Den Heiligen Drei Königen ganz nah: Neues Berührungsreliquiar im Kölner Dom

18. September 2022; ksd

Köln (ksd/mk). Zum Auftakt der diesjährigen Dreikönigswallfahrt segnete Dom- und Stadtdechant Msgr. Robert Kleine ein neues Berührungsreliquiar im Chorumgang des Domes, in unmittelbarer Nähe zum Dreikönigenschrein. Das nach einem Kunstwettbewerb und der Auswahl durch eine Jury von der Nürnberger Silberschmiedin und Künstlerin Juliane Schölß gestaltete Dreikönigsreliquiar ermöglicht ab sofort Besucherinnen und Besuchern des Domes eine persönliche Begegnung mit den Heiligen Drei Königen, denen man sonst nur zu besonderen Anlässen – wie der Dreikönigswallfahrt, wenn Pilgerinnen und Pilger traditionell unter dem Schrein durchgehen können – so nah kommen konnte. Noch bis zum 27. September lädt das Domkapitel im Jahr des Domjubiläums „700 Jahre gotischer Hochchor“ zu zahlreichen Gottesdiensten und besonderen Veranstaltungen im Rahmen der Dreikönigswallfahrt ein.

 

Verweilen – Anschauen – Berühren

 

Das neue Reliquiar aus Messing trägt die Form eines Ikosaeders – eines Körpers, der von 20 gleichseitigen Dreiecken gebildet wird. Die ausgeglichene Form des Ikosaeders und sein geometrisches Gerüst lassen verschiedene Betrachtungsweisen entdecken, laden zum Verweilen und Anschauen ein. Die gleichseitigen Dreiecke greifen die Zahl Drei auf, die auf die Heiligen Drei Könige und ihre drei Gaben Bezug nimmt. Je nach Blickwinkel erkennt man einen Stern, der sich aus fünf gleichseitigen Dreiecken und einem Fünfeck ergibt. 

Drei applizierte Kronen, die am Ikosaeder auf der Chorumgangsseite und auf der Binnenchorseite auf je einem Dreieck zu sehen und zu berühren sind, weisen zusätzlich auf die Heiligen Drei Könige hin. Die Kronen sind dem Kölner Wappen stilisiert entnommen. Mit seiner feuervergoldeten Oberfläche spielt das neue Reliquiar auf den Dreikönigenschrein an, ohne ihm Konkurrenz zu machen. Im Inneren des Reliquiars ruhen drei aus diesem Schrein entnommene Reliquienpartikel in einer kleinen silbernen Dose, welche die Initialen 20*C + M+ B + 22 trägt.

 

„Eine lichtvolle Verbindug zum Schrein“

 

„Wir sind sehr dankbar, dass die Künstlerin Juliane Schölß so eine einladende, subtile und wertige Arbeit für unseren Domchor geschaffen hat“, sagt Kleine. „Die intensive Farbigkeit und die raffinierte Form des neuen Reliquiars erinnern tatsächlich an einen leuchtenden Stern – und schaffen eine lichtvolle Verbindung zum Schrein. Im Gegensatz zu diesem wird das neue Reliquiar künftig berührbar sein, und zwar sowohl für Besucherinnen und Besucher, die durch den Chorumgang gehen, als auch für Pilger, die den Schrein unterschreiten. So kann man als Besucherin und Besucher des Domes auf völlig neue, intensive Weise mit den Heiligen Drei Königen in Kontakt treten und ihnen nahe sein.“

Am Freitagmorgen vor der Wallfahrt waren die Reliquien, die aus einem Dreikönigsreliquiar der Kölner Domschatzkammer stammen, feierlich gemeinsam mit einer Urkunde in einem versiegelten Seidenbeutelchen in die silberne Kapsel gebettet worden. Dieses wurde dann am Nachmittag in das Reliquiar eingelassen, das dann von der Künstlerin am Chorumganggitter angebracht wurde.

Bezeugt und beurkundet wurde der Vorgang von den beiden Reliquiencustoden des Erzbistums Köln, Dr. Anna Pawlik und Dr. Joachim Oepen, in Vertretung von Msgr. Markus Bosbach, dem Erzbischöflichen Delegat für die Reliquien. So können künftige Generationen bei einer etwaigen Öffnung des Reliquiars zuordnen, was sich darin befindet.

