Friedensgebet und Kundgebung zur Ukraine: „Ein Gebet, das trägt. Eine Liebe, die wirkt. Ein Frieden, der hält. Darum bitten wir.“

22. Februar 2024; ksd

 

UPDATE: Mehrere Tausend Menschen haben am Samstag (24. Februar) auf dem Roncalliplatz an einer Solidaritätskundgebung aus Anlass des zweiten Jahrestags des russischen Angriffs auf die Ukraine teilgenommen. Organisiert wurde die Demonstration vom Verein Blau-Gelbes Kreuz; unter den Rednerinnen und Rednern waren neben Minister und NRW-Staatskanzleichef Nathanel Liminiski auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Stadtdechant Msgr. Robert Kleine.

 

Stadtdechant Kleine verurteilt Position des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyril I. als Blasphemie

 

Kleine kritisierte unter anderem den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I, der den Krieg immer wieder gutheißt und als Putin-Vertrauter gilt. Der Patriarch erkläre etwa, dass die in der Ukraine gefallenen russischen Soldaten direkt ins Paradies kommen würden. „Denn wer seine Pflicht erfülle und sterbe, der vollbringe eine Heldentat, die einem Opfer gleichkomme“, gab der Stadtdechant die Propaganda krtitisch wieder. Vor Kindern habe Kyril zu Weihnachten sogar davon gesprochen, dass es keinen größeren Liebesbeweis gebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingebe. Denn das höchste Zeichen von Liebe sei die Opferbereitschaft.

Kleine verurteilte diese Positionen aufs Schärfste: „Das hat rein gar nichts mit der Botschaft Jesu Christi zu tun. Diese Worte aus dem Mund eines christlichen Geistlichen im Angesicht des von Russland über die Menschen in der Ukraine gebrachten Leids, angesichts der tausenden Verletzten und Toten, sind für mich nur eines: Gotteslästerung, Blasphemie."

Stadtdechant Kleine sprach zum Abschluss ein Friedensgebet, das Sie in einem Video auf seinem Facebook-Kanal sehen können. Eine Reportage von Beatrice Tomasetti über die Kundgebung lesen Sie auf DOMRADIO.DE

 

Fast zwei Meter große Friedenskerze im Kölner Dom

 

Zuvor stand um 12 Uhr das Mittagsgebet im Kölner Dom, das seit Kriegsbeginn als Friedensgebet begangen wird, im Zeichen des Gedenkens an den Krieg in der Ukraine, aber auch an die Opfer des Hamas-Terrors sowie anderer Kriege und Konflikte in der Welt.

Im Rahmen des Gottesdienstes stiftete der Colonia Kochkunstverein eine fast zwei Meter hohe Kerze, die als Zeichen des Friedens und der Einheit und als Position gegen Fremdenhass und Terror entzündet wurde. Prominente wie die CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler, Nathanael Liminski (Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei), Fritz Schramma (Oberbürgermeister a.D. der Stadt Köln), Lutz Wingerath (Geschäftsführer der Kölner Sportstätten) und Daniel Streckel (CEO des Logistikdienstleisters MBS) haben die Kerze gemeinsam in den Dom getragen

 

Vielfältige Gedanken und Gefühle am zweiten Jahrestag des Kriegsbeginns

 

Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine sagte in der Friedensandacht: „Heute vor zwei Jahren, am 24. Februar 2022, eskalierte durch den Großangriff Russlands auf die Ukraine ein bereits seit 2014 andauernder Krieg in Europa. Vielfältige Gedanken und Gefühle bewegen uns, die wir hier zum Gebet zusammengekommen sind, in dieser Zeit des Krieges:

– Ratlosigkeit, Erschöpfung, Wut und Verzweiflung,

– das Bedürfnis, helfen zu wollen und Beistand zu leisten,

– Angst um das eigene Leben, um Angehörige, Freunde und Bekannte,

– Dankbarkeit für Rettung, für Unterstützung in der Not,

– Bewunderung für den starken Willen der Ukrainerinnen und Ukrainer zur Verteidigung ihrer Heimat und für den Mut aller, die bereit sind, ihr Leben zu riskieren, im Militär- und Rettungsdienst, in der Seelsorge und Kriegsberichterstattung,

– Scham für schuldhaftes Handeln oder Unterlassen,

– Angst vor den bereits spürbaren und künftigen Folgen dieses Krieges.

