Kölner Dom: Ein neues künstlerisches Gitter schützt künftig die Fassade des Nordquerhauses
29. Juni 2020; ksd
Köln (mk). Seit Mitte Juni 2020 werden die Portale des Kölner Doms am Nordquerhaus
und der Eingangsbereich zur Domschatzkammer durch ein künstlerisch gestaltetes Gitter geschützt.
Das über drei Meter hohe und etwa 47 Meter lange schmiedeeiserne Gitter wurde nach Entwürfen des
Architekten und Künstlers Johannes Nagel gestaltet und jetzt offiziell eingeweiht.
Erste Überlegungen zu dem Gitter stammten noch von Nagels 2016 verstorbenem Vater, dem
Bildhauer Paul Nagel, der in Zusammenarbeit mit seinem Sohn bereits das 1996 vollendete Gitter vor
der Südquerhausfassade des Domes gestaltet hatte. Gefertigt wurde das neue Gitter in der
Kunstschmiede von Johannes Nagel in Wesseling (Metallwerkstätten Nagel Herdt). Die Steinarbeiten
führte die Kölner Steinmanufaktur Schwieren durch.
Betont reduzierte Formensprache
In seiner Gestaltung zeigt das neue Gitter Reminiszenzen an das ältere Gitter, variiert
dessen Formen aber und nimmt unmittelbaren Bezug zur Nordquerhausfassade. Da die Hauptansichtsseite
des Domes bereits im Mittelalter die Südseite war, wurde die Nordseite im 19. Jahrhundert in einer
betont reduzierteren Formensprache errichtet. Diese Vereinfachung der Detailformen greift auch das
neue Gitter auf. Anders als das ältere Gitter auf der Südseite wird es durch vier Pfosten aus
Basalt gegliedert, die exakt in der Achse der Strebepfeiler der Fassade stehen. Basalt ist auch der
prägende Stein der Querhausfassade seit ihrer Wiederherstellung in den Jahrzehnten nach dem Zweiten
Weltkrieg. Die Pfosten werden durch feine Lisenen – Mauerblenden – und eine steinmetzmäßige
Reliefierung der Oberflächen strukturiert und auf diese Weise in ihrer Massivität
reduziert.
Totentanz und ein schützender Schleier
„Meine Aufgabe habe ich darin gesehen, einerseits einen schützenden ,Schleier‘ vor den Dom zu
stellen, den man im besten Fall ,nicht sieht‘ und den mit dem Bau der Domgarage verlorenen
Zwischenbereich, beim Übergang vom öffentlichen zum liturgischem Raum, wiederherzustellen“,
erläutert Johannes Nagel die Herausforderung bei seinem Entwurf.
Wie das Gitter auf der Südseite sind auch beim Gitter vor Nordquerhausfassade zahlreiche
florale Ornamente sowie die eine oder andere bildliche Darstellung zu finden, die zu einer näheren
Betrachtung einladen. Eine Reminiszenz an den verstorbenen Vater des Künstlers ist etwa ein noch
auf einen Entwurf von Paul Nagel zurückgehender Rabe. Der tanzende Tod ist gleichermaßen Symbol für
menschliche Sterblichkeit aber auch für die christliche Hoffnung auf die Auferstehung und das Ewige
Leben.
Ein Denkmal für den emeritierten Dompropst Bachner
Dem im April 2020 emeritierten Dompropst Gerd Bachner, in dessen Amtszeit die Planungen und
die Ausführung des Gitters fielen, ist ebenfalls ein kleines Denkmal im Gitter gewidmet. Hier wird
seiner Besteigung der Kreuzblume des Nordturmes gedacht. Er hatte sie – wohl als erster Dompropst
in der Geschichte der Kölner Kathedrale – im Sommer 2015 bestiegen. Eine Replik der Darstellung war
ihm bereits am 23. April zum Geburtstag geschenkt worden. „Es rührt mich, dass mit dieser kleinen
Skulptur meine Kreuzblumen-Besteigung in Erinnerung gehalten wird“, so Bachner. „Insgesamt finde
ich, dass sich das neue Gitter in seiner Schlichtheit im Zusammenspiel mit den vier Basaltpfosten
perfekt an unseren Dom anschmiegt. Es wirkt nicht wie ein Fremdkörper, sondern als habe es schon
immer an diese Stelle gehört.“
Schutz vor Vandalismus und Verunreinigung
Zweck des Gitters ist es die Portale des Querhauses, den davorliegenden Sternenteppich der
Kulturstiftung Kölner Dom und den Zugang zur Domschatzkammer vor Vandalismus und Verunreinigung zu
schützen. „Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass dies leider allzu notwendig
ist“, so das Domkapitel in seiner Presse-Erklärung zur Einweihung des Gitters. Zugleich wurde der
Eingang zur Domschatzkammer barrierefrei gestaltet. Ein wichtiges Anliegen war es, keine schlichte
Absperrung des Bereiches zu errichten, sondern vielmehr die Nordseite des Domes durch ein
künstlerisch gestaltetes Gitter zu zieren und aufzuwerten. „Dies ist Johannes Nagel und allen an
der Ausführung beteiligten Metallbauern und Steinmetzen hervorragend gelungen“, so das Domkapitel
weiter.
Finanziert wurde das Gitter durch die Kulturstiftung Kölner Dom. „Der Kulturstiftung Kölner
Dom ist es ein großes Anliegen, die wertvollen Portale des Domes künftig vor Vandalismus schützen
zu können“, bekräftigte auch Helmut Heinen, Vorsitzender der Kulturstiftung. „Daher hat die
Stiftung das Projekt mit 250 000 Euro maßgeblich unterstützt und so dazu beigetragen, nicht nur für
die Portale, sondern auch für die Sterne des Generationenprojekts ,11 000 Sterne für den Kölner Dom‘
eine würdige Umgebung zu schaffen.“