„Die Botschaft von Weihnachten kann nichts verdunkeln“ – Stadt- und Domdechant Robert Kleine mit Dank und hoffnungsvoller Botschaft im Kölner Dom

24. Dezember 2023; Hildegard Mathies

 

Köln. Es ist kein normales Weihnachtsfest am Kölner Dom, seit die Polizei Köln am gestrigen Samstagabend die Meldung über einen akuten Gefahrenhinweis zu einer potenziellen terroristischen Bedrohung veröffentlichte und seitdem die Schutzmaßnahmen am Kölner Dom erhöht wurden. Doch die Weihnachtsgottesdienste finden statt und sollen den Menschen Freude und Frieden schenken – trotz der notwendigen Präsenz der Polizei und verstärkter Kontrollen. Im ersten weihnachtlichen Gottesdienst im Kölner Dom, der Christvesper am frühen Heiligabend, die besonders für und mit Familien gefeiert wird, dankte Kölns Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine mit einem anschließenden tosenden Apllaus des vollbesetzten Domes als Erstes den Einsatzkräften der Polizei und aller weiteren Beteiligten, dafür, dass sie dafür sorgen, dass am Kölner Dom die Menschen in größtmöglicher Sicherheit Weihnachten feiern können. Anschließend gab er den Menschen eine hoffnungsvolle und zuversichtlich stimmende Botschaft mit in die kommenden Feiertage.

 

Die Predigt von Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine in Auszügen:

 

„Für alle Beamtinnen und Beamten, die heute und in den nächsten Tagen für unsere Sicherheit sorgen und die sich vielleicht den Heiligen Abend auch anders vorgestellt haben, ein herzliches Dankeschön und einen kräftigen Applaus!

Weihnachten ist das Fest des Friedens, ein Fest der Gewaltfreiheit und das ist sicherlich in diesen Zeiten besonders wichtig, daran zu denken und um den Frieden zu beten – in der Ukraine, in Israel, im Gaza-Streifen, in Syrien, im Irak, im Iran, in Afghanistan, in so vielen Ländern. Wir fühlen uns in dieser Stunde mit allen Menschen weltweit in der Bitte und im Gebet um Frieden verbunden.

,Zu Bethlehem geboren‘ erzählt von dem Ereignis, von dem wir gerade gehört haben (in der Lesung – sic.), dass Gott einer von uns geworden ist, dass Gott Mensch geworden ist, in einem Kind im Stall von Bethlehem. (...)“

 

„Jesus ist jetzt einer von uns!“

 

Stadtdechant Kleine erinnerte daran, dass heute vor 800 Jahren im umbrischen Greccio der später heiliggesprochene Franz von Assisi das erste Krippenspiel der Geschichte aufführen ließ.

„Warum ich das erzähle? (…) Weil wir im Jahre 2023, hier in unserem Kölner Dom und in unserer Stadt auch noch einmal vor Augen führen müssen, dass das damals wirklich etwas Ungeheuerliches war, dass dieser Gott einer von uns geworden ist! Wir kennen das von Kindheit an, wir feiern jedes Jahr Weihnachten – alle Jahre wieder. Aber sind wir uns wirklich bewusst, was das damals war? Diese Not der Maria – wo kann sie ihr Kind bekommen? (…)

Damals waren die Hirten quasi Ausgestoßene der Gesellschaft, vor den Toren der Stadt lebend Und zu denen kommt der Engel und verkündet die frohe Botschaft: Jesus ist jetzt einer von uns! Er ist Mensch geworden! (…)

 

„Gott hat ein Herz für jeden Menschen“

 

Hier in unserem Dom verehren wir die Heiligen Drei Könige. Immer wenn wir den Dom sehen, wenn wir den Schrein vor Augen haben, dass wir uns bewusst machen, das ist nicht eine Geschichte aus 1001 Nacht, sondern das ist geschehen damals, dass Gott einer von uns wurde. Und dass ist nicht eine fremde Geschichte, damals… „Es war einmal…“ – nein, das ist Realität, weil dieser Gott, der Mensch geworden ist, nie mehr weggegangen ist! Dass er auch heute bei uns ist, in unserer Welt! Und dieser Gott ist nahe – den Menschen im Gaza-Streifen und in Israel, den Opfern der Hamas, er ist nahe den Menschen in der Ukraine, er ist nahe in jedem Flüchtlingsboot, er ist nahe in jedem Menschen, weil er ein Herz für jeden Menschen hat! Das ist die Botschaft von Weihnachten!

Und weil das so ist, weil das so ein großes Geschenk ist, deshalb schenken wir uns auch schonmal was an Weihnachten. Das größte Geschenk ist das Kind in der Krippe. Und die Freude, die die Hirten erfüllt, und die die Heiligen Drei Könige erfüllt, die Freude sollen wir weitergeben. Und zwar nicht nur am Heiligen Abend, in der Heiligen Nacht, sondern eigentlich immer wieder. 

Wir Christen haben allen Grund zur Freude! Es gibt sicher auch in der Kirche manches, was dunkel ist, aber die Botschaft von Weihnachten kann nichts verdunkeln! Denn das ist das Licht, das in die Welt gekommen ist!

