Diakon Jens Freiwald zum Neujahrsfest Naw-Ruz der Bahai: „Religion sollte alle Herzen vereinen“

22. März 2022; ksd

Köln. Als Vertreter des Stadtdekanats Köln sprach Diakon Jens Freiwald im Rahmen der Internationalen Woche gegen Rassismus beim Neujahrsfest der Bahai Naw-Ruz ein Grußwort.

„Es ist ein Tag des Neubeginns, der Veränderung und der Hoffnung“, so Freiwald. „Wann haben wir uns in den letzten Jahrzehnten mehr nach einem Neubeginn, nach Veränderung und nach Hoffnung gesehnt als heute angesichts des verheerenden Krieges in unserer Nähe, aber auch der vielen Kriege und Ungerechtigkeiten weltweit?“

In seinen „Pariser Ansprachen“ habe Abdul-Bahā gesagt: „Die Religion sollte alle Herzen vereinen und Krieg und Streitigkeiten auf der Erde vergehen lassen, Geistigkeit hervorrufen und jedem Herzen Licht und Leben bringen. Wenn die Religion zur Ursache von Abneigung, Hass und Spaltung wird, so wäre es besser, ohne sie zu sein, und sich von einer solchen Religion zurückzuziehen, wäre ein wahrhaft religiöser Schritt.“

Dies sei 1911, nur wenige Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Europa, gewesen. „Nun war der Erste Weltkrieg kein Religionskrieg, aber wir wissen, dass die Soldaten der beteiligten Nationen mit einem ,Gott mit uns!' und dem Segen ihrer Geistlichkeit in die mörderischen Schlachten dieses ersten industriellen Krieges gezogen sind“, so Freiwald. „Dieser Segen galt sicherlich der einzelnen Person, aber auch Waffen und anderes Kriegsmaterial wurden gesegnet und für den Sieg von Volk und Vaterland gebetet.“

 

Kann die Menschheit nicht aus der Geschichte lernen?

 

Nach dem Entsetzen und dem Schrecken zweier Weltkriege habe sich die Einstellung der christlichen Kirchen zum Krieg sicherlich enorm verändert und weiterentwickelt. Das aber habe die Menschheit nicht davon abgehalten, weiterhin Kriege zu führen. „Angesichts des verbrecherischen Angriffskrieges gegen die Ukraine stehen wir wieder vor der Frage, ob die Menschheit grundsätzlich nicht aus der Geschichte lernen kann. Wieder werden Soldaten und Waffen gesegnet und wieder fallen auch friedliebenden Menschen kaum Alternativen zur Selbstverteidigung mit Waffen und Gewaltanwendung ein.“

Die Mission der Bahai sei die universelle Einheit der Menschheit in Vielfalt, erinnerte Freiwald, der im Stadtdekanat unter anderem in den Bereichen Interrreligiöser Dialog und Ökumene tätig ist. Wie der Stifter der Bahai-Religion, Abdul-Bahā, sagte, sollten Religionen Krieg und Streitigkeiten vergehen lassen, so Freiwald weiter. Sein Appel: „Einheit in Vielfalt – ohne Krieg, ohne Rassismus, ohne Ausgrenzung und Diskriminierung aus welchen Gründen auch immer.“

 

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