„Keine Religion für Einzelkämpfer“: Domchöre feiern erstmals wieder gemeinsam Gottesdienste im Dom

26. August 2020; ksd

 

Köln. Nur in kleinen Gruppen von bis zu zwölf Sängern dürfen zurzeit die Domchöre proben. „Wie das ist, wenn sich alle Sänger nach fünf Monaten zum ersten Mal im Dom zum gemeinschaftlichen Singen wiedersehen, war sehr berührend an diesem Sonntag erlebbar“, schreibt Beatrice Tomasetti in einem Beitrag für DOMRADIO.DE. Gemeinsam mit rund 100 Familien und ihren Chorknabeni m Alter von neun bis etwa 20 Jahren sowie Domkapellmeister Eberhard Metternich feierte Kölns Dom- und Stadtdechant Robert Kleine den gemeinsamen Gottesdienst.

„Als Chor brauchen wir dringend eine Perspektive“, sagte Metternich zur Begrüßung. „Und wir brauchen das Gemeinschaftserlebnis, denn wir müssen spüren, dass wir noch eine große Chorgemeinschaft sind – natürlich bei möglichst geringem Ansteckungsrisiko.“ Gemeinsam mit seinem Kollegen Oliver Sperling, der bereits in der Vorwoche mit Mitgliedern des Mädchenchores und deren Familien so einen Gottesdienst gefeiert hatte, wollte Metternich für die Chöre ein Stück Normalität wiederherstellen. Gleichzeitig sollten die Gottesdienste als Startschuss für das neue Schul- und Chorjahr dienen. Metternich bekannte mit zitternder Stimme: „Nun bin ich nach 30 Dienstjahren als Domkapellmeister vor einem Gottesdienst im Kölner Dom doch wirklich noch einmal aufgeregt. Ich kann es kaum glauben, dass ich euch nach diesen langen Monaten nun alle hier wiedersehe.“

Aufmunternde Worte und eine Perspektive der Hoffnung gab es auch von Kleine, der als junger Priester Schulseelsorger an der Kölner Domsingschule war. Mit einem Schlüsselbund in der Hand erinnerte er daran, dass es für viele Türen zwar eines entsprechenden Schlüssels bedürfe, sich dann aber Verschlossenes öffnen lasse. Anschaulich erläuterte er laut Tomasetti mit diesem Bild, dass es manchmal nur darauf ankomme, einen Schlüssel umzudrehen, um ans gewünschte Ziel zu gelangen. Das gelte genauso fürs Singen wie auch für den Glauben.

Die Zeit der Pandemie habe noch einmal deutlich gemacht, dass es bei einem Leben in Gemeinschaft auf Solidarität ankomme. „Das Christentum ist keine Religion für Einzelkämpfer“, so Kleine. „Und Jesus Christus selbst lässt uns nicht vor verschlossener Tür stehen.“ Vielmehr komme es darauf an, sich in der Kirche als große Familie zu verstehen und für den anderen da zu sei, einander die Hand zu reichen, ihn im Blick zu haben. „Wir alle sind aufgerufen, den Schlüssel ins Schloss zu stecken und Türen zu öffnen. Denn niemand soll vor verschlossener Tür bleiben. „Wer den passenden Schlüssel besitzt, entscheidet, wer wann und wo hereinkommen kann oder wem die Tür verschlossen bleibt.“ Im Glauben habe jeder diese Art von Schlüsselgewalt. „Ihr alle seid Schlüsselfiguren“, rief Kleine im Dom den Chorsängern entgegen. „Vergesst nie: Den Schlüssel füreinander und für Gott habt Ihr selber in der Hand.“

Den Beitrag von Beatrice Tomasetti können Sie hier nachlesen.

Informationen zur Kölner Dommusik gibt es hier.

  

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