„Jesus heilt heute noch Herzen“: Ökumenisches Projekt „One Heart“ feiert erstmals Lobpreis-Gottesdienst im Dom

18. Juli 2023; ksd

Köln. Es sollte ein historischer Abend werden. Der Kölner Dom hat schon vieles erlebt, unzählige Gottesdienste und zahlreiche künstlerische Aufführungen. An diesem Abend ist alles anders. Erstmals findet in der Kathedrale ein ökumenischer Lobpreis-Gottesdienst statt, musikalisch geprägt von der Band „Könige und Priester“ sowie Lothar Kosse und Band. Begleitet werden sie mitunter von Tänzerinnen und Tänzern sowie dem Gospelchor „Living Gospel“. Das Motto „ One Heart“ („Ein Herz“) sagt, worum es geht: um Einheit, um Einssein. Eingeladen haben die katholische Stadtjugendseelsorge von der Jugendkirche CRUX sowie der Evangelische Kirchenverband Köln und Region gemeinsam mit der „Cologne Worship Night“ und dem überkonfessionellen B.A.S.E.-Jugendgottesdienst. Um es vorwegzunehmen: die Künstler und 2500 Mitfeiernde haben den Dom gerockt.

„Wisst ihr noch? Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren haben wir auf der Domplatte den letzten B.A.S.E.-Gottesdienst unter freiem Himmel gefeiert und damals gesagt: Stellt euch mal vor, wenn wir irgendwann in diesem Dom wären. Und heute sind wir hier und feiern Einheit!“, heißt es zu Beginn des Abends bei der Begrüßung. Hoch aufragende Lautsprecher- und prägnante Lichtstelen lassen schon erahnen, dass dies kein gewöhnlicher Gottesdienst werden wird, obwohl auch Bibelworte und Gebete ihren Platz haben werden. Bevor den Menschen jedes Alters musikalisch und tänzerisch eingeheizt wirde, stelle der aus den USA angereiste Pastor und messianische Jude Father James den Abend unter den Segen Gottes und bittet darum, dass „diese Nacht einen inneren Einfluss“ habe „auf diesen Ort“ .

„Wenn man sich umschaut: die Welt braucht Hoffnung!“, so Thomas Enns im Interview vor dem Gottesdienst. „Wir sind so erschüttert worden durch den Krieg, durch Corona. Alles, was sicher schien, ist nicht mehr sicher. Und wir Christen haben da was zu geben! Zumindest Denkanstöße.“ Wenn man einmal die Gegenwart Gottes erlebe „und seine Liebe als Schöpfer für den, den er erschaffen hat, spürt – das macht einen großen Unterschied“, ist Enns überzeugt. „Und das wollen wir weitergeben. Wir wollen keinen überreden, aber wir wollen jeden mal schmecken lassen, wie sich sowas anfühlen kann.“ Ziel sei es, die Menschen zu verbinden, „die Jesus wirklich im Herzen tragen“ , erklärt Enns weiter. „Wo ein Licht leuchtet und wo wir zusammenkommen und wo ein Flutlicht entsteht, was sichtbar wird und was Veränderung bringt in der Stadt“, fasst er seine Hoffnung auf die Strahlkraft des Events zusammen.

 

Mitfeiernde aus Österreich und der Schweiz

 

Viele der nach Veranstalterangaben 2500 Menschen im Dom haben Erfahrungen mit Lobpreis-, sogenannten Worship-Gottesdiensten. Für andere ist es eine Premiere und sie sind gespannt, was der Abend bringen wird. Es sind Menschen jedes Alters im Dom, darunter viele Familien mit Kindern. Manche kommen gezielt wegen der Band Könige und Priester. Andere sind häufiger bei besonderen Ereignissen im Dom und wollen sich überraschen lassen, was sich hinter dem Programmtitel „One Heart“ und der Ankündigung von „Impulse, Musik und Message“ (Botschaft) verbirgt.

Nicht nur Kölnerinnen und Kölner bilden schon lange vor Einlass eine lange Schlange, die bis weit hinunter von der Domplatte reicht. Aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz sind Menschen für diesen Abend zum Kölner Dom gekommen. Ob sie alle mit dem energetischen, oft schlagzeug- und e-gitarren-getriebenen Sound gerechnet haben, ist nicht bekannt. Aber die mit Augenzwinkern von Stadtjugendseelsorger Matthäus Hilus vorgetragene Sorge, die Musik könne die ehrwürdigen Mauern erschüttern, ist unbegründet. „Wir stehen auf einem Fundament, das 17 Meter in die Tiefe reicht“, sagt Hilus. Die Menge singt und tanzt bei den schnelleren Parts ohnehin sorglos und glücklich mit, bisweilen bricht sich die Energie vereinzelt in Hüpfen Bahn, wie man es aus Rockkonzerten kennt.

 

Sehnsüchtig auf der Suche nach Hoffnung

 

Der Abend ist konzipiert rund um die Bibelstelle Johannes 17,20-21: „Ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ (Deutsche Einheitsübersetzung) Auf diesen Vers gründe sich der Traum der Macher und Macherinnen von „One Heart“, sagt Thomas Enns während seiner Ansprache im Dom. „Wir haben einen Traum: Lasst uns zusammenstehen als Christenheit, ob katholisch oder evangelisch oder anderes! Lasst uns unseren Stolz lassen und nur einen siegen, damit Köln erkennt, wer Jesus ist und dass er lebt und heute noch die Tür offensteht für den Himmel! Der Himmel ist nur ein Gebet weit entfernt! Nur ein Gebet!“ Die Menschen sollen spüren, dass alle eins sind – auch wenn jede und jeder einen eigenen Weg hat, eigene Erfahrungen, Talente, ihre und seine eigene Persönlichkeit. Die Einheit entsteht in dem Bewusstsein, dass jeder Mensch von Gott geschaffen und geliebt ist – und alle eins sind in dieser Liebe und aus seinem göttlichen Herzen.