 

Das Licht der Heiligen Nacht weiterschenken


Deshalb ist es unsere Aufgabe als Menschen, besonders als Getaufte, als Christinnen und Christen, selber Licht für andere zu sein." Kleine rief die Mitfeiernden dazu auf, die kleine Kerze, die sie am Eingang erhalten hatten, mit nach Hause zu nehmen und erneut zu entzünden und sie vielleicht an jemanden weiter zu schenken: „Ich habe Licht erfahren, im Dom, in dieser Heiligen Nacht – und ich möchte auch ein Licht für Dich sein, ich möchte Dir Licht schenken“, könnte die Botschaft dieses Geschenkes sein. „Ich glaube, dann wird es in unserer so oft dunklen Welt mit all ihren Bedrohungen und Ängsten, von denen wir ja auch heute, in dieser Stunde etwas erfahren müssen, etwas heller – dass wir dann versuchen, mit vielen kleinen Lichtern unsere Welt heller zu machen. Ich kann versprechen, das wird gelingen. So wie es damals mit dem kleinen, mit dem im Nachhinein ganz großen Licht dieses ganz kleinen Kindes in Bethlehem begonnen hat."

 

Die Christvesper wurde live von DOMRADIO.DE übertragen und kann hier abgerufen werden.

 

Das Statement des Kölner Domkapitels zur aktellen Lage lesen Sie hier.

 

www.koelner-dom.de

  

Aus dem diesjährigen Weihnachtsgruß von Stadtdechant Msgr. Robert Kleine: „Werden wir zu Friedensstiftern“

 

Auch in seinem diesjährigen Weihnachtsgruß stellt Kölns Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine die Bitte um den Frieden in den Mittelpunkt und ruft dazu auf, „selbst zu Friedensstiftern zu werden“. Die Botschaft in Auszügen:

„Frieden auf Erden", lateinisch „Pacem in terris", nannte Papst Johannes XXIII. sein Schreiben, das er 1963 inmitten des Kalten Krieges, nach Mauerbau und Kubakrise veröffentlichte. Es war erstmals nicht nur an Christinnen und Christen gerichtet, sondern an alle Menschen guten Willens. Der Papst ruft darin die Menschheit über alle Religionen und über alle Nationen hinweg auf, Frieden zu schaffen. Es ist die große Vision einer Menschheitsfamilie.

Auch 60 Jahren nach Erscheinen des Textes ist es unsere dauerhafte Aufgabe, an einer Welt des Friedens mitzubauen, die auf den vier Säulen gegründet ist. auf die der inzwischen heiliggesprochene Johannes XXIII. in seiner Enzyklika hinweist: Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit.

Im Jahr 2023 schockiert uns der barbarische Terrorangriff der Hamas, fordert der barbatische russische Angriffskrieg auf die Ukraine weiterhin tagtäglich Opfer , bestürzen uns die Bilder von Leid und Tod im Gazastreifen und in Israel, in Syrien, dem Iran, Afghanistan und vielen anderen Ländern.

Auch 60 Jahre nach dem Erscheinen der Enzyklika ist es unsere dauerhafte Aufgabe als Christinnen und Christen, an einer Welt des Friedens mitzubauen, die auf den vier Säulen gegründet ist, auf die Johannes XXIII. hinweist: Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

In der Bergpredigt sagt Jesus es ganz deutlich: „Selig die, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes genannt.” (Mt 5,9)

Lassen wir uns davon inspirieren und durch unser Tun selbst zu Friedensstiftern werden!

Nun könnten wir leicht sagen: Was kann ich schon für den großen Frieden tun? Beginnen wir einfach im Kleinen, Frieden zu halten oder zu schaffen - in der Familie, im Beruf, im Freundeskreis, in der Politik, in der Kirche, in unserer Gesellschaft.

Stehen wir außerdem da auf, wo andere Hass säen.
Erheben wir unsere Stimme, wenn Menschen ausgegrenzt werden aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihre sexuellen Orientierung oder ihrer Religion.

Erheben wir unsere Stmme, wenn in diesen Tagen Antisemitismus scheinbar wieder hoffähig wird.

Ein Freund von mir ist seit September bis vermutlich Ende Januar als Militärpfarrer im multinationalen Camp im irakischen Erbil eingesetzt. Sein Wunsch an mich für ihn und die Soldaten vor Ort: „Denk an uns, bete für uns."

So lade ich ein, gerade an den kommenden Festtagen um den Frieden zu beten, für die Menschen im Heiligen Land, der Ukraine und den anderen Kriegs- und Krisenregionen der Welt.

Und schließen wir besonders auch die Menschen ein, die in den unterschiedlichen Kriegs- und Krisenregionen als internationale Friedenstruppen auch an diesem Weihnachtsfest versuchen, Frieden zu schaffen beziehungsweise zu halten, oder als Mitarbeitende von Hilfsorganisationen versuchen, Leid und Not zu lindern.

Im Vertrauen, dass Frieden möglich ist, wo Zusammenhalt, Mitgefühl und Solidarität gelebt werden, wünsche ich Ihnen ein glaubensfrohes und hoffnungsvolles Weihnachtsfest und Gottes reichen Segen für das neue Jahr 2024! Pax, Frieden, Salam und Schalom!

   

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