Drei Jahrzehnte Priester: Stadtdechant Robert Kleine blickt in die Zukunft der Kirche

19. Juni 2023; ksd

 

Köln. Bereut hat er es nicht, seiner Berufung gefolgt zu sein und den Weg des Priesters eingeschlagen zu haben – auch nicht angesichts mancher Anfragen und Krisen in der Kirche. Das hat Kölns Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine aus Anlass seines 30-jährigen Weihejubiläums im Interview mit DOMRADIO.DE bekräftigt. Dabei blickt er auch auf die aktuelle Missbrauchs- und Glaubwürdigkeitskrise in der Kirche sowie in die Zukunft der Institution. Stellung bezieht der Kölner Stadtdechant auch zu viel diskutierten Forderungen wie der Weihe von Frauen.

Zur Frage nach der Öffnung von Ämtern für Frauen verwies Kleine zunächst auf das Apostolische Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“ aus dem Jahr 1994 von Papst Johannes Paul II. (2005 verstorben). „Das ist eine sehr kontroverse Frage. Offiziell heißt es, durch Johannes Paul II. sei das Thema erledigt, weil er sagte, es können nur Männer geweiht werden“, so der Theologe im Interview. „Ich glaube aber, dass man mit einem solchen Basta-Schritt heutzutage nicht mehr weiterkommt, sondern dass man die Zeichen der Zeit erkennen muss. Und dass man miteinander ringen muss, wie es jetzt auch die Bischöfe tun.“

 

„Ich glaube, das kann nur ein Konzil entscheiden“

 

Man müsse noch einmal aus der Theologie, aus der Tradition, aus dem Evangelium heraus schauen: „ Wie kann die Ämter-Frage so gelöst werden, dass die Menschen in Zukunft Eucharistie feiern können?" In Deutschland und auch im Erzbistum Köln gebe es derzeit noch genügend Priester, sodass Gläubige überall einen Gottesdienst erreichen könnten.

Ein Blick in die Weltkirche zeige aber sehr große Probleme. „Das zeigte sich schon bei der Amazonas-Synode. Dort ging man der Frage nach, ob nicht wenigstens verheiratete Männer weihen dürfen. Die Frage des Zölibats ist das eine. Das ist eine kirchenrechtliche Frage“, erklärte der Stadtdechant. „Eine dogmatische Frage ist, die Ämter der Kirche zu weiten, auch auf Frauen auszuweiten. Ich glaube, die Diskussion wird nicht verstummen und man muss sich damit auseinandersetzen. Man muss überlegen, was das Wichtigste ist, um die Botschaft Jesu zu den Menschen zu tragen. Das wird aber nicht ad hoc geschehen.“

Am Ende könne „das nur ein Konzil entscheiden“, zeigte sich Kleine überzeugt. „Aber man kann nicht sagen, wir diskutieren darüber nicht. Die Diskussion wird man nicht unterdrücken können.“ Kirchenrechtlich können solche grundlegenden Entscheidungen nur auf einem Konzil getroffen werden.

 

„Es geht nicht darum, dass man Hochwürden ist“

 

„Ich bin weiterhin überzeugt, dass Krisen und das, was im Moment strukturell und vielleicht auch an Glaubwürdigkeitskrise in der deutschen Kirche sowie weltweit durch den Missbrauch da ist, nichts ist, was das Eigentliche verdunkeln kann“, antwortete Kleine der Interviewerin Katharina Geiger auf die Frage, ob er die Wahl des Priesterberufs manchmal bereue. „Es geht ja nicht um irgendetwas, sondern es geht um Jesus Christus“, so der Stadtdechant. „Ihn zu den Menschen zu tragen und in seinem Auftrag, ein Zeichen der Liebe Gottes zu schenken, also die Sakramente zu spenden, Gottesdienste zu feiern, das ist der Auftrag und der bleibt bestehen.“

Robert Kleine hat sich vor 30 Jahren einen Vers aus dem Psalm 100 als Leitspruch gewählt: „Dient dem Herrn mit Freude“. Dazu sagte er DOMRADIO.DE, er habe sich für diesen Vers entschieden, „weil das für mich drei Dinge ausdrückt: Erstens, es ist ein Dienst. Also es geht nicht darum, dass man Hochwürden ist, sondern für andere da ist. Zweitens, es geht um den Herrn. Also ich verkündige mich nicht selbst, sondern führe Menschen zu Christus, zu Gott hin. Und drittens, ich mache das Ganze mit Freude“.

Kleine weiter: „Wenn irgendetwas von diesen drei Dingen kippt oder nicht mehr da ist, dann läuft, glaube ich, im Leben eines Priesters etwas falsch. Also dienen, zeigen und erzählen in Wort und Tat. Von dem verkünden, um den es geht. Und das Ganze mit Freude – darum geht es.“

 

Die Kirche in 20 Jahren

 

Katharina Geiger lud Kleine dann zu einem Blick in die Zukunft ein – auf die Kirche in 20 Jahren. „Vielleicht wird es dann noch einmal ursprünglicher“, so Kleine, „dass ich Menschen befähige, die als Getaufte und Gefirmte vor Ort Gemeinde sind und dass die Kirche nicht in erster Linie eine Kirche mit hauptamtlichem Personal ist.“

Wandeln wird sich die Kirche: „Wir werden auch nicht mehr so viele Immobilien haben und Kirche wird anders aussehen“, sagte Stadtdechant Msgr. Robert Kleine weiter. „Aber das Wichtige ist eben, dass diese Botschaft (von Jesus Christus – sic.) weiter bestehen bleibt. Vielleicht können wir auch, wenn wir kleiner geworden sind, mehr ausstrahlen von dem, was Kirche ist: nämlich diese frohe Botschaft, dass Gott die Liebe ist und dass alle Menschen von ihm angenommen und geliebt sind.“

 

Das ganze Interview können Sie hier nachlesen.

 

Einen weiteren Radiobeitrag hören Sie hier.

 

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