„Endlich Verantwortung übernehmen und Menschen retten“: Engagement für Flüchtlinge aus Moria und Brief an die Kanzlerin

21. September 2020; ksd

Update: Um sich für eine Aufnahme von Flüchtlingen aus Moria einzusetzen hat ein breites Bündins einen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Bundesinnenminister Horst Seehofer geschickt. Darin fordern Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger und viele andere Unterzeichner, dass die Bundesrepublik Deutschland bei der Aufnahme von Geflüchteten vorangehen müsse und prangern die katastrophalen Zustände in den Lagern an. Den Brief können Sie hier nachlesen.

 

Köln. Vor rund zehn Tagen brannte das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. In dem für 2800 Menschen konzipierten Lager lebten zeitweilig 20000 Menschen, es ist Europas größtes Flüchtlingslager. Seit dem Brand ist die ohnehin katastrophale Lage der Geflüchteten weiter dramatisch. In Deutschland und der EU wird einmal mehr darüber debattiert, ob andere Länder der Europäischen Union, darunter Deutschland, Geflüchtete aus Moria aufnehmen soll – und wenn ja, wie viele. Der Katholikenausschuss in der Stadt Köln, das Katholische Stadtdekanat Köln und die Aktion Neue Nachbarn haben dazu gemeinsam mit weiteren Instutionen und Verbänden am Montag, 21. September, unter dem Titel „Endlich Verantwortung übernehmen und Menschen retten“ eine Erklärung herausgegeben. Der Wortlaut:

 

Köln, Bonn, Düsseldorf und andere Kommunen haben schon vor mehr als einem Jahr ihre Bereitschaft erklärt, mehr Flüchtlinge aus den Lagern an den europäischen Grenzen aufnehmen zu wollen. Auch die nordrhein-westfälische Landesregierung unterstützt dieses Ansinnen.
Warum um alles in der Welt gelingt es dann nicht, tatsächlich Menschen aus Moria nach Deutschland zu holen?

Die Bereitschaft von Bundesminister Seehofer und der deutschen Bundesregierung, zumindest 1500 Menschen die Einreise zu bewilligen, ist irreführend, da die Zusage der Bundesregierung explizit nicht für Frauen, Kinder und Familien aus Moria gilt, sondern nur für Menschen aus anderen Lagern, deren Asylanträge bereits bewilligt wurden und die damit schon jetzt in der Verteilung sein müssten.

Seit Jahren schaut Europa dem Elend in den Lagern zu, nimmt hin, dass Menschen weiterhin im Meer ertrinken, wendet sich ab vor Übergriffen durch die örtliche Bevölkerung und die Sicherheitskräfte, die Geflüchtete ohne Versorgung und Schutz in Lagern eingepfercht halten.

Vor einer Woche brannte das Lager in Moria ab und immer noch wird Hilfe verweigert mit dem Hinweis darauf, dann würden noch mehr Lager brennen – eine Argumentation, die an Zynismus kaum zu überbieten ist.

Mitten in Europa, im Herzen der Demokratie, spielt sich damit eine unmenschliche und unchristliche Tragödie ab, die wir schon seit Jahren hinnehmen und die immer schlimmer wird. Es gibt Menschen, die zur Abschreckung genau das wollen, und wir lassen es tatenlos zu.
Die Unantastbarkeit der Würde jedes Menschen hat im Herzen von Europa keinen Platz, das ist beschämend!

Wir haben Platz und wir haben Erfahrung darin, Menschen in Deutschland und in Köln eine neue Heimat und eine Perspektive zu bieten. Was wir aber kaum noch haben, ist die Hoffnung auf eine europäische Zuwanderungspolitik und darauf, dass sich alle europäischen Staaten auf die Grundprinzipien eines humanitären Handelns besinnen.

Wir fordern die Bundesregierung auf, endlich mehr Menschen in Not den Zugang nach Deutschland zu ermöglichen und ihnen die Chance auf ein faires Verfahren zu geben!

Wir fordern die Stadt Köln auf, sich aktiv für eine Aufnahme von Menschen in Not zu bemühen und damit die vielen freien Kapazitäten in unserer Stadt zu nutzen und die zahlreichen bereitwillig Helfenden einzusetzen! Köln muss ein „sicherer Hafen“ sein, nicht nur auf dem Papier!

 

Die Unterzeichner: Aktion Neue Nachbarn; BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend), Diözesanverband Köln; DJK Sportverband, Diözesanverband Köln; Familien-Forum Köln; In Via, Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Köln; Karl Rahner Akademie, Köln; Katholikenausschuss in der Stadt Köln; Katholische Arbeitnehmer-Bewegung, Diözesanverband Köln; Katholische Jugendagentur Köln; Katholisches Stadtdekanat Köln; Pax Christi, Gruppe Köln; SKM Köln (Sozialdienst Katholischer Männer)

 

Die Erklärung gibt es hier zum Download.

 

Time for Sympathy and Love:

Spendensong der diözesanen Kölner Caritas mit Höhnern, Chris de Burgh und vielen anderen Musikerinnen und Musikern

 

Die Flüchtlingskatastrophe auf der griechischen Insel Lesbos schweißt die Musikwelt zusammen: Mit dem Spendensong „Time for Sympathy and Love“ haben die Kölner Höhner internationale und deutsche Stars – wie zum Beispiel Chris de Burgh, die Galleons oder Peter Freudenthaler (Fools Garden) – ans Mikrofon und die Instrumente gebracht, um Geld für Geflüchtete in Griechenland zu sammeln.

 

Hier können Sie das Video zum Song ansehen.

 

„Der Song ist ein Aufruf zur Menschlichkeit. Er soll aber auch konkrete Hilfe für die Menschen sein, die auf der Flucht ihr Hab und Gut verloren haben und unter schlimmsten Bedingungen um ein neues Leben kämpfen“, sagt Höhner-Frontmann Henning Krautmacher.

Das Video zum Song zeigt die furchtbare Realität der Menschen: Die Flucht, die Zustände in den Camps, aber auch den schwierigen Neuanfang in einem fremden Land.  Dazwischen immer wieder die Musiker, die mit ihrem Song eine Botschaft senden: „Helft, wir dürfen nicht einfach zusehen – wir müssen uns gegenseitig unter die Arme greifen“, erklärt Krautmacher das Engagement.

Unterstützung bekommt das musikalische Hilfsprojekt von Caritas international und der Diakonie Katastrophenhilfe. „Das sind Experten. Sie sorgen dafür, dass Nothilfe dort ankommt, wo sie benötigt wird“, sagt Bruno Schrage, Referent für Caritaspastoral beim Kölner Diözesan-Caritasverband. Aus seiner Feder stammt auch der Text für „Time for Sympathy and Love“, gemeinsam mit den Höhnern Jens Streifling, Hannes Schöner und Henning Krautmacher. (pek)

 

Spendenmöglichkeit:

Caritas international

IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02

BIC: BFSWDE33KRL

Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe

 

Weitere Informationen auf www.vergessene-katastrophen.de

 

Auch der Kölner Rat der Religionen hat eine Erklärung zu Moria verabschiedet. Sie können Sie hier nachlesen.

 

Zurück