Katholikenausschuss fordert von Bistumsleitung ethisch-moralisches Handeln und Auseinandersetzung mit eigener Verantwortung

4. Mai 2021; ksd

Köln. Der Katolikenausschuss in der Stadt Köln fordert in einer Stellungnahme mit dem Titel „Wo sind wir denn?“ den Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, und Generalvikar Dr. Markus Hofmann bei der Aufarbeitung von und im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs auch ethisch-moralische und christliche Maßstäbe anzulegen. Man sei „entsetzt und geradezu fassungslos“ über eine TV-Stellungnahme von Hofmann in einem aktuell in den Medien aufgegriffenen Fall. „Der Generalvikar hatte in dem Fernsehinterview festgestellt, das gemeinsame Masturbieren eines Priesters mit einem damals 17-jährigen Jungen im Schatten des Kölner Doms sei weder nach staatlichen noch kirchenrechtlichen Normen strafbar gewesen. Deshalb habe der Vorfall auch keinen Anlass gegeben, diesen Priester nicht in eine verantwortliche Position zu berufen“, schreibt das Gremium in seiner Stellungnahme. Und weiter: „Die Einlassung belegt, dass die Verantwortlichen offenbar nur in straf- oder kirchenrechtlichen Verteidigungsstrategien denken. Ethisch-moralische oder gar christliche Wertmaßstäbe spielen aus opportunistischen Selbsterhaltungsreflexen in der Kirchenleitung offenbar keine Rolle mehr; erlaubt ist, was nicht verboten ist. Ist das unser Anspruch? So etwas darf nicht passieren – nicht einmal unbedacht.“

 

Vertrauen und Glaubwürdigkeit

 

So werde „letztes Vertrauen in der Öffentlichkeit“ vernichtet. „lSelbst besonnene und nachsichtige Gläubige, denen eine Abwendung von der Kirche nie in den Sinn gekommen wäre, sind entsetzt. Die Menschen sehnen sich nach guten Hirten, zugewandten und tatkräftigen Verantwortungsträgern, aufmerksamen Priestern, achtsamen Gesprächspartnern und glaubwürdigen Streitern für die Sache Jesu“, erklärt der Katholikenausschuss.

Die Geduld der Kirchenmitglieder sei aufgebraucht, betont das Gremium. Daher fordert die Vertretung der Kölner Katholikinnen und Katholiken im Wortlaut:

 

Der Katholikenausschuss fordert daher Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, und seinen Generalvikar Msgr. Dr. Markus Hofmann auf,

– endlich öffentlich vernehmbar als glaubwürdige Hirten eine glaubhafte Auseinandersetzung mit der eigenen Verantwortung für Fehlentwicklungen und Fehlverhalten vorzunehmen und dabei

– endlich ernsthaft zu prüfen, ob sie entgegen der allgemeinen Wahrnehmung und objektiven Einschätzung überhaupt willens und in der Lage sind, die selbstangerichteten katastrophalen Probleme und Fehler zu beseitigen und 

– endlich die Katholikinnen und Katholiken wissen zu lassen, warum sie glauben, für den dringend erforderlichen Veränderungsprozess noch die richtigen Personen zu sein. Nahezu jede ihrer Handlungen, jede Verlautbarung der letzten Wochen und Monate vermittelt genau den gegenteiligen Eindruck. Die Einschätzung, richtig gehandelt zu haben, haben die Verantwortungsträger derzeit exklusiv; und

– endlich klare und präzise Verantwortlichkeiten in der erzbischöflichen Organisation zu definieren und einzurichten und die eingetretenen Fortschritte regelmäßig und nachvollziehbar öffentlich zu kommunizieren. Veränderungen in Prozessen und eigenem Verhalten sind nicht ansatzweise erkennbar; und

– endlich die verharmlosende Darstellung und Herangehensweise bei sexuellem Fehlverhalten von Priestern und sonstigen Personen, die im kirchlichen Dienst stehen, zu beenden;

– endlich aufzuhören, die Verantwortung für Fehlentwicklungen bei anderen zu suchen; ohne alte Sprichwörter zu bemühen, aber das Problem fehlerhafter und schlechter Aufarbeitung liegt ohne Zweifel in der Spitze der Organisation;

– endlich die feudale Gestik gegenüber gewählten Personen und Gremien einzustellen. Sie sind bereit, in einen offenen Dialog einzutreten – sei es im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal, dem Pastoralen Zukunftsweg, dem Synodalen Weg oder anderen Punkten, die Katholiken bewegen, wie die verachtende und unchristliche Ablehnung der Segnung von Menschen und vieles mehr.

 

Die gesamte Stellungnahme können Sie hier nachlesen.

 

www.katholikenausschuss.de

 

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