Gutscheine, Lunchpakete, Notschlafstellen, Mittagessen im Priesterseminar: Die Hilfe für Wohnungslose geht trotz Corona weiter

25. März 2020; ksd

Köln. Armut und Bedürftigkeit enden nicht mit einem Schlag, nur weil das Corona-Virus unser persönliches und soziales Leben radikal verändert und das öffentliche Leben weitgehend zum Erliegen kommt. In Köln sind daher die Einrichtungen für wohnungslose und drogenkranke Menschen mit wenigen Ausnahmen weiterhin geöffnet. Allerdings gibt es Einschränkungen, um das Infektionsrisiko durch das Corona-Virus zu vermindern. Gerade jetzt sind Einrichtungen wie das Gubbio, die Katholische Wohnungslosenseelsorge im Stadtdekanat Köln, weiter auf Spenden angewiesen.

Das Gubbio selbst ist zwar geschlossen und nur die Kirche zu bestimmten Zeiten geöffnet, doch die Straßenseelsorge geht weiter. Schwester Christina Klein ist auch weiterhin unterwegs, um wohnungslose Frauen und Männer in den Straßen von Köln aufzusuchen. Gemeinsam mit Weihbischof Ansgar Puff, der regelmäßig mit ihr im Gubbio arbeitet, und Christina Bacher vom „Straßennetz gegen Wohnungslosigkeit“ hat sie entschieden, Gutscheine auszugeben. Damit können Wohnungslose dann in bestimmten Lebensmittelläden einkaufen. „Weil weniger Menschen auf den Straßen unterwegs sind, fehlen den Wohnungslosen die Einnahmen vom Flaschen sammeln und auch vom Betteln“, erklärt die Franziskanerin. Einige Menschen haben einfach Hunger, hat Schwester Christina im Interview mit DOMRADIO.DE erklärt. Anderen fehle ein Kleidungsstück, auch weil ihnen etwa die Kleiderkammern fehlen, deren meist ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft zu den besonders gefährdeten Risikogruppen gehören.

 

„Lächeln kann man immer“

Was den Menschen am meisten fehle, sei die persönliche Begegnung, sagt Schwester Christina. Ihr Appell: „Lächeln kann man immer. Man kann die Menschen auch ansprechen und ihnen natürlich auch Geld spenden.“ Den Sicherheitsabstand und die Hygiene-Maßnahmen einzuhalten, sei dabei natürlich wichtig.

Die Wohnungslosen-Kirche „Gubbio“ in der Ulrichgasse wird aktuell an zwei Tagen geöffnet. „Wir machen die Kirche dienstags und mittwochs immer ab 16 Uhr zum Gebet und auch zum Seelsorgegespräch auf. Dort werden wir auch diese Geschenkgutscheine verteilen“, so Schwester Christina.

 

Priesterseminar öffnet für kostenlosen Mittagstisch für Wohnungslose

Im Erzbischöflichen Priesterseminar erhalten Wohnungslose von Montag bis Freitag zwischen 13 und 14.30 Uhr eine kostenlose warme Mahlzeit (Kardinal-Frings-Straße 12). Zudem können die Menschen dort duschen. „Wir wollen mithelfen, neben all den anderen Einrichtungen, die noch geöffnet sind. Dass sie etwas zu essen bekommen, dass sie duschen können, dass sie sich pflegen können und sanitär die Möglichkeit haben, auch menschenwürdig zu leben", sagt Kardinal Rainer Maria Woelki. Das Angebot wird von Weihbischoff Ansgar Puff, Schwester Christina vom Gubbio und Martin Kramm als Ehrenamtskoordinator mit einem großen ehrenamtlichen Team gestemmt.

Das Essen liefert die Küche der Kantine im Generalvikariat. Unter den Helfern, die die Mahlzeiten ausgeben, sind Jugendliche des jugendpastoralen Zentrums „Crux“ in Köln sowie Theologiestudenten aus Köln, Bonn und Sankt Augustin. Für die Einhaltung der derzeit geltenden Hygienevorgaben am Eingang sorgen die Malteser. Sie organisieren auch den Duschbetrieb samstags. Dann können Männer von 11 bis 13 Uhr und Frauen von 13 bis 14 Uhr duschen und ihre Kleidung wechseln. Kardinal Woelki rechnet damit, dass auf diese Weise 100 bis 150 Personen versorgt werden können. Das Priesterseminar steht zurzeit wegen Renovierungsarbeiten teilweise leer.

Hilfsorganisationen wie die Caritas berichten, dass die Situation für Obdachlose immer dramatischer wird. Wegen Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperre können sie in den derzeit kaum frequentierten Straßen viel weniger Passanten um Unterstützung bitten. Auch die Tafeln arbeiten mit Einschränkungen, um ihre Helfer zu schützen. „Es fehlt am Grundlegendsten. Viele der Menschen auf der Straße haben einfach nur noch Hunger und konnten sich seit Tagen nicht mehr waschen“, so Woelki. Für die Übernachtung der Obdachlosen stehen nach wie vor die üblichen Notschlafstellen offen.

Kardinal Woelki hatte bereits bei der Aussetzung der Gottesdienste dazu aufgerufen, das caritative Engagement zu verstärken. „Unsere Gemeinden sind nicht nur Gottesdienstgemeinden, sondern immer auch Caritasgemeinden und jeder getaufte Christ ist nicht nur zum Gottesdienst und zum Glaubensbekenntnis aufgefordert, sondern immer auch zur Caritas“, so Woelki. Die Caritas oder Diakonie dürfe man niemals aussetzen. 

Das Priesterseminar öffnet auch am Karfreitag (10. APril) und Ostermontag (13. April) seine Türen für wohnungslose Menschen (jeweils um 13 Uhr).

