Domjubiläum: Aufgerissen – Die mittelalterlichen Baurisse des Kölner Domes / Ausstellung in der Domschatzkammer (bis 13. November)

1. September 2022; ksd

Köln. Zur 700-Jahrfeier der Weihe des gotischen Domchores sind bis zum 13. November in der Kölner Domschatzkammer erstmals alle erhaltenen mittelalterlichen Bauzeichnungen des Kölner Domes nebeneinander zu sehen.

Am 27. September 1322, am Tag der heiligen Cosmas und Damian, war der gotische Chor des Kölner Domes von Erzbischof Heinrich II. von Virneburg (amt. 1304-1332) feierlich eingeweiht worden und die im Dreikönigenschrein geborgenen Gebeine der Heiligen Drei Könige wurden feierlich in den Neubau übertragen. Dies bedeutete den Abschluss des ersten großen Bauabschnittes des Kölner Domes. Bald nach der Weihe wurde der bis dahin noch bestehende Westteil des Alten Domes, des karolingischen 870/873 geweihten Vorgängerbaues, abgebrochen und mit dem Bau des südlichen Querhauses und der südlichen Seitenschiffe des Langhauses fortgefahren.

 

Eine der größten erhaltenen Architekturzeichnungen des Mittelalters

 

Bereits vor der Weihe 1322 dürfte die Planung der westlichen Partien und vor allem auch der Westfassade des Kölner Domes eingesetzt haben. Von dieser zeugen einige wenige Baurisse des 13. und/oder 14. Jahrhunderts (die Datierung der Pläne ist in der Forschung umstritten), die sich bis heute im Dombauarchiv, im Kölnischen Stadtmuseum sowie in der Akademie der Bildenden Künste in Wien erhalten haben. Die meisten von ihnen dürften aus dem alten Archiv der mittelalterlichen Dombauhütte stammen. Es wurde nach der Einnahme der Stadt Köln durch die Französischen Revolutionstruppen 1794 nach Paris verbracht und gilt seither als verschollen.

Nur wenige Bauzeichnungen konnten im frühen 19. Jahrhundert wiederaufgefunden werden. Drei von ihnen gelangten zurück in den Besitz des Dombauarchivs – darunter der berühmte Aufriss der Westfassade, der sogenannte Riss F. Mit einer Höhe von über vier Metern ist er eine der größten erhaltenen Architekturzeichnungen des Mittelalters. Aber auch Riss D und E, die eine Grundrissplanung des Südturm-Erdgeschosses und einen Aufriss der Ostwand des 1. Obergeschosses des Südturmes zeigen, befinden sich heute wieder im Dombauarchiv.

 

Präsentation für Auftraggeber und Stifter

 

Weitere mittelalterliche Pläne (Riss B, C und E 1) gelangten mit der Sammlung Wallraf in die Kölner Stadtbibliothek und 1901 in den Besitz des Historischen Museums, dem heutigen Kölnischen Stadtmuseum. Riss A dagegen kam möglicherweise bereits im Spätmittelalter im Rahmen des fachlichen Austauschs der mittelalterlichen Bauhütten in die Wiener Bauhütte. Über den Nachlass des Architekten Franz Jäger gelangte er im 19. Jahrhundert in den Besitz der Akademie der Bildenden Künste in Wien.

Mittelalterliche Baurisse sind nicht mit modernen Konstruktionszeichnungen zu vergleichen, es fehlen unter anderem jegliche Maßstäbe und Maßangaben. Sie erfüllten verschiedene Funktionen und waren Hilfsmittel zur Entwicklung und Ausführung eines Baugedankens. Als Studienmaterial und als Planungsgrundlage dienten sie zum direkten Einsatz auf der Baustelle. Zudem konnten sie im Sinne einer Präsentation das geplante Bauwerk veranschaulichen und Auftraggebern oder potenziellen Stiftern ein Bild vom zukünftigen Gebäude vermitteln. Auch wurden sie zur Abrechnung vertraglich vereinbarter Bauabschnitte genutzt.

 

Schicksalhafte Fügung und Mahnung

 

Als frühe Zeugnisse der Baugeschichte des Domes sind die mittelalterlichen Risse des Domes von großer Bedeutung. Ihre Auffindung in Darmstadt 1814 und in Paris 1816 wurde als schicksalhafte Fügung und als Mahnung aufgenommen, den Dom zu vollenden.

Da der Fassadenriss F für die Räumlichkeiten der Domschatzkammer zu groß ist, wird er in der Schatzkammer in einer hochauflösenden Reproduktion in verkleinertem Maßstab präsentiert.

 

Autor: Matthias Deml

 

Geöffnet: täglich von 10 bis 18 Uhr

 

www.koelner-domschatzkammer.de

  

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