Stadt- und Kreisdechanten sehen in Apostolischer Visitation eine Chance für das Erzbistum Köln / Auch Kölner Domkapitel begrüßt Visitation
28. Mai 2021; ksd
Update (9. Juni): Um die Lage im Erzbistum Köln und die Situation rund um Kardinal Rainer Maria Woelki unter die Lupe zu nehmen, hat Papst Franziskus zwei Apostolische Visitatoren beauftragt, eine Untersuchung im Erzbistum Köln durchzuführen. Sie sollen die pastorale Krise und die Krise rund um die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Kirche begutachten. Anfang Juni haben Kardinal Anders Arborelius (Stockholm) und Bischof Hans van den Hende (Rotterdam und Vorsitzender der Niederländischen Bischofskonferenz) ihre Arbeit aufgenommen. Was diese Entscheidung des Papstes bedeutet und ob er auch zum Gespräch eingeladen wird, erzählt Kölns Stadt- und Domdechant Msgr. Robert Kleine im Beitrag auf Radio Köln. Den Beitrag können Sie hier nachhören.
Köln. Die Stadt- und Kreisdechanten, die am Pfingstmontag in einem Schreiben an den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ihre tiefe Sorge über die Krise im Erzbistum sowie Kritik am weiteren Vorgehen nach Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens zum Ausdruck gebracht haben, begrüßen die jetzt von Papst Franziskus angeordnete Apostolische Visitation des Erzbistums Köln. Sie sehen in dem Schritt eine Chance, erklärte der Sprecher der Konferenz, der Wuppertaler Stadtdechant Dr. Bruno Kurth, gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). 14 von 15 Dechanten hatten das Schreiben an Woelki unterzeichnet, zwölf von ihnen hatten den Kardinal am Freitag zu einem rund zweieinhalbstündigen Gespräch getroffen. Es sei ein offener und ehrlicher Austausch gewesen, so Kurth. Die Dechanten – die obersten katholischen Repräsentanten auf Stadt- und Kreisebene – seien bereit, Woelki wie bislang „beratend zur Seite“ zu stehen, erläuterte Kurth. „Aber zur Seite stehen bedeutet ja Loyalität und auch Kritik und das offene, ehrliche Wort“, sagte der Wuppertaler Stadtdechant gegenüber der KNA.
Kleine: „Jetzt im Miteinander weiterkommen“
Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine sagt in einem Statement über die Untersuchung: „Die Visitation eröffnet die Möglichkeit, dass mit einem klaren und unbefangenen Blick von außen auf die Missbrauchsaufarbeitung und auf die pastorale Situation im Bistum geschaut wird.“ Als Visitatoren wurden der Erzbischof von Stockholm, Kardinal Anders Arborelius, und der Vorsitzende der Niederländischen Bischofskonferenz sowie Bischof von Rotterdam, Johannes van den Hende, bestellt. Die beiden Visitatoren sollen bereits Anfang Juni ihre Arbeit aufnehmen.
Im Gespräch mit Woelki habe er, wie auch die anderen Stadt- und Kreisdechanten, in offenen Worten „über meine Wahrnehmung der augenblicklichen Situation im Stadtdekanat und in der Öffentlichkeit gesprochen“, so Kleine. Ihn erreichen immer wieder Anfragen und Zuschriften, in denen Gläubige, aber auch viele Haupt- und Ehrenamtliche ihre Sorgen, ihre Kritik und ihr Leiden an der aktuellen Lage ausdrücken. Zu den Kernaufgaben der Stadt- und Kreisdechanten gehört es, zwischen den Gemeinden und dem Erzbischof für einen Interessenausgleich zu sorgen. „Es ist wichtig, dass wir jetzt im Miteinander weiterkommen“, betont der Kölner Stadtdechant, der auch Domdechant und Mitglied des Domkapitels ist, „damit uns die Menschen hoffentlich irgendwann wieder ihr Vertrauen schenken.“
Picken: „Tabulos über Gründe und Lösungen für Krise sprechen“
Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken hofft laut der Nachrichten-Agentur, dass durch die Apostolische Visitation Glaubwürdigkeit zurückgewonnen werde. Das bedürfe nicht nur der Bereitschaft der Bistumsleitung, Verantwortung zu übernehmen, sondern auch der Offenheit aller im Erzbistum, die Zukunft konstruktiv und im Miteinander zu gestalten, sagte er der KNA. Dabei müsse tabulos über Gründe und Lösungsansätze für die vorliegende Krise gesprochen werden. Eine Visitation könne aber nur ein erster Schritt sein, dem ein langer Prozess der Aufarbeitung und Konsolidierung folgen werde, betonte Picken.
In Kürze soll ein weiteres Gespräch zwischen den Stadt- und Kreisdechanten des Erzbistums Köln und Kardinal Woelki stattfinden. An dem Gespräch hatten auch Weihbischof Rolf Steinhäuser und Generalvikar Dr. Markus Hofmann teilgenommen.
Kölner Domkapitel begrüßt die Apostolische Visitation
Das Metropolitankapitel der Hohen Domkirche Köln begrüßt die Anordnung einer Apostolischen Visitation im Erzbistum Köln durch Papst Franziskus. „Uns liegt die Kirche im Erzbistum Köln mit all ihren Gläubigen am Herzen“, so Dompropst Msgr. Guido Assmann in einer am Samstag verbreiteten Stellungnahme. „Deshalb stehen wir als Kapitel, aber auch als einzelne Kapitulare, den Visitatoren selbstverständlich zum Gespräch zur Verfügung.“ Gleichzeitig werde das Kapitel die Visitation auch im Gebet um Einheit und Frieden begleiten.