Telefonseelsorge verzeichnet mehr Anrufe – TV-Beiträge in den Tagesthemen und im WDR

27. März 2020; ksd

Köln. Durch die Corona-Krise verzeichnet die Telefonseelsorge bundesweit rund 50 Prozent mehr Anrufe, zehn bis zwölf Prozent sind es bislang im Stadtdekanat Köln. Das hat die Leiterin der katholischen Telefonseelsorge, Annelie Bracke, im Interview mit DOMRADIO.DE berichtet. Am Freitag, 27. März, war zudem ein Beitrag über die Telefonseelsorge Köln in den ARD-Tagesthemen zu sehen. Anfang April war Anneliese Bracke dann Studiogast in der WDR-Lokalzeit.

In 30 bis 40 Prozent der Gespräche stehe die Corona-Krise komplett im Mittelpunkt, so Bracke. Dabei werde „über die ganz persönliche Lebenssituation gesprochen, wenn sie sich durch Corona noch einmal sehr verschlechtert“. In anderen Gesprächen spiele Corona nur am Rande eine Rolle, Thema sei es aktuell aber in fast allen Gesprächen, so Bracke.

Zu den Anrufenden zählten auch Menschen, die vielleicht vor der Krise nicht bei der Telefonseelsorge angerufen hätten, lautet Brackes Einschätzung. „Das kann zum Beispiel eine Mutter sein, die jetzt mit Kind und Mann tagelang unter einem Dach lebt. Es wird eng und die Spannung und Konflikte steigen“, sagt sie im DOMRADIO-Interview. Oder eine Abiturientin, die jetzt zu Hause lernen müsse und sich nicht so konzentrieren könne auf die Abi-Vorbereitung, wie sie das im vertrauten Rhythmus und Umfeld konnte und dadurch unter starken Druck gerate. Hinzu kommen die Menschen, die isoliert und einsam leben und bei denen sich das durch die Corona-Krise womöglich noch verstärke.

Es sei wichtig, „dass jemand anruft und einfach mal ausspricht, wie es gerade ist“, erklärt Annelie Bracke. „Dann ist es auch gut, dass da jemand am anderen Ende ist, der zuhört, der vielleicht nicht sofort Tipps gibt, sondern sagt: Erzählen Sie! Und der fragt: Wie ist jetzt Ihr Leben? Wie war es denn vorher? Wie könnte es nachher wieder sein? Da geht es einfach darum, verständnisvoll und interessiert zuzuhören. Ich glaube, die Tipps sind nicht das Erste, was man geben sollte.“

Man könne dann im Laufe des Gesprächs den Blick weiten. „Wenn eine Krise zu einer Panik führt und einer Einengung, kann man auch Mut machen, dass es ja wieder andere Zeiten geben wird und dass man den Blick dafür nicht verliert. Man kann auch noch im spezifischen Umfeld des Anrufenden schauen, wen er oder sie denn vielleicht sonst noch anrufen könnte. Zum Beispiel, wer aus dem Umfeld vielleicht wegen des Telefonats überrascht wäre, sich aber freuen würde.“ Und jenen, die sehr isoliert leben, könne man manchmal nur anbieten, dass sie wieder anrufen können.

 

Das DOMRADIO-Interview mit Annelie Bracke können Sie hier nachlesen und nachhören.

 

Das Studio-Interview mit Anneliese Bracke in der WDR-Lokalzeit kann in der Mediathek abgerufen werden (bis 9. April).

 

#dabei-TV zeigt in der Rubrik „Geist & Seele“ in mehreren Sendeschleifen ein Gespräch mit Annelie Bracke über die Arbeit der Telefonseelsorge in Zeiten von Corona (bis Ostern). Der Telekom-Sender ist kostenfrei streambar.

 

Die Telefonseelsorge ist kostenfrei und rund um die Uhr erreichbar unter den Nummern 0800 1110111 | 0800 1110222 | 116123. Weitere Informationen finden Sie auf der Website.

 

Ergänzend zum Angebot der Telefonseelsorge bieten das DOMFORUM und das Stadtdekanat Köln ab Montag, 30. März, das „Zeit für Sie“-Telefon an unter der Rufnummer 0221 9258471164. Erreichbar ist es von Montag bis Freitag, zunächst von 10 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 16 Uhr. In dieser Zeit stehen erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DOMFORUMs für persönliche Gespräche zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie hier.

 

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