Ursula-Festwoche 2021– Stadtdechant Kleine: „Nur fromm sein reicht nicht“ / Grabmal der Kölner Stadtpatronin aufwendig restauriert

29. September 2021; ksd

Köln. Bis zum 24. Oktober feierte das katholische Köln die Stadtpatronin St. Ursula mit einer Festwoche. An ihrem Festtag, dem 21. Oktober, wurde die jüngst mit moderner Lasertechnik aufwendig restaurierte Grablege der Heiligen Presse und Öffentlichkeit präsentiert. Am Abend rief Kölns Stadtdechant Msgr. Robert Kleine im Festhochamt dazu auf, die Spaltung zwischen Liebe und Hass zu überwinden und sich auf die Seite der Bedürftigen und Abhängigen zu stellen.

 

Liebe und Hass stehen sich unversöhnlich gegenüber, sind nicht miteinander zu vereinbaren, so Kleine mit Bezug auf das Evangelium, in dem es um Hass und Verfolgung ging, welche Christinnen und Christen, die Freundinnen und Freunde Jesu und des Kreuzes, traf. „Jesus Christus und seine Botschaft rufen uns Christinnen und Christen heraus aus dieser Welt“, so der Stadtdechant. Damit rief er keineswegs zur Weltflucht auf – im Gegenteil: „Wir dürfen nicht unkritisch und distanzlos in dieser Welt aufgehen – weil diese Welt seufzt und schreit.“

Es gilt, sich Fragen zu stellen: „Was heißt das, sich herausrufen lassen aus dieser Welt? Wo lasse ich mich nicht herausrufen? Wo lassen Sie sich herausrufen? Wo sind wir – jeder Einzelne – so existenziell in unseren Grundfesten getroffen, dass wir freiwillig in eine Passion gehen würden? Wo sind wir so leidenschaftlich, dass wir auch das Leiden in Kauf nehmen? Passion – das griechische Wort bedeutet Leidenschaft und Leiden. Dieses beides passt zusammen“, so Kleine.

 

Missstände erkennen und anprangern

 

„Sich herausrufen zu lassen, würde heißen, Missstände zu erkennen, zu benennen und auch anzuprangern“, betonte der Stadtdechant. Es heißt, sich auf die Seite der Bedürftigen und Abhängigen zu stellen, sich für ihre Interessen und Bedürfnisse einzusetzen. „Nur fromm sein, reicht in der Nachfolge Jesu nicht“, machte Kleine klar. Man müsse auch bereit sein, Zorn, Missachtung, gar Hass auf sich zu nehmen, wo es darum geht, unbequeme und kritische Positionen einzunehmen, gerade wenn man sich auf die Seite der Schwachen stellt oder den Blick auf Schwachstellen in der Gesellschaft lenkt.

„Immer wieder, jeden Tag, fragt uns Jesus Christus – wo wir uns auch befinden, welchen Platz wir auch immer einnehmen. Und die leidende, geschundene Welt fragt uns auch: wo wir uns herausrufen lassen und uns in seiner Nachfolge einsetzen für eine andere Welt und für das Reich Gottes“, sagte der Stadtdechant.

 

Christen sollen „Luftwurzelmenschen“ sein

 

Der Theologe Friedrich-Wilhelm Marquardt habe für Christinnen und Christen das Wort „ Luftwurzelmenschen“ geprägt. „Damit meint er: Christsein heißt, sich in dieser Welt nicht so zu verwurzeln, dass wir nicht mehr in der Lage sind, eine kritische Position einzunehmen und uns herausrufen zu lassen“, so Kleine. Das heißt: Es geht vielmehr darum, sich immer wiederaus der eigenen Sicherheit und Gewohnheit zu lösen, die Nöte und Sorgen des Anderen zu sehen und zu handeln.

Auf der einen Seite ist der Hass in der Welt, auf der anderen die Liebe Gottes und Jesu Christi. „Wir können ganz gewiss voller Hoffnung und Vertrauen sein, dass sich immer wieder Menschen von Jesus Christus und seinem Wort herausrufen lassen“, so Kleine abschließend. Dass Menschen „ihr Kreuz auf sich nehmen“, ihrer Berufung und Verantwortung auch gegen Widerstände und Ungemacht nachkommen und tun, was ihnen notwendig erscheint. Und „dass es auch die andere Seite des Kreuzes gibt, die fruchtbringende. Und die Auferstehung“.

 

Grab mit eigens entwickelter Lasertechnik gereinigt

 

Die Grab der heiligen Ursula präsentiert sich nach umfassender Restaurierung befreit vom Schutz und Dreck vergangener Jahrzehnte. Kerzenruß und Staub hatten sich auf der Oberfläche abgelagert. Alabaster ist aufgrund seiner stark porösen, gipsartigen Struktur nur schwer zu reinigen, da bei manueller Reinigung die Gefahr besteht, dass die Oberfläche abgerieben wird. Pünktlich zur Ursulafestwoche verzückt die strahlende Liegefigur mit ihrem beinahe sprichwörtlich bekannten Ursulalächeln nun wieder die Besucherinnen und Besucher der Basilika.

Bei der aufwendigen Reinigung half die Spezialisierung der Kölner Restauratorinnen Susanne Brinkmann und Christina Verbeek aus dem Atelier für Restaurierung in Köln-Riehl: Sie haben in Zusammenarbeit mit dem Hersteller eine Methode zur Reinigung mit Hilfe eines Lasers entwickelt, die zuletzt auch bei der Reinigung der Alabaster-Altäre im Bonner Münster zum Einsatz kam. Die sensiblen Oberflächen können so berührungsfrei gereinigt werden. Nach der Reinigung wurden alte, verfärbte Kittungen ausgetauscht und der Unterbau aus Lahnmarmor manuell gereinigt und Verschmutzungen retuschiert. 

„Besonderer Dank gilt der Kastanienhof-Stiftung aus Köln, die die Maßnahme in Höhe von rund 15.000 Euro finanziert hat“, heißt es in einer Pressemitteilung des Sendungsraums Köln-Mitte, zu dem St. Ursula gehört. „Ohne diese finanzielle Unterstützung wäre eine Reinigung für die Kirchengemeinde finanziell nicht möglich gewesen.“

 

Der heilige Kunibert fand das Grab

 

Das Grabmal der Kölner Stadtpatronin steht spätestens seit dem 15. Jahrhundert an der heutigen Stelle. Hier ist der Ort ist, an dem der heilige Kunibert der Legende nach in der Mitte des 7. Jahrhunderts ihr Grab fand. Das kunstvolle Grabmal wurde 1659 von Johann von Crane gestiftet, der sich bereits einige Jahre zuvor (1643) um die Einrichtung der Goldenen Kammer bemüht hatte. Der Unterbau besteht aus schwarzem Lahnmarmor, die obere Platte ist aus Alabaster gefertigt und zeigt die liegende, bereits entschlafene Ursula. Als Zeichen ihres Märtyrertodes hält sie eine Palme in der Hand, zu ihren Füßen sitzt die Taube, die den heiligen Kunibert auf die Stelle des Grabes aufmerksam machte. Ursulas Haupt liegt auf einem reich verzierten Kissen, auf dem Kopf trägt sie die Krone, die sie als britannische Prinzessin auszeichnet, ebenso wie der Hermelinkragen ihres Gewandes. 

 

Einen weiteren Beitrag von Radio Köln über die heilige Ursula gibt es hier zum Nachhören.

 

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