Weihnachten 2020: „Zugewandt-Sein auf andere Art“ – Birgtta Daniels-Nieswand über Verbundenheit und Nähe durch kleine Rituale

20. Dezember 2020; ksd

Weihnachten 2020: in diesem Corona-Jahr ist alles anders als sonst – oder doch nicht? Leere Plätze, wo sich sonst Menschen auf den Weihnachtsmärkten drängten. Lockdown statt Hektik in den Einkaufsstraßen. Und auf große Familienfeiern und Reisen quer durch die Lande sollen die Menschen wegen Corona verzichten. Das Jahr hat vielen viel abverlangt – wie lässt sich da Weihnachten feiern? Als Famile, als Paar, als psychisch belasteter Mensch oder als jemand, der schon lange einsam ist? Einfach als Mensch in diesem besonderen Jahr? Und ist wirklich alles anders als sonst? Experten aus Einrichtungen im Stadtdekanat Köln geben in unserer vierteiligen Reihe Impulse, Ideen und Einblicke ins eigene Innere. Birgitta Daniels-Nieswand leitet „Seelsorge & Begegnung“ im Paulushaus für psychiatrieerfahrene Menschen und Menschen in Krisen.

 

„Wie kann ich mich als seelisch belasteter Mensch auf die Weihnachtstage vorbereiten? Was kann ich als Angehöriger oder Freundin tun…?“

In einer adventlich-besinnlichen Gruppe in „Seelsorge & Begegnung“ habe ich diese Frage an die Besucherinnen gestellt:

„Das Licht der Verbundenheit hilft uns dabei, das zu sehen, was geht – und nicht das, was nicht geht.“ Danke! „Ich konnte mich wieder wärmen in der Begegnung, nehme Zuversicht mit für die kommende Zeit...“ – Dieses Zitat einer Besucherin zeigt, was gerade jetzt wichtig ist – Verbundenheit zu erleben, sich wärmen zu können in einer Atmosphäre des Angenommenseins.

Und da, wo konkrete Begegnung nicht möglich ist und die sonst stabilisierende Struktur von Terminen und Aktivtäten entfällt, ist es hilfreich, in Telefonaten eine vertraute Stimme zu hören und Nähe zu spüren. Da lassen sich Da-Sein und Zugewandt-Sein auf eine andere Art und Weise erleben.

Was kann noch helfen und unterstützen? Liebgewordenes mal wieder ans Tageslicht zu holen – Bilder und Texte, Gebete und Lieder, die vielleicht schon einmal als tröstend und ermutigend erlebt worden sind. Den Blick weiten und auf das blicken, was möglich ist, und dies Schritt für Schritt umsetzen. Eine Besucherin unserer Runde hat Fotos ausgedruckt und gestaltet damit Kalender und Karten, verschenkt sie als Erinnerung und Dank. Eine andere schreibt Worte auf, die die Seele wärmen und verschickt Briefe.

Miteinander kleine Rituale feiern, wie eine Kerze füreinander anzuzünden und aneinander zu denken – und selbst Zeichen der Verbundenheit weiterzuschenken – auch das gibt Kraft und Trost. Es stärkt das Selbstvertrauen und macht Mut. Das sind kleine Hoffnungsmomente, die Struktur geben in einer so anstrengenden Zeit. Oder eine Einladiung zum Spaziergang, miteinander Tee trinken im Park, mit gebührenden Abstand – auch das in diesen Wochen eine Möglichkeit, um Verbundenheit zu spüren.

 

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