fühlen. Wir sind gerufen, allen Menschen die Liebe Gottes zu bringen, damit jene Einheit Wirklichkeit wird, die die Unterschiede nicht aufhebt, sondern die persönliche Geschichte jedes Einzelnen und die soziale und religiöse Kultur jedes Volkes zur Geltung bringt.“

Mehrfach erinnerte Papst Leo auch an Papst Franziskus, dessen „geistige Anwesenheit“ er bei der Messe deutlich gespürt habe. Und er stellte seiner Predigt ein Wort des heiligen Augustinus voran, zu dessen Orden er gehört und dessen Generalat unweit des Vatikan er bereits mehrfach besuchte seit seiner Wahl: „Geschaffen hast du uns im Hinblick auf dich, [Herr], und unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir.“

 

„Die Stunde der Liebe“

 

Zum Ende seiner Preddigt nahm Papst Leo auch Bezug auf seinen Namens-Vorgänger, Papst Leo XIII., der 1891 die erste Sozialenzyklika „Rerum novarum“ verfasste. „Brüder und Schwestern, dies ist die Stunde der Liebe! Die Liebe Gottes, die uns zu Brüdern und Schwestern macht, ist der Kern des Evangeliums, und mit meinem Vorgänger Leo XIII. können wir uns heute fragen: Wenn dieses Kriterium ,in der Welt die Oberhand gewinnen würde, würde dann nicht jeder Zwist sofort aufhören und wieder Friede einkehren?‘ “ Und weiter: „Lasst uns im Licht und mit der Kraft des Heiligen Geistes an einer Kirche bauen, die auf der Liebe Gottes gegründet und ein Zeichen der Einheit ist, an einer missionarischen Kirche, die ihre Arme der Welt gegenüber öffnet, die das Wort verkündet, die sich von der Geschichte herausfordern lässt und die zum Sauerteig der Eintracht für die Menschheit wird.“

 

Gedanken an die Menschen in Gaza, Burma und der Ukraine

 

In der Ansprache zum Mittagsgebet rief Papst Leo auch die Leiden der Menschen in Gaza, in der Ukraine, in Burma (Myanmar) und anderen Orten ins Bewusstsein: „Bei aller Freude des Glaubens und der Gemeinschaft dürfen wir unsere Brüder und Schwestern nicht vergessen, die aufgrund von Kriegen schwer leiden. Im Gazastreifen sind Kinder, Familien und ältere Überlebende dem Hunger ausgeliefert. In Myanmar haben neue Feindseligkeiten unschuldige junge Menschenleben gefordert. Die gepeinigte Ukraine wartet darauf, dass es endlich Verhandlungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden gibt.“

Wie der Vatikan bekanntgab, sollte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj noch am gleichen Tag von Papst Leo in Privataudienz empfangen werden.
In den kurzen Begegnungen mit den Mitwirkenden im Gottesdienst zeigte sich Papst Leo herzlich und nahbar, ebenso, als er vor der Messe seine erste Fahrt im Papamobil unternahm.

 

Hildegard Mathies

 

Den Wortlaut der Predigt und der Ansprache beim Mittagsgebet sowie die Aufzeichnung des Einführungsgottesdienstes (die deutsche Fassung wird noch bereitgestellt) können Sie bei Vatican News abrufen.

 

Am Dienstag, 20. April, feiert Kardinal Rainer Maria Woelki um 18.30 Uhr eine Dankmesse aus Anlass der Wahl von Papst Leo XIV. im Kölner Dom. DOMRADIO.DE überträgt live.

  

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Dankmesse für Papst Leo XIV. im Kölner Dom am 20. Mai

14. Mai 2025; Hildegard Mathies

 

Köln (pek/ksd). Zur Mitfeier einer Dankmesse im Kölner Dom aus Anlass der Wahl von Papst Leo XIV. lädt Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki für Dienstag, 20. Mai, um 18.30 Uhr alle Gläubigen des Erzbistums Köln ein.

Zuvor findet in Rom am Sonntag, 18. Mai, um 10 Uhr die offizielle Amtseinführung des neuen Papstes statt, an welcher Kardinal Woelki teilnehmen wird. Am Tag der Amtseinführung von Papst Leo XIV. werden alle kirchlichen Gebäude im Erzbistum Köln geflaggt, 15 Minuten vor Beginn der Feier läuten die Glocken festlich. Im Festgeläut des Kölner Doms wird auch der „Decke Pitter“ mitläuten. Der Kölner Dom wird ebenso am 20. Mai beflaggt sein.

Das Pontifikalamt wird live von Domradio.de übertragen.

 

Einführung von Papst Leo im Livestream

 

Die feierliiche Einführung auf dem Petersplatz in Rom wird von verschiedenen Sendern übertragen:

 

Vatican News überträgt ab 10 Uhr auf seiner Website und allen Kanälen, zum Beispiel auf YouTube

DOMRADIO.DE schließt sich diesem Livestream an

 

Außerdem übertragen das ZDF (ab 9.30 Uhr), EWTN (ab 10 Uhr) und Radio Horeb (ab 10 Uhr). Auch RTL und N-TV übertragen gemeinsam ab 9.45 Uhr. K-TV steigt zum Mittagsgebet um 12 Uhr in die Übertragung ein. Ob es weitere Übertragungen oder Sondersendungen gibt, entnehmen Sie bitte den aktuellen Hinweisen der Sender.

   

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