 

Spenden für das Gubbio, Katholische Wohnungslosenseelsorge im Stadtdekanat Köln, gehen auf dieses Konto:

IBAN: DE29370601930010253179
BIC: GENODED1PAX
Kontoinhaber: Gesamtverband der kath. Kirchengemeinden der Stadt Köln
Verwendungszweck: Gubbio oder Obdachlosenseelsorge

 

Wenn der Spender eine Anschrift angibt, kann eine Spendenbescheinigung ausgestellt werden.

  

Geöffnet sind nach Angaben der Stadt Köln folgende Einrichtungen:

– Alle Kontakt- und Beratungsstellen, wie Diakoniehaus Salierring, OASE Benedikt Labre e.V., SKM „Rochus“, SKM „Am Bahnhof“ und die SKM-Kontakt- und Beratungsstelle „Vor Ort“ Kalk. Hier wurden die Öffnungszeiten ausgeweitet: Montag bis Freitag, 9 Uhr bis 16 Uhr; Samstag und Sonntag, 12 Uhr bis 15 Uhr. Auch hier steht das Grundangebot (bis auf den Cafe-Bereich) uneingeschränkt zur Verfügung und es werden täglich kostenfrei Essen und Getränke ausgegeben. Die Öffnungszeiten am Kölner Hbf wurden ebenfalls erweitert. Das Angebot ist wochentags von 8.30 bis 19.45 Uhr und an den Wochenenden von 8.30 Uhr bis zum späten Nachmittag sichergestellt. Ebenfalls geöffnet: die SkF- Notschlafstelle „Comback“, die Kontakt- und Beratungsstelle „Café Auszeit“ für Frauen in der Innenstadt und das „Café Auszeit – Zwei“ in Meschenich.

 

– Alle Notschlafstellen der Wohnungslosenhilfe.

– Johanneshaus, Annostraße.

– Humanitäre Hilfen, Vorgebirgstraße (mit Übernachtungsmöglichkeit).

– Winterhilfe, Vorgebirgstraße (mit Übernachtungsmöglichkeit).

– Drogenkonsumräume Cäcilienhof und Hbf.

– Substitutionsambulanz MEREAM.

– B.O.J.E. für Menschen bis 27 Jahre am Breslauer Platz.

–  Vringstreff (eingeschränktes Angebot): täglich erreichbar, Telefon- und 
Online-Beratungen.

– Ordnungsrechtliche Notaufnahmen: werden über die Rufbereitschaft der Fachstelle Wohnen des Amtes für Soziales, Arbeit und Senioren außerhalb der städtischen Dienstzeiten belegt.

 

Vorübergehend geschlossen sind:

– „GULLIVER“ (Postausgabe allerdings möglich, freitags zwischen 12 und 13 Uhr) 

– „LObby-REstaurant LORE“

 

Der eingeschränkte Betrieb umfasst folgendes Angebot: 

– Die regulären Öffnungszeiten der Einrichtungen bleiben erhalten. Der persönliche Kontakt zwischen den Mitarbeitenden und den Besucherinnen und Besuchern muss jedoch deutlich reduziert werden. Der längere Aufenthalt mehrerer Besucherinnen und Besucher gleichzeitig ist leider nicht mehr möglich. 

– Einzelkontakte und -beratungen, wie beispielsweise Betreutes Wohnen (BeWo), ambulante Begleitung und Kriseninterventionen werden – soweit möglich – aufsuchend unter Berücksichtigung der Hygiene-Maßnahmen fortgesetzt. 

– Die Erreichbarkeit von Mitarbeitenden ist während der Öffnungszeiten gegeben, vorzugsweise per Telefon und E-Mail.  

– Postausgabe, sanitäre Anlagen (Toiletten, Duschen) sowie die Kleiderkammern bleiben zugänglich. Gegebenenfalls kommt es zu Wartezeiten, weil die Abläufe an die Erfordernisse des Infektionsschutzes angepasst werden müssen. 

– Essen und Getränke sind erhältlich.

– Die Sprechstunden des Mobilen Medizinischen Dienstes des Gesundheitsamtes bleiben erhalten.

 

Care-Pakete

Seit Ende März 2020 verteilt die Stadt Köln in Kooperation mit dem katholischen Unternehmen „In Via“, sowie den Einrichtungen SKM, SkF, OASE und Initiative „Bauen Wohnen Arbeiten“ Care-Pakete an wohnungslose Menschen an verschiedenen Standorten in Köln. Inzwischen erreichen täglich rund 400 Pakete hilfsbedürftige Menschen. Die Stadt Köln hat die Aktion zunächst bis zum 19. April verlängert. Zudem sind drei weitere Ausgabestellen hinzugekommen.

 

Einrichtungen, die Care-Pakete verteilen:

 

– Streetwork Oase/Diakonie Michaelshoven

– Sozialdienst katholischer Männer e.V. (SKM), Kontaktstelle Rochus

– SKM Kontaktstelle Bahnhof

– Kontaktladen / Dogenkonsumraum „vor Ort Kalk“

– Sozialdienst katholischer Frauen e.V. (SkF)

– Initiative Bauen Wohnen Arbeiten e.V.

– Aufsuchendes Suchtclearing (ASC) des Gesundheitsamtes der Stadt Köln

– Vision e.V. in Kalk

– SKM Köln-Porz

 

Während der Osterfeiertage haben drei Einrichtungen geöffnet und verteilen Carepakete:  

 

– SKM Kontaktstelle Bahnhof

– SkF

– Kontakt- und Beratungsstelle „Vor Ort Kalk“

 

Die Care-Pakete enthalten rund ein Kilogramm Lebensmitte.

 

Streetworker der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe sind weiterhin in Köln unterwegs.

 

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Stadt Köln.

 

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