„Ohne Liebe wird Religion schnell fanatisch“: Stadtdechant Robert Kleine zu Terror und zum Dialog der Religionen

5. November 2020; ksd

 

Köln. Während der Kölner Dom weiterhin für Beter und Trostsuchende geöffnet ist und auch Gottesdienste stattfnden, sind die Kathedralen und Kirchen in Frankreich vom strikten Corona-Lockdown betroffen. Nach den jüngsten Anschlägen werden viele Gotteshäuser außerdem vom Militär bewacht. Im Interview mit DOMRADIO.DE drückt der Kölner Stadt- und Domdechant Robert Kleine seine Solidarität mit der Partnerstadt und der Kirche in Lille aus. Gleichzeitig erinnert er an die Opfer der Anschläge in Frankreich und Österreich. Sie hätten „uns hier in Köln und mich persönlich sehr betroffen gemacht“, sagt Kleine. „ Wir sind natürlich in Gedanken bei den Menschen, auch bei unseren Schwestern und Brüdern in Frankreich. Jetzt kam Österreich dazu – es ist eine sehr unruhige und traurige Zeit.“

Angesichts der islamistisch motivierten Taten fordert Kleine ein hartes Vorgehen von Politik und Verantwortlichen, mahnt aber auch dazu. den Dialog der Religionen gerade jetzt nicht aufzugeben. Islamismus sei – wie alles, was einen „-ismus“ habe, wie der Fanatismus – etwas Furchtbares. „Das zeigt in meinen Augen noch einmal, dass Glaube und Religion ohne Liebe schnell fanatisch wird“, so der Stadtdechant. „Wenn ich also eine Liebe habe und den anderen auch wertschätze und ihn annehme, trotz meines eigenen Glaubens und meiner Überzeugung, kann ich mit ihm in einen guten Dialog treten. Das schließen diese Leute ganz aus. Und deshalb ist es klar, dass die Politik und die Verantwortlichen da die rote Karte zeigen und hart vorgehen müssen, weil das terroristisch ist.“

Auf der anderen Seite brauche die Gesellschaft den Dialog zwischen den Religionen. „Das gelingt gerade hier in Köln sehr gut“, betont Kleine. „Wir haben den Rat der Religionen, es gibt gute Kontakte zur Synagogen-Gemeinde, aber auch zu den muslimischen Religionen und Moscheegemeinden.“ Und er ergänzt: „Man muss immer wieder auf den hohen Wert der Religionsfreiheit hinweisen, auf die Meinungsfreiheit.  Und das nicht nur in unserem Land, sondern auch in Frankreich, das sich noch mal als säkularer und laizistischer betrachtet. Aber trotzdem finde ich es sehr gut, dass jetzt der Schutz von den Bürgerinnen und Bürgern, auch gerade von unseren Schwestern und Brüdern, den Christinnen und Christen, gewährleistet wird.“

 

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