Ein Schlüssel für das friedvolle, harmonische Miteinander, „der uns schon lange abhandengekommen ist“, ist laut Enns „dass wir mit denen, die Jesus lieben, zusammenstehen. Dass wir um jeden Preis Brücken bauen. Dass wir um jeden Preis dem Anderen in die Augen sehen, mit ihm beten und nicht recht haben müssen. Wir dürfen unseren Nächsten stehenlassen, mit ihm eine Weile gehen, denn wir sind unterwegs zu dem, der uns gemacht hat.“ Köln könne eine Veränderung erleben, so Enns. Vielen Menschen würde es jedoch leichter fallen Jesus kennenzulernen, wenn die Konfessionen und Kirchen mit Grabenkämpfen, „die draußen keiner versteht“ und mit theologischen Diskussionen, die manchmal Jahrhunderte zurückreichten, dem nicht im Weg stehen würden. „Menschen da draußen sind sehnsüchtig auf der Suche nach Hoffnung, sind sehnsüchtig auf der Suche nach Jesus. Jesus heilt heute noch Herzen! Jesus rettet heute noch!“, betont Thomas Enns.

 

„Gott sieht und hört dich“

 

Ob man Jesus Gottessohn, König, Erlöser oder Herr nenne – Jesus sei auch ein Mensch, erinnert Daniel Phan, evangelischer Pfarrer in Ausbildung. „Ein Mensch wie du und ich.“ Gott schwebe nicht „ irgendwo da oben“, so Phan weiter, „Gott sieht und hört dich, deine Hoffnung und Freuden im Leben, aber er sieht auch deine Ängste, dein Scheitern, deine Sehnsüchte und das, was dir mal nicht so gut gelingt im Leben“. Jede und jeder dürfe sich von Gott geliebt wissen, unabhängig von Herkunft, sexueller Orientierung oder vermeintlichem Erfolg.

Sechs Millionen Menschen besuchten jährlich den Kölner Dom und machten eine „Erfahrung von Schönheit“, erzählt Daniel Phan. „Ob man nun an Gott glaubt oder nicht: dieser Bau macht was mit einem. Und ich glaube, dass diese Erfahrung, ob mit diesem Gebäude, ob mit der Musik, ja auch nur in einer Liedzeile, eine scheinbar kurze Begegnung mit einem Menschen unser Herz verändern kann.“

 

Keine „Kuschel-Einheit“

 

Vielleicht sei es dem ein oder anderen zu schnell gegangen mit der Einheit, meint der katholische Stadtjugendseelsorger Matthäus Hilus. „Was wir meinen ist nicht so eine Kuschel-Einheit. Dass man sagt: Ungefähr sind wir alle gleich, ungefähr schauen wir in dieselbe Richtung. Das meinen wir nicht. Wir werden unterschiedlich bleiben – und wir dürfen es auch. Aber um was wir heute Abend beten wollen ist eine Einheit, die anders ist, als die Welt sie kennt. Jesus sagt: So wie ich und der Vater eins sind, so sollt ihr eins sein.“

Es geht den Macherinnen und Machern von „One Heart“ darum, vom Sinn zu erzählen, den sie für ihr Leben gefunden haben. Hilus: „Wir wollen alle einladen, die eine Ahnung haben, dass in Jesus Christus wirklich Sinn ist, leidenschaftlich danach zu suchen. Wo? Wo sollst du suchen? Ganz ehrlich: Ich hab‘ keine Ahnung. Weil dein Weg mit Gott heiliger Boden ist.“ Hilus weiter: „Und in welcher Kirche? Weiß ich nicht. Aber ein paar Dinge braucht man: Man braucht eine Gemeinschaft, man braucht ein bisschen Input von außen, man braucht ein Minimum an Gebet. Diesem Jesus Christus wirklich nachzufolgen – wir wollen dich heute ermutigen, falls du nach Sinn suchst im Leben, es mit ihm zu probieren. Meine Erfahrung ist: es lohnt sich wirklich!“

 

„Alles ist möglich“

 

Am Anfang stand die Vision. Der Traum vom Kölner Dom. Ein Worship-Abend im Zentrum des katholischen Köln. Daran geglaubt, dass es klappt, haben sie bis vor wenigen Monaten nicht, sagt Thomas Enns im Interview. „Die Skepsis war sehr groß und die ersten Meinungen, die ich gehört habe, waren: Das wird nie im Leben passieren. Und wird sehr, sehr schwierig – wenn überhaupt.“ Dann habe man das Konzept eingereicht „und uns wurden alle Türen aufgemacht“.

Enns, der einst als Referent für Jugendprojekte-Entwicklung in der Katholischen Jugendagentur Köln gearbeitet hat, ist optimistisch, dass es weitergehen wird mit und im Sinne von „One Heart“: „ Ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass Gott diese Sachen in Köln machen möchte.“ Nicht von ungefähr war der erste Song des Abends ein Hit der Band: „Alles ist möglich“. Darin heißt es: „Mit dir kann ich nach oben schauen. Mit dir aus Staub an Wundern bauen. Ich weiß das geht im totalen Vertrauen auf dich. Alles ist möglich. Ich glaub an dich.“

 

Hildegard Mathies

 

www.oneheartvision.de

  

  

  

Zurück