Im Gebet können wir all das Leid und die Not der Menschen, Trauer, Ängste und Sorgen, unsere eigene Betroffenheit vor Gott tragen – und im Hören auf sein Wort Trost, Ermutigung und Hoffnung suchen. Zugleich verbinden wir uns mit allen, die um den Frieden in der Welt beten, und beten auch stellvertretend für jene, die nicht glauben und beten können.“

 

„Wo bleiben die Liebe und der Frieden in der Welt?“

 

Mit Bezug auf den Apostel Paulus und seine Botschaft „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ sagte Kleine weiter: „Nach zwei Jahren Krieg in der Ukraine zweifeln wir: Wo bleibt die Liebe? Sind wir Menschen zur Liebe überhaupt fähig? Wir haben gebetet um Frieden: Hilft beten? Wo bleibt der Frieden? Immer noch und immer mehr sprechen die Waffen. Wo bleibt das Miteinander-Reden? Wer könnte das tun?“ Der Stadtdechant lenkte den Blick auf die Menschen in der Ukraine und auf die, die als Geflüchtete zu uns gekommen sind, aber auch auf die Menschen in Israel und im Gazastreifen, in Afghanistan, im Jemen und in den anderen Kriegs- und Konfliktregionen der Welt. „Dabei könnten die Menschen auch anders. Unser Menschsein birgt eine große Kraft: die Liebe. Die Liebe gibt dem Frieden Weg und Ziel.“

So viele Menschen seien zuschanden geworden in diesem Krieg, so Kleine weiter. „Wir klagen dir die Toten und Verletzten, Gott. Wir denken an die ukrainischen Frauen, Männer und Kinder. Sie kämpfen, sie hoffen, sie lieben. Jeden Tag neu kostet das unendlich viel Kraft. Gott, zeige uns deine Wege zum Frieden. Leite uns nach deiner Wahrheit. Sie kennt die Liebe. Du bist die Liebe, du traust uns Liebe zu. Erbarme dich unser. Ein Gebet, das trägt. Eine Liebe, die wirkt. Ein Frieden, der hält. Darum bitten wir.“

 

Schlussgebet: „Spirale von Gewalt, Zerstörung und Elend unterbrechen“

 

Angesichts der Diskussionen um eine neue, auch atomare Aufrüstung in Europa und angesichts des Krieges in der Ukraine, der in den letzten Monaten immer heftiger tobte, formulierte Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine im Schlussgebet:

 

Gütiger und barmherziger Gott,

der Krieg in der Ukraine führt uns schmerzlich unsere Grenzen vor Augen.

Voller Angst und Trauer und mit ohnmächtiger Wut stehen wir vor Dir.

Wir sind Zeugen und Zeuginnen eines brutalen Krieges und fragen uns, ob wir uns in den zurückliegenden Jahren genug dafür engagiert haben, das drohende Unheil zu verhindern.

Wie viele Konflikte und militärische Auseinandersetzungen weltweit haben wir zur Kenntnis genommen und sind einfach weitergegangen?

Können denn noch mehr Waffen die Ursachen der Konflikte beseitigen?

Was für ein Frieden soll das denn sein, der auf Bedrohung, Abschreckung, Stacheldrahtzäunen errichtet wird, statt auf der Grundlage von Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Sodlidarität?

Wie groß muss das Leid denn noch werden, bis wir Menschen endlich lernen umzukehren und umzudenken?

Sind denn hunderttausende Tote und Millionen Flüchtlinge nicht genug?

In dieser scheinbar ausweglosen Situation bitten wir dich: sende deinen Geist aus und bekehre uns, damit wir fähig werden zu einem gerechten Frieden, zu einer dauerhaften Versöhnung und zu einem verantwortlichen Umgang mit deiner uns anvertrauten Schöpfung.

Im Namen all jener, die unmittelbar betroffen und bedroht sind oder mittelbar unter den Folgen leiden, erbitten wir das Wunder eines gerechten Frieden – für die Ukraine, Russland und den ganzen Erdkreis.

Erneuere das Antlitz der Erde und erfülle die Verantwortlichen mit deinem Geist.

Befähige sie und uns alle, im Vertrauen auf dich die Spirale von Gewalt, Zerstörung und Elend zu unterbrechen.

Amen.

 

Die Übertragung des Friedensgebetes auf DOMRADIO.DE können Sie hier abrufen. Einen Bericht von Beatrice Tomasetti lesen Sie hier.