 

„Eine Geschichte, in der wir selber Akteure sind“

 

In seiner Predigt sagte Msgr. Robert Kleine: „Wenn wir hier im Kölner Dom die Reliquien der Heiligen Drei Könige verehren und an diese Aufbrechenden und Suchenden denken, die uns im Neuen Testament begegnen, dann soll uns das nicht wie eine Geschichte aus 1001 Nacht erscheinen, die man von Kindheit an kennt, die irgendwie zu Weihnachten gehört und einen emotional anspricht. Nein, die Weisen aus dem Morgenland sind nicht Akteure einer Geschichte vor 2000 Jahren, sie sind Akteure einer Geschichte, die vor 2000 Jahren begann und in der wir heute selber Akteure sind, eine Rolle spielen, spielen dürfen.“

Die drei Sterndeuter riefen uns heute zu aufzubrechen, so Kleine. „Natürlich brechen wir immer wieder auf in neue Lebensabschnitte beruflicher und privater Art, aber hier meint aufbrechen, sich auf den Weg zu Gott zu machen.“

Gott sei schon lange, bevor sie ihn gefunden haben, bei diesen Weisen gewesen, so der Dom- und Stadtdechant. „Er hat sie auf ihrem Weg begleitet und sie haben sich gegenseitig gestützt, in gegenseitiger Zuneigung und Solidarität. Ich gehe fest davon aus, dass der eine auf den anderen geachtet hat.“

Das sei „ein wunderbares Bild für uns in der heutigen Gesellschaft“, betonte Kleine: „Nicht als Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer unterwegs zu sein, sondern in Solidarität gemeinsam – gerade in diesen Zeiten der Pandemie, der Auswirkungen des UkraineKrieges auch bei uns, in Wirtschafts- und Klimakrise, in der Glaubwürdigkeitskrise der Kirche. All dies mit anderen zu meistern, in Solidarität den Weg zu gehen, nicht aufzugeben, gegen Krisen anzukämpfen.“

Traditionell eröffnet der Kölner Stadtdechant, der als Domdechant unter anderem für die Liturgie am Kölner Dom verantwortlich ist, die Dreikönigswallfahrt mit einer Messe des Stadtdekanats am Donnerstagabend der Wallfahrtswoche. In diesem Jahr wurde die Wallfahrt aus Anlass des Domjubiläums verlängert und so zelebrierte der Domdechant den Eröffnungsgottesdienst am Sonntagmorgen.

 

Besondere Liturgien und Konzerte im Dom

 

„Zum Abschluss und Höhepunkt unseres Domjubiläums 2022, das wir bereits seit Mitte August mit vielen Gottesdiensten und Konzerten, Ausstellungen und Sonderführungen feiern, laden wir Pilgerinnen und Pilger im Rahmen der Dreikönigswallfahrt ein, in der Nachfolge der Heiligen Drei Könige die Spuren Gottes im eigenen Leben zu entdecken“, sagt Domdechant Msgr. Robert Kleine.

Auf dem Programm der Wallfahrt stehen einerseits viele bewährte Gottesdienste und Veranstaltungen, etwa die Dreikönigsbegegnungen für Kita- und Grundschulkinder, die Wallfahrt für Menschen mit und ohne Demenz, die Andacht für alle Ehejubilare und die Andacht mit und für Geflüchtete(n). „Wir freuen uns auf die Jugendvigil mit Diözesanjugendseelsorger Pfarrer Dr. Tobias Schwaderlapp, die dieses Jahr mit der Fragestellung ‚Willst du mit mir gehen?“ überschrieben ist“, so Kleine. „Beim traditionellen Frauenwort im Dom kommt in diesem Jahr die stellvertretende kfd-Bundesvorsitzende Professorin Dr. Agnes Wuckelt zu Wort – und spricht über Frauen der frühen Kirche, die als Mutmacherinnen den Frauen von heute als Vorbild gelten können.“

Weitere Schlaglichter: Eine Orgelnacht, die gleich von fünf Orgelvirtuosen gestaltet wird. Der Ökumenische Gottesdienst der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Köln unter dem Leitwort „ An der Grenze – zum Paradies“. Das Pontifikalamt mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki am Sonntag, 25. September, und das Hochamt zum 700. Weihetag des Domchores und des Hochaltares am 27. September. „Darüber hinaus laden wir zu regelmäßigen Pilgergottesdiensten um 10.30 Uhr, 12 Uhr, 15 Uhr und 18.30 Uhr an allen Werktagen und zum Abendlob um 20 Uhr ein“, so der Domdechant. „An alle Wallfahrtsgottesdienste schließt sich die Prozession zum Dreikönigenschrein an.“

 

Das komplette Programm und alle Infos finden Sie hier.

 

Einen Radiobeitrag mit der Bilanz der diesjährigen Dreikönigswallfahrt können Sie hier nachhören.

 

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