Muezzin-Ruf in Köln: Erste Anträge
12. November 2021; ksd
UPDATE: Im Interview mit DOMRADIO.DE erklärt Professor Dr. Thomas Lemmen vom Referat „Dialog und Verkündigung“ im Erzbistum Köln, warum er das Projekt sinnvoll findet. Hier zum Nachhören.
Mittlerweile liegen der Stadt Köln mehrere Anträge von Moschee-Gemeinden vor, darunter von der Zentralmoschee in Ehrenfeld.
Köln. Anfang Oktober verkündete die Stadt Köln für viele überraschend, dass der muslimische Ruf des Muezzins zum Freitagsgebet künftig möglich sein wird. Damit wurde ein zweijähriges Modellprojekt für Moscheegemeinden in Köln gestartet. Nun hat eine erste Gemeinde einen entsprechenden Antrag gestellt, weitere haben ihr Interesse bekundet. Zwei Podiumsdiskussionen greifen am 22. und 23. November das Thema auf.
1. Podiumsdiskussion an der Karl Rahner Akademie (Jabachstraße 4-8)
„frank und frei“ zur Debatte um das Modellprojekt der Stadt Köln und das Verhältnis Staat/Religionen
Montag, 22. November, 19 Uhr, online und als Präsenz-Veranstaltung (Zugang nach 2G)
Ausschreibung der Veranstaltung:
Künftig ist auch in Köln der Ruf zum islamischen Freitagsgebet im Grundsatz möglich. Obwohl nur als Modellprojekt gestartet, hat diese Entscheidung der Stadt weit über Köln hinaus heftige Diskussionen ausgelöst. Für Befürworter ist der Ruf des Muezzins – wie das Glockengeläut der christlichen Kirchen – Bestandteil der durch die Verfassung garantierten Religionsfreiheit und Ausdruck der gelebten Vielfalt in Köln. Kritiker bewerten diese Entscheidung hingegen als „falsches Zeichen der Toleranz und als ein Einknicken vor dem politischen Islam“.
DuMont-Chefkorrespondent Joachim Frank diskutiert mit seinen Gästen bei „frank & frei“, der Talk-Reihe des „Kölner Stadt-Anzeiger“, die unterschiedlichen Positionen und erörtert auch die grundsätzliche Frage, wieviel Öffentlichkeit der Religion in einer säkularen Gesellschaft eingeräumt werden soll.
Auf dem Podium:
Professorin Dr. Katajun Amirpur, Professorin für Islamwissenschaft an der Universität zu Köln
Dr. Werner Höbsch, früherer Referatsleiter Interreligiöser Dialog unter anderem des Erzbistums Köln, Vorsitzender des Trägervereins der Karl-Rahner-Akademie
Lamya Kaddor MdB, Islamwissenschaftlerin
Ingrid Matthäus-Maier MdB a.D., Mitglied im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung und Mitbegründerin des Arbeitskreises „Säkulare Sozialdemokrat_innen“ in der SPD
Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland
Vertreter*in der Stadt Köln (angefragt)
Teilnahmegebühr: 8 Euro, mit Abocard des Kölner Stadt-Anzeigers: 4 Euro
Weitere Infos und Anmeldung online.
2. Podiumsdiskussion im DOMFORUM (Domkloster 3)
Veranstaltung von: Katholisches Bildungswerk Köln, Melanchthon Akademie, Katholikenausschuss in der Stadt Köln
Dienstag, 23. November, 19.30 Uhr
Ausschreibung der Veranstaltung:
Am 7. Oktober überraschte die Stadt Köln mit der Pressemitteilung, dass der Ruf zum Freitagsgebet künftig möglich sein wird. Damit wurde ein zweijähriges Modellprojekt für Moscheegemeinden in Köln gestartet. Die Stadt argumentiert: „Während in christlichen Kirchen die Glocken geläutet werden, um die Gläubigen zum gemeinsamen Gottesdienst zu rufen, sind es in den Moscheen muslimischer Glaubensgemeinschaften die Rufe des Muezzins, die diesen Zweck erfüllen.“ Zum Ende der zweijährigen Projektlaufzeit werden die Stadt und die beteiligten Moscheegemeinden gemeinsam ihre Erfahrungen auswerten, um auf dieser Basis zu entscheiden, ob die neue Regelung beibehalten werden kann.
Diese Mitteilung hat über die Kölner Stadtgrenzen hinaus eine intensive und kontroverse Diskussion ausgelöst. Es wird auf der einen Seite auf die Religionsfreiheit und die Tatsache hingewiesen, dass der Islam mittlerweile ein fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft ist. Dieses Projekt ist in einer weltoffenen Stadt ein Zeichen der gegenseitigen Akzeptanz der Religion und setzt ein Bekenntnis zur grundgesetzlich geschützten Religionsfreiheit. Auf der anderen Seite wird dieses Projekt als falsches Zeichen gesehen, das unpassend ist, Menschen verunsichert, Islamismus fördert und Integration verhindert. In einer teilweise überhitzten Debatte möchten wir mit dieser Podiumsdiskussion Informationen geben, Fakten sehen, Betroffene hören und vor allem sachlich und fair diskutieren.
Auf dem Podium:
Bettina Baum, Designierte Amtsleiterin des Amtes für Integration und Vielfalt, Stadt Köln
Professor Dr. Stefan Muckel, Professor für Öffentliches Recht und Religionsrecht,
Universität zu Köln
Professor Dr. Thomas Lemmen, Referat Dialog und Verkündigung, Erzbistums Köln;
Honorarprofessor an der Katholischen Hochschule
Nordrhein-Westfalen, Köln
Abdassamad El Yazidi, derzeitiger Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime in Deutschland
(KRM)
Dr. Lale Akgün, von 2000-2009 Mitglied des Deutschen Bundestages. Mitbegründerin der
Initiative Säkularer Islam
Pfarrerin Dorothee Schaper Melanchthon-Akademie Köln
Moderation: Marfa Heimbach
Teilnahme gebührenfrei. Diese Veranstaltung findet gemäß den am Veranstaltungstag geltenden Corona-Regeln statt.
Weitere Infos und Sitzplatzreservierung online.
Erster Antrag bei der Stadt eingegangen
Ein erster Antrag einer Moschee für den Muezzin-Ruf ist laut Medienberichten bei der Stadt Köln eingegangen. Laut BILD soll es sich um eine Gemeinde in Mülheim handeln. Laut Kölner-Stadt-Anzeiger handelt es sich dabei nicht um eine der Ditib angeschlossenen Gemeinde. Der deutsch-türkische Moscheeverband ist Träger der Ehrenfelder Zentralmoschee und weiterer Gemeinden. Der Verband ist umstritten, da er von Kritikern als „verlängerter Arm“ des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan betrachtet wird. Zehn weitere Kölner Moschee-Gemeinden hätten Interesse bekundet, berichteten die Medien.