 

Die Themenseite der Deutschen Bischofskonferenz zum Ukraine-Krieg finden Sie hier, einen Bericht zur aktuellen Stellungnahme des Vorsitzenden der Europäischen Bischofskonferenzen (COMECE), Bischof Mariano Crociata, lesen Sie hier.

  

Köln (mk/ksd). Seit am 24. Februar 2022 der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, wird das werktägliche Mittagsgebet im Kölner Dom der Bitte um Frieden gewidmet. So auch zum zweiten Jahrestag des russischen Einmarsches in der Ukraine: Im unmittelbaren Vorfeld der Großkundgebung „ Zwei Jahre russischer Krieg gegen Europa“ um 13.30 Uhr auf dem Roncalliplatz wird um 12 Uhr im Dom der ukrainischen Opfer gedacht, aber ebenso der Opfer des Angriffs der Hamas auf Israel sowie aller Opfer von Krieg, Gewalt und Terror in Afghanistan, im Gazastreifen, im Iran, im Irak, in Mali, in Russland, im Sudan, in Syrien und vielen anderen Ländern. Der Colonia Kochkunstverein stiftet aus diesem Anlass eine gut zwei Meter hohe Kerze, die feierlich als Zeichen des Friedens und der Einheit entzündet wird.

Prominente wie die CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler, Nathanael Liminski (Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei), Fritz Schramma (Oberbürgermeister a.D. der Stadt Köln), Lutz Wingerath (Geschäftsführer der Kölner Sportstätten) und Daniel Streckel (CEO des Logistikdienstleisters MBS) werden die Kerze gemeinsam in den Dom tragen. Bereits vor 20 Jahren – zum Jubiläum des Colonia Kochkunstvereins – stellte der Zusammenschluss aus Kölner Köchen, Hotel- und Restaurantfachleuten, Gastronomen und Hoteliers im Dom eine große Kerze auf. Die neue, von der Manufaktur Schlösser gefertigte Kerze mit der Aufschrift „Gegen Terror“ möchte der Verein als Zeichen der Einheit in herausfordernden Zeiten verstanden wissen. „Als Licht, das die Freiheit und den Friedensgedanken im Herzen Kölns leuchten lässt“, erläutert Ernst Vleer, der Vorsitzende des Colonia Kochkunstvereins.

 

„Ein klares Zeichen gegen Terror und Krieg“ 

 

„Ich freue mich sehr, dass der Colonia Kochkunstverein im Dom mit dieser besonderes gestalteten Kerze ein klares Zeichen gegen Terror und Krieg und zugleich für den Frieden setzt“, sagt Domdechant Msgr. Robert Kleine, der dem Friedensgebet vorstehen und in seiner Funktion als Kölner Stadtdechant an der anschließenden Kundgebung teilnehmen und dort auch sprechen wird. „Darüber hinaus lade ich herzlich alle Menschen zu uns in den Dom ein, denen die Solidarität mit der Ukraine und das Gebet um Frieden dort und an vielen weiteren Kriegs- und Konfliktherden in der ganzen Welt ein besonderes Anliegen ist.“

Zu der Kundgebung am Samstag, 24. Februar, lädt der Verein Blau-Gelbes Kreuz ein. Beginn ist um 13.30 Uhr auf dem Roncalliplatz. Nach Angaben des Kölner Stadt-Anzeigers nehmen auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne), Rolf Mützenich, Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, und die deutsch-ukrainische Sängerin Kristine Shon teil. Die Kundgebung ist geplant bis 17.30 Uhr. Den Aufruf des Vereins können Sie auf der Facebook-Seite des Vereins Blau-Gelbes Kreuz lesen.

 

Das Friedensgebet im Dom wird live auf DOMRADIO.DE übertragen.

 

www.koelner-dom.de

 

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat auf ihrer Frühjahrsvollversammlung ein neues Friedenswort veröffentlicht. Die Publikation unter dem Titel „Friede diesem Haus“ kann auf der Seite Publikationen der DBK kostenfrei heruntergeladen werden. Eine Zusammenfassung finden Sie hier. Zudem haben sich die Bischöfe einmal mehr klar zum Ukrainekrieg, aber auch zum Krieg zwischen Israel und Palästina positioniert; mehr dazu im Bericht zur Abschluss-Pressekonferenz. Weitere Informationen unter www.dbk.de

   

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