Traumberuf in der Gemeindepastoral: Josef Schäfers geht in den Ruhestand – seine zahlreichen Projekte bleiben

12. Oktober 2020; ksd

 

Köln. Auf die Menschen hören. Ihre Bedürfnisse wahrnehmen, manchmal auch erspüren oder vorausahnen. Und diese dann in ein Projekt, ein Angebot übersetzen, das nah an der Lebenswirklichkeit der Menschen orientiert ist. – Das ist es, was den Pastoralreferenten Josef Schäfers, im Stadtdekanat Köln verantwortlich für die Gemeindepastoral, auszeichnet. Und das ist es auch, was er von „seiner“ Kirche erwartet und gefordert hat. Durch seine rund drei Jahrzehnte umfassende Arbeit wollte Schäfers dies in seinem Traumberuf verwirklichen. Jetzt ist er mit einem herzlichen Dank von Stadtdechant Msgr. Robert Kleine in den Ruhestand verabschiedet worden. Was bleibt, sind die zahlreichen Projekte, die Josef Schäfers angestoßen oder begleitet hat.

Weit über Köln hinaus wirken etwa das Portal „Meine Traukirche“ und das Konzept der Sozialraumpastoral , mit dem Schäfers und seine Caritas-Kollegen in verschiedenen deutschen Bistümern zu Gast waren, um es vorzustellen.

Eine Herzensangelegenheit war für Schäfers das Projekt „ Demenzsensible Kirchengemeinde“. Hier zeichnet er für das Konzept und die Umsetzung mit den Alexianern und der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat verantwortlich. Menschen mit Demenz sollen auch weiterhin Teil ihrer Kirchengemeinde sein können, die Gemeinden für ihre Bedürfnisse, aber auch dafür zu sensibilisieren, dass sie wichtige Mitglieder der Gemeinden bleiben. Wie viele Projekte hat dieses eine ökumenische Dimension bekommen.

Weitere herausragende Projekte sind das Machmit-TV829, wo Josef Schäfers die Projektberatung und Prozessbegleitung übernommen hat, die Organisation mit den katholischen Familienzentren und Jugendverbänden zum jährlichen Weltkindertag und die jahrelange Mitarbeit im Unterstützerkreis des sogenannten „Community Organizing“ für ein breit aufgestelltes, starkes Netzwerk für Bürgerbeteiligung. Im Fokus stehen dabei besonders die Bereiche Verkehr, Bildung und Wohnen.

Zu den Höhepunkten der Dreikönigswallfahrt gehört die   „Nacht der Mystik“ im Kölner Dom, die ein ebenso intensiv spirituelles wie kulturell herausragendes Angebot ist. Das Konzept stammt von Josef Schäfers, der damit zunächst in der Gemeinde St. Johannes XXIII. in Köln-Chorweiler gestartet ist. Im Jahr 2016 war die „Nacht der Mystik“ Bestandteil des 100. Deutschen Katholikentages in Leipzig. Im Laufe der Jahre hat Schäfers zudem in den Gemeinden des Stadtdekanats zahlreiche Projekte und Veranstaltungen begleitet und beraten.

Josef Schäfers hatte sich zunächst für Soziologie, Politik und Publizistik eingeschrieben. Nach seinem Zivildienst in einem katholischen Jugendhaus und einigen existenziellen Erfahrungen durch Todesfälle in der Familie entschied er sich dann für die Theologie. Gemeinsam mit der Publizistik führte sie ihn zu seinem Traumberuf Pastoralreferent. Nach verschiedenen Stationen kam Schäfers 2006 ins Katholische Stadtdekanat Köln und arbeitete seitdem in der Gemeindepastoral. So ganz ruhig wird es für ihn und um ihn im Ruhestand nicht werden: Schäfers bleibt engagiert im Ernährungsrat Köln, mit dem er im Regionalprojekt „StErn-Kita“ zur Steigerung und Einführung von Ernährungsbildung und regional-nachhaltig produzierten Lebensmitteln in Kölner Kitas und Familienzentren engagiert war. Schäfers fungiert im Ernährungsrat künftig als Sprecher des Ausschusses „Ernährungsbildung und Gemeinschaftsverpflegung“. „Dessen Anliegen ist es, Kinder, Jugendliche und Erwachsene für die Vorteile einer regionalen und nachhaltigen Ernährung zu sensibilisieren“, erklärt er. Dies soll in der Bildungsarbeit und Ernährungsversorgung in verschiedenen Institutionen umgesetzt werden. Auf diese Weise will Schäfers auch daran mitarbeiten, die von Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ formulierten Forderungen in Köln konkret umzusetzen.

Zum Abschied hat Josef Schäfers im Interview mit DOMRADIO.DE seinen Wunsch formuliert, wie die Kirche mit der Corona-Krise umgehen sollte: „Sie sollte zuhören. Und vielleicht sollte sie ein bisschen schweigen. Die Menschen sind jetzt sich selbst ausgesetzt, ihrem Gott oder auch Nicht-Gott. Wir sollten das respektieren und versuchen, sie Schritt für Schritt aufzusuchen, nachzufragen, aber ruhig. Ich glaube, es nützt jetzt nicht, sich mit Aktivismus zu überschlagen, weil die Ratlosigkeit umfassend ist. Man muss realisieren, dass sich etwas verändert. Gott ist nicht weg, das ist klar, aber unsere Methoden sind am Ende. Was nicht heißt Niederlage oder Zerstörung, sondern es ist ein anderer Blickwinkel: Abstand ist die neue Nächstenliebe, früher war es Nähe.“

    

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