Emotionale Andacht zum Saisonauftakt des FC: Kirchen mit klarer Botschaft für ein friedliches Miteinander
16. August 2021; ksd
Köln. Noch war es nicht das Bild von Normalität, das FC-Fans zu Beginn der Saison kennen: der Kölner Dom war coronabedingt noch nicht wieder bis auf den letzten Platz gefüllt bei der ökumenischen Andacht vor dem ersten Heimspiel, doch in diesem Jahr konnten mit 500 Personen bereits deutlich mehr Menschen teilnehmen als im vergangenen Jahr. Die Vertreter der beiden Kirchen, Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger, fanden klare Worte für ein friedliches Miteinander. Ihre Botschaft reicht über den Fußball hinaus.
Gegen Ausgrenzung und Hass
Für ein gutes Miteinander, friedlich und ohne Gewalt, gegen Ausgrenzung, Rassismus und Hass, dafür müsse der Fußball stehen, sagte Kleine in seiner Predigt, berichtet DOMRADIO.DE. Der Kölner Stadt- und Domdechant zitiert die weltbekannte Fußballhymne „You never walk alone“ und freut sich, dass der FC ein Vorbild dafür sei, dass man füreinander einstehe, dass der Kölner Verein sich für die Opfer der Flutkatastrophe eingesetzt, eine Impfkampagne ins Leben gerufen habe und mit der FC-Stiftung viel Gutes tue.
Kleine erinnert an das soziale Engagement der Vereine, das oft auch etwas unbemerkt von der Öffentlichkeit abseits der großen Spiele stattfinde. So habe die FC-Stiftung, zu deren Kuratorium er gehört, in den vergangenen Monaten mehrere Tafeln in der Domstadt eröffnet, damit niemand Hunger leiden muss.
Zudem habe der FC die Frage der Diversität und der Identität als einen Schwerpunkt gewählt, so der Stadtdechant, „nämlich, dass alle zu unserer Gemeinschaft gehören – egal, woher du kommst, was du glaubst, was du hast oder bist, wie du lebst und wen du liebst“, zitierte Kleine aus der FC-Charta. Dies sei in unserer Zeit besonders wichtig, betonte er, „diese Gemeinschaft (zu leben – sic.) und dafür einzutreten“.
Mit Blick auf das XXL-Mosaik der Aktion „Shalom Selfie Cologne“ am DOMFORUM rief der Stadtdechant zum Frieden aller Religionen und Nationen auf. „Wir müssen gerade in diesen Tagen und Stunden erleben, was Hass, der sich augenscheinlich aus einer Religion ergibt, (anrichtet - sic.), wie die Taliban meinen, dass sie im Namen des Islam so furchtbare Gräueltaten und solche Gewalt über ein gebeuteltes Land bringen. Das hat nichts mit Religion zu tun.“ Die großen Religionen – Islam, Christentum, Judentum – und all die anderen Religionen müssen füreinander einstehen, den jeweils anderen schützen. „Wir haben Religionsfreiheit in unserem Land. Und dafür gilt es einzutreten, für die Würde eines jeden Menschen, ob mit oder ohne Handicap, egal welcher Identität, sexueller Orientierung“, so Stadtdechant Robert Kleine.
Raum und Zeit für große Gefühle
An der Seite des katholischen Stadtdechanten steht der evangelische Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger, denn die FC-Andacht feiern beide christlichen Kirche in ökumenischer Eintracht. „ Hier ist Raum und Zeit für große Gefühle“, sagt Seiger. Die Vorfreude auf die neue Saison gehöre natürlich dazu aber auch die Unsicherheit wegen der noch unsicheren Pandemie-Situation.
In seiner Predigt greift Seiger das Tagesevangelium auf, in dem von dem Zusammenspiel von Kraft, Liebe und Besonnenheit die Rede ist. „Ohne die Liebe zum Fußball kann keiner verstehen, dass wir eine Fußball-Andacht im Dom feiern“, sagt er. Seiger ruft zu Fairness auf – nicht nur gegenüber den gegnerischen Teams und Fans, sondern auch gegenüber dem eigenen Team, wenn es mal nicht so läuft und etwas danebengeht.
Der Stadtsuperintendent schlägt einen größeren Bogen und appelliert an die Zuhörenden, bei aller Freude über den Sport die tausenden Menschen nicht zu vergessen, die bei der Flutkatastrophe vor wenigen Wochen binnen Stunden alles verloren haben. Besonnenheit heiße auch zu fragen, wie man selbst helfen könne, so Seiger weiter, mit Aufräumen, mit Initiativen, die Einzelne stützten, und mit Spenden, so wie es viele Fans und der FC mit seiner Stiftung täten.
Zu Beginn des Gottesdienstes hatte der Stadtsuperintendent in den Segensbitten daran erinnert, dass Gott alle Menschen geschaffen hat, „in all unserer Unterschiedlichkeit von Hautfarben, Talenten und Fähigkeiten“. Und weiter: „Wir sind als Christinnen und Christen auf der ganzen Welt wie eine große Fußballmannschaft, die mit dem guten Geist der Liebe das Spiel des Lebens friedlich, fair und gerecht gestalten soll, damit alle Freude daran haben.“
Gute Wünsche
Kleine betonte, dass in der FC-Andacht nicht nur für den FC gebetet werde: „Wir beten für alle, für alle Fußballbegeisterten, für alle Mannschaften, vor allem für alle Fans, dass es eine friedvolle Saison wird, unter den Einschränkungen, die da sind, aber in Solidarität, im Zueinanderstehen. Mit Vernunft und mit Achtsamkeit kann es auch in Corona-Zeiten gelingen.“ Dies zeigten die Maßnahmen des Vereins, damit die Pandemie sich nicht weiter ausweite, „sondern wir sie in den Griff bekommen“. Er hoffe, dass immer mehr verstehen, „dass es ein für die Menschen ist“, damit die Corona-Einschränkungen und -Maßnahmen möglichst im kommenden Jahr wegfallen. Für Seiger drückt sich in der sogenannten 2-G-Regel, die nur geimpften und mit einem Nachweis ausgestatten genesenen Fans den Zugang zum Stadion erlaubt, Verantwortung für alle aus.
Einen eindeutigen Wunsch hatte Stadtdechant Kleine in diesem Zusammenhang bereits zu Beginn des Gottesdienstes formuliert: dass die landesweit einmalige Fußballandacht auch im kommenden Jahr wieder gefeiert werden kann – mit einem weiterhin erstklassigen FC und dann wieder mit einem vollbesetzten Kölner Dom in Rut un Wieß, in Rot und Weiß, den Farben von Verein und Stadt. Immerhin: am Ende des Gottesdienstes erklang in diesem Jahr wieder die Hymne des FC, gesungen und nicht nur auf der Orgel gespielt. Noch nicht mit der gewohnten Lautstärke, aber, wie immer, als großer Gänsehautmoment zum Abschluss.
Die Reportage von Johannes Schröer können Sie hier auf DOMRADIO.DE nachlesen und hier noch einmal ansehen.
Den Moment mit der FC-Hymne können Sie hier nacherleben.
Sein Auftaktspiel gegen Hertha BSC hat der FC mit 3:1 gewonnen. Ob das gar am himmlischen Beistand lag, kommentiert Stadtdechant Robert Kleine im Beitrag auf Radio Köln.