Dem Hass keine Chance – Oberbürgermeisterin Reker appelliert beim „Gebet der Religionen“ an Dialogbereitschaft

23. September 2019; Hildegard Mathies

Köln. In Köln leben Menschen aus 140 Religionsgemeinschaften und aus 180 Nationen friedlich miteinander, betonte Oberbürgermeisterin Henriette Reker beim „Gebet der Religionen“ in der Jesuitenkirche und Kunststation St. Peter. Der „Kölner Rat der Religionen“, der 2006 von Rekers Vorgänger Fritz Schramma mit Vertretern zahlreicher Religionsgemeinschaften initiiert worden war, hatte dazu am Internationalen Tag der Vereinten Nationen für den Frieden (21. September) eingeladen. Das Leitwort in diesem Jahr lautete in Erinnerung an 70 Jahre Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

„Die Menschen in Köln kommen aus ganz unterschiedlichen sozialen Herkünften, sie haben ganz unterschiedliche politische Orientierungen und das macht unsere Stadtgesellschaft aus. Wir sind vielfältig und haben Verständnis füreinander – darauf bin ich unglaublich stolz“, so Reker in ihrer Eröffnungsansprache. Damit das Zusammenleben gelinge, seien Dialog und Respekt voreinander entscheidend. Der erste Artikel des Grundgesetzes, „Die Würde des Menschen ist unantastbar“,  sei ein Auftrag der Mütter und Väter des Grundgesetzes an alle – und heute so aktuell wie vor 70 Jahren. Es gelte, die Menschenwürde und die mit ihr verbundenen Menschenrechte „als Maßstab unseres tagtäglichen Tuns zu nehmen“, forderte die Oberbürgermeisterin.

Die Zusammenarbeit im „Rat der Religionen“ ist für Reker vorbildhaft. „Wir suchen das Gemeinsame“ , erklärt die Oberbürgermeisterin. „miteinander reden, nicht übereinander, sich in die Perspektive des anderen versetzen und dessen Argumente ernst nehmen“. Solcher Vorbilder bedürfe es in heutiger Zeit vielleicht mehr denn je. „Denn wir werden ja immer mehr überzogen von Hass-Parolen und die Gegner, die unterwegs sind, lassen ihren Worten auch manchmal Taten folgen. Deshalb dürfen wir nicht zulassen, dass dieses Fundament der Menschenwürde in Schieflage kommt. Wir werden also standhaft bleiben und immer wieder versuchen, Hass mit Dialogbereitschaft zu beantworten.“ Denn wenn man dem Hass wiederum Hass entgegenhalte, „bewegen wir uns auf einer Spirale, aus der wir nicht mehr herauskommen“.

Die sechs Worte des ersten Artikels des Grundgesetzes drückten eine Geisteshaltung aus, die über Jahrhunderte durch Religionen, Philosophie, Staatslehre und Kultur ausgeprägt worden sei, so Reker. Die Menschenwürde sei nicht nur das feste Fundament unserer Gesellschaft, sondern „wirklich eine Errungenschaft“.

„Ich glaube, dass die Menschenwürde, die seit 70 Jahren unser Leben bestimmt, auch weiterhin unsere Kompassnadel sein sollte“, betonte Reker. „Und wenn wir uns alle darüber einig sind, dass Hass und Gewalt keinen Platz haben in Köln, dann kommen wir einen ganzen Schritt weiter.“

Im Anschluss an Rekers Eröffnungsrede folgten Gebetsworte, Texte und musikalische Beiträge buddhistischer, christlicher und muslimischer Vertreterinnen und Vertreter sowie von den Bahá'í. Zum Abschluss beteten alle gemeinsam das „Gebet der Vereinten Nationen.“

 

Zurück